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Was will Jupp Heynckes? Noch hat er die Wahl.

© dpa

Bayer Leverkusen: Ein attraktiver älterer Herr

Bayer Leverkusens Trainer Jupp Heynckes muss sich zwischen seinem aktuellen Arbeitgeber, Bayern oder der Rente entscheiden. Michael Ballack fehlt erneut.

Wolfgang Holzhäuser erlaubte sich am Wochenende ein paar kecke Worte. Im Editorial des Stadionmagazins von Bayer Leverkusen parliert er normalerweise über Belanglosigkeiten, diesmal aber schrieb der Geschäftsführer des Bundesligisten: „Gerne hätte ich an dieser Stelle auch eine Personalie verkündet, nämlich diese, dass Jupp Heynckes uns eine Zusage zur weiteren Zusammenarbeit gegeben hat. Doch allen Orakeln und Äußerungen von Berufenen und Nicht-Berufenen zum Trotz: Wir warten (leider) immer noch auf die Zusage.“

Eigentlich wollte Bayer schon im Herbst mit Heynckes verlängern. Der Trainer zögert seine Unterschrift aber hinaus. Heynckes wird im Mai 66 Jahre alt – und könnte gut in Rente gehen. Da war er eigentlich auch schon, bis ihn Bayern München im Frühjahr 2009 zurück ins Stadion holte. Nach der missglückten Klinsmann-Ära sprang er damals ein und schaffte mit den Bayern noch die Qualifikation für die Champions League.

Angeblich buhlen die Bayern nun wieder um den rüstigen Trainer. Sie wollen den Coach in der nächsten Saison offenbar als Louis van Gaals Nachfolger verpflichten. Heynckes hält sich zu dem Bayern-Thema bedeckt. Er wolle nichts dementieren, das nicht existiere, sagte er vor dem heutigen Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Villarreal (19 Uhr/Sat 1, Sky). Trotzdem soll erst nach dem Leverkusener Bundesliga-Spiel gegen Schalke am 20. März eine Entscheidung fallen, ob und wenn ja wo er weitermacht. „Wir haben uns verständigt, dass wir nach dem Schalke-Spiel um eine Entscheidung ringen“, sagte Heynckes.

Die Spieler schätzen Heynckes

Dass er ein neues Angebot seines guten Freundes Uli Hoeneß annehmen könnte, ist eher unwahrscheinlich. Vor seinem Rettungsjob war er schon von 1987 bis 1991 Trainer des FC Bayern. Er weiß, wie anstrengend und nervenaufreibend die Arbeit beim glamourösen Rekordmeister sein kann. Im stillen Leverkusen hat er dagegen ein Idyll gefunden: Er kann dort in Ruhe wirken und sich seiner liebsten Aufgabe widmen: der Ausbildung von jungen, talentierten Spielern. Die Arbeit mit Diven, die sich traditionell beim FC Bayern tummeln, war noch nie Heynckes’ Sache.

In Leverkusen schätzen die Spieler ihren Trainer. „Heynckes ist ein Vollprofi und einer der besten Trainer, die ich je hatte“, sagt etwa Torhüter René Adler. „Es ist nicht nur das Fachliche, es ist auch das Menschliche. Und das ist wichtig für eine so junge Mannschaft.“

Gegen Villareal ohne Ballack

In der Arbeit mit seinen jungen Profis sind Heynckes, der lange in Spanien und Portugal gearbeitet hat, seine Sprachkenntnisse hilfreich. Der Chilene Arturo Vidal wurde in der Zusammenarbeit mit Heynckes zu einem der besten defensiven Mittelfeldspieler der Liga. Der Trainer schaffte es, den Profi, der früher regelmäßig Rote Karten kassierte, weitgehend so zu bändigen, dass er meist nur noch Foul spielt, wenn es sein muss. „Dadurch, dass er Spanisch spricht, kann er mir die Sachen besser erklären“, sagt Vidal. „Ich kann mit ihm darüber sprechen, was ich gut und was ich schlecht mache. Er hat außerdem sehr viel Erfahrung, er hat schon viele Mannschaften trainiert, das merkt man ihm an. Davon profitiert die ganze Mannschaft.“ Nur Michael Ballack dürfte kein Heynckes-Fan sein. Der Trainer weigert sich hartnäckig, den alternden Star bevorzugt zu behandeln. Im Spiel gegen Villarreal wird Ballack heute Abend wohl wieder fehlen. Er muss zurzeit Fitness-Defizite aufholen. Womöglich ist die Personalie Ballack einer der Punkte, über die Heynckes noch mit Bayer verhandelt. Der „Capitano“ kam im vergangenen Sommer auf Wunsch der Konzern-Manager nach Leverkusen. Heynckes wurde übergangen.

Ein letztes Mal Champions League

Ein weiteres Argument dafür, dass Heynckes in Leverkusen verlängern könnte, ist dies: Zum Abschluss seiner Karriere würde der Trainer gern noch einmal in der Champions League spielen, die er 1998 mit Real Madrid gewann. Bayer Leverkusen liegt zurzeit auf dem zweiten Tabellenplatz und hat beste Chancen, sich auf diese Art direkt zu qualifizieren. Die Bayern dagegen liegen sieben Punkte hinter Platz zwei zurück.

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