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Von jetzt an selbstbewusst. Bayers Trainer Sami Hyypiä will seine Profis gegen PSG bis ans Limit treiben.

© dpa

Bayer 04 Leverkusen in der Champions League: Leverkusen will gegen Paris gewinnen

Trikottausch war gestern. Bayer Leverkusen 04 spielt in der Champions League gegen das neureiche Paris St. Germain. Die Mannschaft von Sami Hyypiä will die Chance nutzen, ihr Image als Verliererklub in Europa endlich loswerden.

Es kommt nicht oft vor, dass der Konzernklub Bayer 04 Leverkusen wie ein armer Schlucker aussieht. Verglichen mit einem Gegner, der aus einem Etat in Höhe von 430 Millionen Euro schöpft und in den vergangenen knapp drei Jahren 360 Millionen Euro für Spielertransfers ausgab. Gemessen daran muten die 62 Millionen Euro, die der Werksklub seit 2011 investierte, um neue Profis zu verpflichten, wie ein Scherflein an. Gar nicht so ungern haben sich die Rheinländer am Montag in Bescheidenheit geübt, vielleicht auch, um den von der Investorengruppe Qatar Sport Investment (QSI) alimentierten französischen Hauptstadtklub Paris St. Germain in einen Zustand trügerischer Sicherheit zu versetzen. Der Zweite der Bundesliga, der es an diesem Dienstag im Achtelfinalhinspiel der Champions League mit dem französischen Meister und Tabellenführer der Ligue 1 zu tun bekommt, stapelte zum Prolog tief, als es um die Rollenverteilung vor dem Duell in der Bayarena ging. „Ich denke, dass Paris als Favorit in die Begegnung geht und wir ein selbstbewusster Herausforderer sein werden“, sagte der Kapitän Simon Rolfes.

Bei den beiden letzten Duellen mit europäischen Giganten gaben sich die Leverkusener eher demütig. Im Frühjahr 2012 gab es in den Achtelfinalspielen gegen den FC Barcelona eine 1:7-Schlappe im Camp Nou und ein 1:3 daheim. Dabei blieben die Bayer-Profis mehr als Trikotjäger denn als ernsthafte Widersacher in Erinnerung. Ähnlich kampflos ergab sich der Bundesliga-Spitzenklub in dieser Saison Manchester United im Champions-League-Gruppenspiel, das vor eigenem Publikum in einem 0:5-Desaster endete. Wohl auch deshalb konfrontierten französische Reporter den Leverkusener Trainer Sami Hyypiä mit der Erwartungshaltung vieler PSG-Fans, die das Bayer-Kollektiv eher in der europäischen Leichtgewichtsklasse vermuten. „Mir ist völlig egal, was die Fans von Paris denken“, hielt der finnische Stoiker dagegen, „wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir machen.“

Denen, die den mit katarischem Scheichreichtum groß gemachten Verein Verstöße gegen das Financial Fairplay der Uefa vorwerfen, wollte Hyypiä aber nicht beipflichten. „Wenn jemand die Möglichkeit hat, sehr viel zu investieren, ist das nicht so schlecht für den Fußball“, sagte er. „Es gewinnt nicht immer der, der das meiste Geld hat. Es gibt auch andere Sachen, die wichtig sind: eine Mannschaft aufzubauen und erfolgreich zu machen.“

In diesem Prozess sieht sich auch Bayer. Derzeit steckt das Team in einem Zwischentief – in der Bundesliga holte es nur sechs Punkte in den vergangenen sechs Spielen, im DFB-Pokal schied es gegen den Zweitligisten Kaiserslautern aus. Das 0:1 gegen die Pfälzer bewertete das große Publikum jenseits von Leverkusen wie die 0:5-Pleite gegen Manchester als weiteren Beleg für die These, dass es den Leverkusenern an der ultimativen Siegermentalität fehle. In der Liga gingen auch die Spiele gegen die Abstiegskandidaten Braunschweig, Frankfurt und Freiburg verloren.

Um diese These vom großen Verlierer zu widerlegen, dafür kommt die Aufgabe am Dienstagabend (ab 20.45 Uhr im Live-Ticker bei Tagesspiegel.de) gegen Paris St. Germain gerade recht. Zum einen, weil die Franzosen als großes, aber nicht wie einst Barcelona als übergroßes Kaliber eingeschätzt werden. Zum anderen, weil Bayer sich auch gegen Stars wie den manchmal unaufhaltsamen Zlatan Ibrahimovic etwas zutraut.

Der lange Schwede ist das Kronjuwel einer Ansammlung teuer erworbener Spieler. Ihn wollen die Leverkusener, sagt Hyypiä, so attackieren, „dass Zlatan möglichst wenige Bälle bekommt“. Ob das am Ende genügt, um einen der weltbesten Angreifer aufzuhalten? Selbst Hyypiä hat da seine Zweifel: „Du kannst gegen ihn ein beinahe perfektes Spiel machen, und er macht trotzdem ein Wundertor.“ Dass es dazu nicht kommt, auch darum wird Bayer Leverkusen an diesem Dienstagabend kämpfen. „Wir müssen an unser Limit gehen – körperlich und mental“, fordert der Trainer.

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