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Bastian Schweinsteiger sitzt hinter einem Absperrband auf der Ersatzbank.

© dpa

Bastian Schweinsteiger: Die Angst des Arrivierten

Bastian Schweinsteiger findet beim FC Bayern München nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub mit Thiago Alcantara, dem Wunschspieler des neuen Trainers Josep Guardiola, einen neuen Konkurrenten vor - und meldet Ansprüche an seine alte Position an.

Wenn der Chef wieder zurück ist, geht in der Regel ein Ruck durch eine Mannschaft und alle strengen sich etwas mehr an. Als Bastian Schweinsteiger unter der Woche sein Comeback beim FC Bayern München nach einer Sprunggelenksverletzung gegeben hat, fiel das hingegen nicht weiter auf. Er ordnete sich ein wie jeder andere Spieler auch und hatte kaum Gelegenheit, Anweisungen zu erteilen oder Akzente zu setzen. Als Indiz, dass Schweinsteiger seinen Status in München eingebüßt hat, taugt das natürlich nicht. Er war in die Partie gegen den FC Barcelona gekommen, als die große Spiellust schon vorbei war.

Im Supercup-Duell an diesem Samstag gegen Borussia Dortmund darf er vermutlich ein paar Minuten länger ran, außerdem ist dann schon aus Prestigegründen wohl auch in der zweiten Hälfte noch ein wenig mehr Engagement im Spiel. Dennoch kann es gut sein, dass sich die Rolle von Schweinsteiger in dieser Saison verändert.

Der neue Trainer Pep Guardiola hat nicht nur Positionen und das Spielsystem in den vergangenen vier Wochen über den Haufen geworfen, sondern auch ein wenig an der Hierarchie gerüttelt. Auf seine Initiative hin haben die Bayern Thiago Alcantara vom FC Barcelona verpflichtet, der sich gleich prima integrierte und auf der Sechserposition überzeugte – dort, wo zuletzt Schweinsteiger agiert hatte. Als Herzstück, als Taktgeber des Bayern-Spiels war der 28-Jährige eine der Säulen auf dem Weg zum Triple gewesen. Und nun muss er wohl zwar nicht um seinen Platz in der Mannschaft bangen, wohl aber um seine Position.

FC Bayern München: Der Platz von Bastian Schweinsteiger könnte künftig etwas weiter vorne sein

Schweinsteiger hatte schon vor seinem Comeback in einem Interview mit dem Kicker wissen lassen, dass er sich auf der Sechserposition am besten aufgehoben fühlt. „Ich bin Flexibilität gewöhnt, aber ich denke, dass zu mir am besten die Position vor der Abwehr passt“, sagte er. Vielleicht wusste er da bereits, was der Trainer mit ihm vorhat, denn die beiden hatten sich in der vergangenen Woche in einem Münchner Lokal getroffen – und waren dort prompt fotografiert worden. Der Platz von Schweinsteiger könnte künftig etwas weiter vorne sein, im offensiven Mittelfeld.

Dort, auf der halbrechten Position, hat in der Vorbereitung bisher Philipp Lahm gespielt, in den vergangenen Jahren einer der besten Außenverteidiger der Welt. Vielleicht hat Guardiola tatsächlich ernsthaft darüber nachgedacht, den Bayern-Kapitän nach vorne zu ziehen, weil er als wendiger, ballsicherer Spieler gut ins Pep-System mit schneller Ballzirkulation passt. Begeistert war Lahm von dieser Idee nicht. „Ich habe immer gesagt, dass es gut ist, wenn man auf einer Position Erfahrung hat. Und die habe ich als rechter Verteidiger und nicht als Mittelfeldspieler“, muckte er ein wenig auf.

FC Bayern München: Thiago Alcantara als Nachfolger für Bastian Schweinsteiger?

Zudem dürfte Guardiola schnell erkannt haben, dass die Alternativen auf der rechten Abwehrseite, die dann vakant wäre, trotz des großen Kaders eher bescheiden sind. Rafinha ist ein solider Bundesligaspieler, aber höchsten internationalen Ansprüchen genügt er nicht. Lahm werde die ganze Saison Rechtsverteidiger spielen, versicherte Guardiola. „Aber jetzt brauche ich ihn eben im Mittelfeld.“ Weil neben Schweinsteiger noch weitere Zentrumsspieler nicht zur Verfügung standen oder, wie Mario Götze, noch immer stehen. Guardiola musste somit experimentieren, um seine Spielideen einzustudieren.

Möglich ist aber auch, dass Schweinsteiger doch wieder zurückkehrt auf die Sechserposition, dort, wo er das Spiel vor sich hat. Denn Thiago lässt sich zum einen im zentralen Mittelfeld flexibel einsetzen. Zum anderen ist er gerade einmal 22 Jahre alt und damit vielleicht sogar noch etwas zu jung, um trotz seiner schon außergewöhnlichen strategischen Fähigkeiten in die Chefrolle zu schlüpfen. Eine Investition in die Zukunft ist er auf jeden Fall, denn wie lange Schweinsteiger noch auf allerhöchstem Niveau spielen kann, wird sich zeigen.

Thiago gehört wie die System-Rochade von Guardiola zu jenen Reizpunkten, die sich die Verantwortlichen des FC Bayern gewünscht hatten, denn sie braucht es, um nach der vergangenen grandiosen Saison neue Spannung in der Mannschaft zu erzeugen. Vor zwölf Jahren, im Anschluss an den Champions-League-Sieg 2001, habe man den Fehler gemacht, alles beim Alten zu lassen, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Das Ergebnis damals: Eine Saison ohne Titel.

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