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Bayer Leverkusen: Gallige Grüße an den alten Chef

Leverkusen ist mit dem 0:0 zufrieden – auch weil damit HSV-Trainer Labbadia nicht Tabellenführer wird.

Beim Tabellenführer der Fußball-Bundesliga hatte man vor dem brisanten Spitzenspiel in Hamburg die Sprachregelung ausgegeben, bloß nichts Negatives über Jupp Heynckes’ Vorgänger Bruno Labbadia zu sagen. Der hatte seinen Rauswurf bei Bayer Leverkusen im Mai bekanntlich provoziert, als er sich nach starker Hinrunde von seiner abstürzenden Mannschaft entfremdet und dies in einem langen Interview auch zugegeben hatte. Als Trainer des HSV wollte Labbadia kein schlechtes Wort über sein ehemaliges Team verlieren.

Man hätte die alte Fehde zwischen den Bayer-Profis und dem Coach vergangener Tage auch tatsächlich vergessen können nach diesem belanglosen 0:0 zwischen dem HSV und Leverkusen am Samstagabend, wären da nicht Simon Rolfes’ Sätze gewesen. Leverkusens Kapitän sagte: „Jupp Heynckes hat einen Riesenanteil an unserem Erfolg. Wir sind mit der Mannschaft der vergangenen Rückrunde nicht zu vergleichen. Heynckes ist nicht nur eine absolute Respektsperson, sondern auch ein echter Fußballfachmann.“ All das also, was Labbadia in seinen Augen nicht ist? Wer wollte, konnte das gern als späte Rache verstehen. Ein Stück Genugtuung steckte drin in dieser Leverkusener Mannschaft, in der alle schon unter Labbadia gespielt haben und der famose Verteidiger Sami Hyypiä von ihm geholt worden war. Genugtuung darüber, die Tabellenführung durch das verdiente Unentschieden bewahrt und sie nicht an Labbadias Team abgegeben zu haben.

Das Lob für den neuen Coach hingegen kam nicht nur vom Kapitän. Der Respekt vor dem erfahrenen Fußballcoach zog sich durch alle Äußerungen. „Der Trainer legt großen Wert auf die Defensive“, sagte Torwart René Adler, „das bekommt unserem Spiel gut. Unser Ziel war, wieder zu null zu spielen.“ Zum sechsten Mal schon blieb Leverkusen ohne Gegentor – Bayer stellt die beste Abwehr der Liga. Die gesamte Abwehrorganisation sei sehr gut gewesen, urteilte Heynckes und sprach damit Sami Hyypiä an, ohne dessen Namen zu nennen.

Beim 36 Jahre alten Finnen sehen sogar kleine Fehler gekonnt aus. Nach zehn Jahren in Liverpool und mehr als 100 Länderspielen hat er die Rolle als Leverkusener Abwehrchef mit großer Selbstverständlichkeit übernommen. Heynckes sagte: „Er ist ein absoluter Vollprofi, ein Glücksfall für uns.“ Dem Gelobten selbst war der vom großen Rest der Mannschaft als Gewinn hingenommene Punkt indes zu wenig. „In der Defensive war das taktisch gut, nach vorn aber nicht“, sagte er.

Tatsächlich reagierte Leverkusen nämlich zu spät auf den HSV, der mit seinem schwachen Sturm kaum mal gefährlich wurde. Rolfes, Hyypiä und mit der größten Chance des Spiels Kießling hätten in den letzten zehn Minuten fast getroffen. Erst da traute sich Leverkusen mehr zu. Zweimal aber hielt der Hamburger Torwart Frank Rost großartig, Rolfes’ Kopfball ging über das Tor.

Der HSV bleibt zu Hause unbesiegt. Doch die Sorgen sind nach diesem 0:0 eher größer geworden. Labbadia hatte den gerade 19 Jahre alten Tolgay Arslan neben Marcus Berg in den Sturm gestellt. Arslan begann neben dem zunächst schwachen Schweden mit Elan, verletzte sich nach Vidals Foul früh und musste raus. „Ich weiß auch nicht, was wir verbrochen haben“, sagte Labbadia, denn nun fehlen nicht nur Guerrero und Petric, sondern auch die Drittbesetzung fällt aus. „Würden wir sie nicht vermissen, hätten wir etwas falsch gemacht in der Kaderplanung“, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann bissig. Das neue Ziel formulierte er so: „Wir müssen bis zum Winter durchkommen und dürfen bis dahin den Kontakt nach vorn nicht verlieren.“

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