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Basketball-Playoffs: Alba Berlin: Aufbruch oder Umbruch

Alba Berlin muss im dritten Viertelfinalspiel am Sonntag unbedingt gegen die Bayern siegen – oder sich ernsthafte Gedanken um die Zukunft machen.

Etwas ist anders als bei den vielen vorherigen Auswärtsreisen in dieser Saison, und das ist am verregneten Münchner Flughafen am besten an Sven Schultze zu bemerken. Der sonst so aufgeschlossene Basketballprofi von Alba Berlin wartet mit dem Gepäckwagen vor dem Ausgang des Terminal 1 auf den verspäteten Bus – und will im Gegensatz zu seinem weiterhin leicht angeschlagenen Teamkollegen Zach Morley überhaupt nichts mehr sagen. Nur einen Satz: „Actions speak louder than words.“ Dann winkt er ganz ab. Taten sprechen mehr als Worte.

Tatsächlich zählt für Alba Berlin nur noch ein Sieg, wenn dies nicht die letzte Auswärtsreise der Saison gewesen sein soll. Verlieren die Berliner Basketballer am Sonntag (14 Uhr, kostenpflichtig bei Sport1+) bei Bayern München zum dritten Mal in Folge, ist die Saison für sie beendet. Viel zu früh, viel zu unerwartet. Das Halbfinale hatten sich die Berliner als offizielles Ziel gesetzt, einige Spieler hatten unmittelbar nach dem Pokalsieg sogar vom Meistertitel gesprochen. Kurioserweise aber bildete jener Titel im März den Beginn einer sportlichen Talfahrt, die am Sonntag ihren Tiefpunkt erreichen könnte. Falls es der einstige Serienmeister wie schon in der letzten Saison nicht unter die besten vier Teams Deutschlands schaffen sollte. Und das womöglich ohne einen einzigen Sieg. Noch kann Alba diesen GAU verhindern.

Ein Sieg, und es kommt am Mittwoch (20.15 Uhr) zum vierten Spiel in Berlin. Zum Weiterkommen braucht Alba Berlin gegen die bisher souverän auftretenden Münchner sogar drei Siege in Folge. „Wir brauchen im Spiel Ruhe und Geduld“, sagt Albas Geschäftsführer Marco Baldi, und wirkt am Münchner Flughafen, als wolle er diese Gelassenheit seinem Team auch vorleben. Den abfahrtbereiten Bus lässt er erst mal stehen. „Das Spiel wird nicht in drei Minuten und auch nicht in 35 Minuten entschieden“, sagt Baldi. Im zweiten Spiel (73:79) hatten die Berliner zu ungestüm gewirkt. Doch es ist schwer, ruhig zu bleiben, wenn man vor dem Aus steht. Auch für Marco Baldi, der nach Spiel zwei die Schiedsrichterleistung hart kritisiert hatte. Nun sagt er: „Schnee von gestern.“

Im Falle einer Niederlage warten einige schwere Aufgaben auf ihn. Zum Beispiel die Bewertung dieser Saison: Erst unter den besten 16 Mannschaften Europas, dann noch nicht mal bei den besten vier Deutschlands – wie passt das zusammen? Zumindest finanziell droht kein Verlust. Zwar plante Alba in den Play-offs inklusive Halbfinale vier Heimspiele zu haben. „Aber das wird von den sieben Heimspielen in der Top-16-Runde mehr als kompensiert“, sagt Marco Baldi. Mit diesen hatte Alba nicht gerechnet.

Der Mannschaft aber droht der x-te Umbruch, lediglich Aufbauspieler Heiko Schaffartzik besitzt noch einen Vertrag für die kommende Saison. Bei den Langzeitverletzten Vule Avdalovic und Nathan Peavy gibt es Optionen auf Vertragsverlängerung, bei Nihad Djedovic auch. Trainer Sasa Obradovic hat einmal erzählt, sein Vertrag verlängere sich nur bei Finaleinzug, Marco Baldi will darauf nicht näher eingehen. Allerdings scheint es unwahrscheinlich, dass Alba innerhalb von drei Jahren den vierten Trainer holt. In den 20 Jahren zuvor hatte der Klub nur fünf Trainer gehabt. Denkbar wäre zumindest auch, dass Trainer Obradovic, der öfter einen größeren Kader mit besseren Einheimischen forderte, selbst die Lust verliert.

Baldi bestreitet aber Presseberichte, wonach die Mannschaft gegen ihren strengen Trainer spielt. „Das ist Quatsch“, sagt der Alba-Chef. Dass er damit auch recht hat, kann die Mannschaft am Sonntag unter Beweis stellen. Mit Taten.

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