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Bayern - Frankfurt: 40 Schüsse, kein Tor

Der FC Bayern ist gegen Frankfurt 90 Minuten lang klar überlegen, schafft aber nur ein seltsames 0:0. Die Frankfurter feirten es wie einen Sieg.

Er wollte nicht reden. „Ich muss weg“, sagte Oliver Kahn im Vorbeigehen – und dann verschwand er. Nach vier Wochen Verletzungspause war er wieder ins Tor des FC Bayern zurückgekehrt, und jetzt, am Samstag um kurz nach sechs, sah er irgendwie erholt aus. Die 90 Minuten gegen Eintracht Frankfurt hatten Kahn ja auch nicht sonderlich angestrengt: Weil er nur selten mitspielen durfte. Die Bayern dominierten die Partie – allerdings gewannen sie trotzdem nicht. Am Ende stand es wie schon bei der vorangegangenen Bundesligapartie der Münchner in Dortmund 0:0. Es war ein seltsames 0:0, das den Vorsprung der Münchner in der Bundesligatabelle auf zwei Punkte schrumpfen ließ.

„Frankfurt hat sich diesen Punkt verdient“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld, „wir waren selbst schuld.“ Er hatte damit nur teilweise Recht: Verdient war der Punkt für Frankfurt in Wahrheit nicht. Ehrlicher war da schon der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge: „Eintracht hatte nicht nur das notwendige, sondern ein großes Quäntchen Glück.“ Die Frankfurter kämpften, grätschten, droschen den Ball weg. „Wir haben Leidenschaft gezeigt“, wie Spielmacher Markus Weissenberger etwas schöner formulierte. An der Mittellinie aber hatte die Leidenschaft ein Ende.

Schon nach zwölf Sekunden hätte das erste Tor für den Tabellenführer fallen müssen: Nach einer Flanke von Zé Roberto flog der Ball direkt vor die Füße von Luca Toni, der aber aus wenigen Metern an Frankfurts Torhüter Oka Nikolov scheiterte. So ging das weiter, die Torchancen für die Bayern nahmen und nahmen kein Ende, mal stand die Latte im Weg, mal irgendein Abwehrspieler, mal Torwart Nikolov (der kurzfristig den grippekranken Markus Pröll vertrat). „Es fehlt uns noch der Killerinstinkt“, stellte Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld fest. Dass ihm das ausgerechnet nach so einem Spiel gegen Eintracht Frankfurt auffiel, macht die Sache für die Münchner nicht gerade besser.

Die Bayern beschwerten sich hinterher wegen der defensiven Ausrichtung Frankfurts - mit Ausnahme von Amanatidis, Takahara und Weissenberger ließ Trainer Friedhelm Funkel ausschließlich Defensivakteure auflaufen. „Was soll ich machen“, verteidigte sich Funkel, „es waren sechs Stammspieler verletzt.“ Und die Münchner hatten auch so genügend Gelegenheiten, das Spiel zu entscheiden, insgesamt schossen sie knapp 40-mal auf das Tor der Frankfurter. Dennoch könnte man es durchaus auch so sehen wie Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen: „Unsere Taktik ist aufgegangen.“

Als das Spiel dem Ende zuging und das 0:0 noch immer auf der Anzeigetafel aufleuchtete wie ein fieses Grinsen, da wurden die Bayern nervös, „die Mannschaft geriet unter Druck“, wie Hitzfeld sagte. Die Bayern drängten verzweifelt auf das Tor – es half nichts. Das 0:0 blieb, die Frankfurter feierten es wie einen Sieg, und Manager Uli Hoeneß umschrieb die Stimmung bei den Münchnern mit einem Wort: Dass es ja so nicht gerade Spaß gemacht haben dürfte, stellte ein Reporter fest, und Hoeneß sagte: „Wenig“, und ging davon.

Michael Neudecker[München]

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