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Sport: Bayer meldet Vollzug

Leverkusen entlässt Trainer Klaus Toppmöller – kommt jetzt das Duo Rehhagel/Götz?

Leverkusen. Das gleißende Gewitter aus Blitzlichtern prasselte heftig auf Reiner Calmund herab. Der Manager von Bayer Leverkusen ist es gewohnt. Besonders in den vergangenen Wochen. Doch diesmal wirkte sein Gang zur Pressekonferenz schwerer als sonst. Schwer fiel ihm offenkundig auch die Verlesung jener Erklärung, deren Inhalt keinen mehr überraschte. „Ab sofort ist Klaus Toppmöller nicht mehr Cheftrainer von Bayer Leverkusen“, hob Calmund schließlich langsam an, „darauf einigten sich beide Parteien nach einem Gespräch zwischen der Geschäftsführung und dem Trainer.“ Einem etwa 90 minütigem Gespräch, das Calmund später „ordentlich“ nannte. Es waren Toppmöllers finale Minuten in Leverkusen.

Es folgte jene bei allen Trainerentlassungen übliche Betroffenheitsrhetorik. „Bedauern“ würden sie diese Entscheidung, so Calmund weiter, weil „Toppmöller den Verein dank erstklassiger Arbeit in der letzten Saison in die internationale Spitze geführt hat. Doch wegen unserer prekären Situation blieb der Geschäftsführung keine andere Wahl.“ Am Dienstag, wenn es für Leverkusen gegen Newcastle United um die letzte Chance in der Champions League geht, soll nun Thomas Hörster auf der Bank sitzen, der bisherige Trainer der Leverkusener Amateure. Über diesen Tag hinaus hat sich der Verein laut Calmund „noch keine grundsätzlichen Gedanken gemacht“. Doch die Möglichkeit sei groß, „dass Hörster auch beim nächsten Bundesligaspiel in Hannover auf der Bank sitzt“.

Insbesondere die Art und Weise, mit der der Leverkusen 1:2 gegen Hansa Rostock, einen direkten Konkurrenten gegen den Abstieg, verloren hatte, gab letztlich den Ausschlag für diese Entscheidung. Es hatte schon „in der Winterpause sehr ernste Gespräche mit Toppmöller gegeben“, so Calmund, „aber nach der Niederlage in Bochum hatten wir ja noch ein Fünkchen Hoffnung, dass es besser werden würde“. Demgegenüber jedoch habe die erneute Heimniederlage „wie ein Erdrutsch“ gewirkt. „Ich weiß nicht, wie wir überhaupt noch gewinnen sollen“, hatte Toppmöller Calmund zufolge danach in der Kabine gesagt. Was Calmund aber die größten Schweißperlen auf die Stirn treibt, ist die Tatsache, „dass auch bei den erfahrenen Spielern die Nerven blank liegen und sie kein Selbstvertrauen mehr haben“. Der Manager nannte Carsten Ramelow, dessen Leistung gegen Rostock von den eigenen Fans mit gellenden Pfiffen quittiert worden war, als alarmierendes Beispiel. Diese katastrophale allgemeine Verfassung der Mannschaft mitten im Abstiegskampf, „macht uns allergrößte Sorgen“, sagte Calmund.

Diese Sorgen soll nun Thomas Hörster vertreiben? Calmund schätzt ihn als „guten Taktiker und erstklassigen Trainer“. Doch an eine Dauerlösung mit Thomas Hörster mag niemand so recht glauben. Dafür erscheint Hörster zu unerfahren und zu wenig repräsentativ für die gestiegenen Ansprüche des Champions-League-Finalisten. Deswegen war gestern auch ein Tag der Gerüchte und Prognosen über den wirklichen Nachfolger Toppmöllers. Die einen wollten von einem Tandem mit Otto Rehhagel und Falko Götz wissen. Diese Lösung entspräche dem letzten Krisenmodell Borussia Dortmunds, als Matthias Sammer in höchster Abstiegsgefahr Udo Lattek als Aufpasser zur Seite gestellt bekam. Rehhagel ist momentan Nationaltrainer Griechenlands. Falko Götz, der 1988 als Spieler mit Leverkusen den Uefa-Cup holte, beobachtete in dieser Saison schon häufiger das Team. Gleichzeitig werden weitere derzeit arbeitslose Trainer wie Jürgen Röber und Frank Pagelsdorf gehandelt. Sogar eine Rückkehr von Christoph Daum nach Leverkusen wird nicht mehr kategorisch ausgeschlossen.

Welcher Trainer auch immer kommen mag – er muss laut Calmund „hier keinen Omnibus fahren, sondern einen großen Tanker steuern“. Das deutet darauf hin, dass sie einen großen Namen suchen in Leverkusen. Gleichzeitig könnte die von Calmund gewählte Metapher als beunruhigendes Omen verstanden werden. Tanker reagieren nun mal sehr schwerfällig auf Kursänderungen. Und der Tanker Leverkusen steuert zurzeit Richtung Abstieg.

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