zum Hauptinhalt
Zum Abheben. Die Bayern Ivica Olic, Daniel van Buyten und Martin Demichelis (von links) toben sich im Olympiastadion aus. Foto: dpa

© dpa

Sport: Bayern feiert in Berlin weiter

Die Münchner demontieren Bremen beim 4:0 im Finale mit Präzision und sind bereit für Inter Mailand

Berlin - José Mourinho war nicht unter den 75 420 Zuschauern im Berliner Olympiastadion. Er muss am Sonntag in Siena die italienische Meisterschaft gewinnen, aber vorher ließ der Trainer von Inter Mailand noch im ZDF ausrichten, dass er den FC Bayern für „eine der besten Mannschaften, die ich kenne“ hält. Die Münchner rechtfertigten das Kompliment mit einer großartigen Leistung. Arjen Robben, Ivica Olic, Franck Ribéry und Bastian Schweinsteiger schossen die Tore zum 4:0 (1:0)-Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen. Der Deutsche Meister spielte so überragend auf, dass ihm auch in einer Woche im Champions-League-Finale von Madrid gegen Mourinhos Inter alles zuzutrauen ist. In dieser Form ist der FC Bayern reif für das Triple aus Meisterschaft, Pokalsieg und einem Triumph in der Champions League, von dem sie in München gar nicht mehr so heimlich träumen.

Lange nicht mehr hat eine Mannschaft ein Pokalfinale so deutlich dominiert, wie es den Bayern am Samstag gelang – und das gegen einen Kontrahenten, der in der Bundesliga immerhin auf Platz drei eingelaufen ist. Werder hatte eine einzige richtige Torchance, es war sogar eine sehr große, als es noch 0:0 stand. Der frühere Münchner Claudio Pizarro schob am linken Strafraumeck erst Daniel van Buyten den Ball durch die Beine und scheiterte dann an Jörg Butt, der auch Torsten Frings’ Nachschuss parierte und anschließend ein wenig Glück hatte, dass Aaron Hunt einen Tick zu zaghaft nachstocherte.

Wenn die Bremer denn eine Chance hätten haben wollen, dann hätten sie mehr dieser Nadelstiche setzen müssen. Dazu kamen sie kaum angesichts des Münchner Hochgeschwindigkeitsfußballs. Zu dominant waren die Bayern, als dass es dem Gegner möglich gewesen wäre, diese tiefe Grundstellung aufzugeben. Zudem spielte Werders Nationalspieler Mesut Özil weit unter dem Niveau, das er in dieser Saison schon so oft gezeigt hat.

Die Münchner hingegen paarten individuelle mit kollektiver Klasse. Mit aus Bremer (und Mailänder?) Sicht beängstigender Präzision trugen sie ihre Angriffe vor, exaktes Kurzpassspiel kombiniert mit brillanten Einzelleistungen. Obwohl der aufgeweichte Rasen diesen Ansatz nicht begünstigte, hielt sich die Fehlerquote in bescheidenen Grenzen. Nur beim final kick schwächelten die Münchner anfangs noch. Einmal zögerte Robben nach einem seiner typischen, nach innen gezogen Dribblings zu lange, ein anderes Mal schoss der Holländer nach sensationellem Doppelpass mit Thomas Müller über die Latte und dann schlug Olic nach Robbens Pass über den Ball.

So musste denn zur hoch verdienten Führung ein Elfmeter herhalten, Per Mertesacker verursachte ihn zehn Minuten vor der Pause mit einem Handspiel gegen Olic. Werders Torhüter Tim Wiese liebt solche Situationen, er hüpfte wie ein Frosch auf der Linie, aber Robben ließ sich nicht irritieren und verwandelte so sicher, wie man einen Elfmeter nur verwandeln kann. Hätte Müller kurz darauf nach Franck Ribérys Dribbling nicht überhastet vorbeigeschossen, wäre das Spiel schon zur Halbzeit entschieden gewesen.

Das Versäumte holten die Münchner schnell nach. Fünf Minuten waren gespielt in der zweiten Halbzeit, da schlug Robben eine Ecke von rechts, abermals sah Mertesacker schlecht aus und Olic bugsierte den Ball zwischen Philipp Bargfrede und Wiese hindurch zum 2:0. Ribéry legte allein vor Wiese schnell noch ein drittes Tor nach. Werder war geschlagen und fügte sich in das Unvermeidliche – nicht willenlos, aber doch ohne jede Chance, für die Bayern mehr als nur ein besserer Testspielpartner für das große Finale von Madrid zu sein. Das schönste Tor hob sich der Pokalsieger für den Schluss auf. Schweinsteiger erzielte es, nach perfekten Anspiel von Philipp Lahm. Wie er den Ball mit der Brust stoppte und so artistisch wie elegant vollendete, entsprach genau der Vorstellung, die seine Mannschaft hingelegt hatte.

Wie heftig die Bayern nun feiern dürften, wurde Thomas Müller nach dem Schlusspfiff gefragt. „So, dass es noch für Mailand reicht“, sagte er. Präzise eben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false