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Agil und immer beweglich. So lobt Trainer Skibbe den Brasilianer Ronny. Der könnte nun seinen Bruder Raffael zentral hinter den Spitzen ersetzen.

© dpa

Bauch weg, Trainer!: Herthas Ronny: Endlich auch ein guter Athlet

Der Brasilianer Ronny galt bei Hertha BSC bisher vor allem als guter Esser – jetzt ist er auch sportlich in den Blickpunkt gerückt.

In den stillen Tagen zwischen den Jahren sind ein paar besorgniserregende Nachrichten über den Brasilianer Ronny an die Öffentlichkeit gedrungen. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC hatte aus freien Stücken auf eine Heimreise nach Brasilien verzichtet, stattdessen in einem Anflug von Selbstkasteiung die fußballlosen Tage zu individuellem Athletiktraining genutzt. „Es war schwer“, sagt Ronny über diese karge Zeit, „aber man muss auch Opfer bringen.“ Ganz so entbehrungsreich wie kolportiert scheinen die Weihnachtstage allein in Berlin allerdings nicht gewesen zu sein. „Ich habe auch weihnachtlich gut gegessen“, enthüllte Ronny am Montag mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. „Essen ist etwas sehr Wichtiges.“

Eine überraschende Neuigkeit ist das nicht. Im Grunde konnte jeder sehen, dass Ronny kulinarischen Genüssen nicht abgeneigt ist. Gerade zu Beginn seiner Zeit bei Hertha schleppte er ein Wohlstandbäuchlein über den Platz. Inzwischen scheint der 25-Jährige ein gesundes Gleichgewicht zwischen Arbeit und Genuss gefunden zu haben. „Er hat sehr intensiv an sich gearbeitet“, sagt Manager Michael Preetz, und Michael Skibbe, Herthas neuer Trainer, hat dieser Tage nicht nur Ronnys fußballerische Qualität hervorgehoben, er hat ihm auch Dinge nachgesagt, die bisher noch nie in seinem Zusammenhang erwähnt wurden: „Er ist läuferisch gut dabei, immer agil, immer beweglich. Ich sehe da auch defensiv keine Probleme.“

Man mag das für eine Strategie halten: Brasilianische Fußballer gelten als sehr gefühlig, sie brauchen Zuspruch und positive Verstärkung. All das bekommt Ronny von Skibbe. „Es ist immer gut, wenn der Trainer dich lobt“, sagt er. Skibbes Vorgänger Markus Babbel sah das etwas anders. Er versuchte, Ronny und seinen Bruder Raffael durch öffentliche Kritik zu besseren Leistungen zu provozieren. Skibbes Methode aber scheint sich im Fall Ronny fürs Erste als die wirksamere zu erweisen.

Von Marcelinho bis Nene - Herthas Brasilianer in unserer Bildergalerie:

Der Brasilianer hinterlässt in Herthas Trainingslager in Belek einen Eindruck professioneller Entschlossenheit. Natürlich könnte das auch an der Aussicht liegen, endlich einmal eine wichtige Rolle spielen zu dürfen – und die hat Ronny ausgerechnet einer Dummheit seines Bruders zu verdanken. Da Raffael wegen einer Tätlichkeit in der Rückrunde für die ersten vier Bundesligaspiele gesperrt ist, sucht Skibbe noch eine Zweitbesetzung für dessen Position im offensiven Mittelfeld. „Es ist gut möglich, dass der Bruder den Bruder ersetzt“, sagt Herthas Trainer.

Bis auf Torwart hat Ronny schon alles gespielt

Für Ronny wäre dies auch die Möglichkeit, endlich das Vorurteil zu widerlegen, Hertha habe ihn im Sommer 2010 nur deshalb verpflichtet, um seinen Bruder Raffael nach dem Abstieg in Berlin zu halten. In der Bundesliga-Hinrunde ist Ronny ganze drei Mal eingewechselt worden, jeweils in der Schlussviertelstunde. „Glücklich war ich nicht“, sagt er über diese Zeit. Der Stimmungsumschwung nach dem Trainerwechsel ist ihm deutlich anzumerken. Im ersten Testspiel des Jahres, beim 3:2 gegen Osnabrück, hat der Linksfuß gezeigt, dass er seine Chance nutzen will. „Wenn er in den nächsten zwei Wochen so weitermacht, werde ich Mühe haben, ihn nicht aufzustellen“, sagte Skibbe nach der Begegnung. Auch Preetz ist sicher, „dass Ronny ein großer Gewinn für die Mannschaft ist. Er ist einer unserer besten Fußballer, wenn nicht sogar der beste.“

Ronny hat bei Hertha immer auf der linken Seite gespielt, die Rolle zentral hinter den Spitzen wäre für ihn ungewohnt, aber nicht völlig neu. „Bis auf Torwart habe ich schon alles gespielt.“ Der Aussicht, bei Hertha ins Zentrum des Spiels zu rücken, kann er einen gewissen Charme abgewinnen. „Ich mag Ballkontakte“, sagt Ronny. „Da habe ich keine Berührungsängste.“

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