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Der Spott Gottes. Diego Maradona (l.) hat für den neuen argentinischen Trainer Sergio Batista (r.) keine guten Worte übrig.

© REUTERS

Batista wird Nationaltrainer: Argentiniens Chaostage sind vorbei

Sergio Batista wurde einst mit Diego Maradona Weltmeister, jetzt folgt er ihm als Argentiniens Nationalcoach. Seine Mission ist eindeutig: 2014 in Brasilien muss der WM-Titel her.

Der Griff ins Archiv soll Mut machen. Immer wieder zeigt das argentinische Fernsehen die Bilder von der Siegerehrung in Peking: ein strahlender Lionel Messi mit der Goldmedaille um den Hals, ein glücklicher Sergio Batista, der mit der Olympia-Auswahl 2008 das Land endlich wieder zu einem nennenswerten Fußball-Erfolg geführt hat. Und es zeigt den bärtigen Kämpfer Batista, der 1986 an der Seite Diego Maradonas die Weltmeisterschaft gewann. Die Bilder, die Argentiniens Fernsehsender kurz nach der offiziellen Inthronisierung Batistas zum neuen Cheftrainer des zweimaligen Weltmeisters ausstrahlten, sind aber auch eine Forderung. Batista, der am kommenden Dienstag 48 Jahre alt wird, muss Argentinien wieder zu einer Fußball-Großmacht machen.

Mit der Entscheidung für den bisherigen Interimstrainer Batista stellte der mächtige Fußball-Verbandschef Julio Grondona die Weichen für einen Neuanfang. Das Kapitel Maradona ist damit endgültig beendet. Die Demütigung beim 0:4 im WM-Viertelfinale gegen Deutschland wird wohl das Ende der Laufbahn Maradonas als Nationaltrainer markieren.

Batista kam nicht wie Maradona vor zwei Jahren im feinen Zwirn zur Teamvorstellung, sondern im Trainingsanzug. „Trainer der Nationalmannschaft zu sein, bedeutet eine große Verantwortung zu übernehmen“, erklärte er. „Damit geht ein großer Traum für mich in Erfüllung und eines meiner großen Ziele.“

Sergio Batista gilt als Konzept-Trainer mit klaren taktischen Vorgaben. Der Mann aus Buenos Aires hatte zuletzt die U-20-Nationalmannschaft erfolgreich betreut. Er muss also nicht wie Maradona über 100 ihm unbekannte Spieler zum Nationalelf-Casting einladen, sondern kennt die Akteure, die in den nächsten Jahren die Seele der Albiceleste bilden sollen, schon jetzt. „Ich will eine Mannschaft weiterentwickeln“, sagt Batista. Mit ihm an der Spitze dürfte das argentinische Spiel taktischer und nüchterner werden – nach den chaotischen Maradona-Tagen ein klarer Fortschritt. Die Zeiten, in denen Superstar Lionel Messi ohne Defensivaufgaben an der Mittellinie traben konnte, während wie gegen Deutschland ein Angriffswirbel über die eigene Abwehr hereinbrach, sind vorbei.

Diego Maradona hatte nach seiner Absetzung schon gar nicht mehr mit einer Rückholaktion des Verbandes gerechnet. Er wird künftig wieder die ihm deutlich besser liegende Rolle des Idols und kritischen Kommentators übernehmen, und dass er sich übergangen fühlt, wird die Aufgabe für Batista nicht einfacher machen. Der gestolperte Nationalheld fand dann auch gleich mal ein paar bissige Worte über seinen Nachfolger („ein Clown“), bevor er nach China entschwebte. Dort bezahlten gut betuchte Maradona-Fans rund 25 000 Euro, um beim Mittagessen den Erinnerungen von „El Diez“ zu lauschen.

Auf Sergio Batista wartet derweil die Zukunft. Am 17. November wird es für den neuen Cheftrainer ernst: Im ersten von zwei Duellen binnen weniger Wochen trifft Argentinien in Doha auf den Erzrivalen Brasilien. Batistas Nahziel ist die Copa America im Juli 2011, bei der seine Elf als Gastgeber zum Siegen verdammt ist. Letztmalig konnte Argentinien diesen Titel 1993 gewinnen, seitdem wartet die Nation auf einen großen Titel der A-Nationalmannschaft. Was aber wirklich zählt, das weiß auch Batista: „Ich denke nur an das letzte Spiel der WM 2014 in Brasilien.“ Im Land des Erzrivalen soll Argentinien bei der nächsten Weltmeisterschaft endlich den Platz einnehmen, den es nach seinem Selbstverständnis auch verdient.

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