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Sport: Bayern fürchtet nur die Bayern

Die Konkurrenz gratuliert schon zum Titel, Manager Uli Hoeneß plant die nächste Saison

Stuttgart. Uli Hoeneß liebt solche Momente. Er wird gefragt, warum er denn neue Spieler kaufen wolle, wenn alles so prima läuft. Der Manager des Tabellenführers FC Bayern München lächelt verschmitzt und schlüpft in die Rolle des Mannes mit Visionen. „Ein Verein, der weitsichtig plant, lässt sich nicht durch ein paar Niederlagen oder Siege blenden“, sagte Hoeneß nach dem 3:0-Sieg beim VfB Stuttgart. Da war er wieder, der Vorausdenker, der immer dann nachdenkt, wenn andere sich noch in Panik befinden oder in Erfolgen sonnen. Sie werden einkaufen, auch jetzt, da sie mit acht Punkten vor der Konkurrenz stehen und die notgedrungen schon zum Titel gratuliert.

„Wir werden zur neuen Saison einen guten Abwehrspieler kaufen“, sagte Hoeneß. Das könne aber auch schon zur Winterpause passieren. Die Verhandlungen mit dem Argentinier Demichelis von River Plate Buenos Aires stehen kurz vor dem Abschluss. Und auch wenn Dortmunds Manager Michael Meier Kontakte zu Kaiserslauterns Stürmer Miroslav Klose bestätigte, scheint sich Hoeneß auch in dem Punkt sicher, der Sieger wird am Ende Bayern München heißen. „Das ist mittelfristig zu sehen. Ob das schon im Sommer klappt oder nächstes Jahr, werden wir sehen. Wenn Giovane Elber immer so spielt, haben wir kurzfristig keine Sorgen“, sagte er. Er weiß zu gut, dass Kaiserslautern Klose bald verkaufen muss, um seine finanziellen Sorgen ein wenig zu lindern. Pokern gehört zum Geschäft. Schließlich ist Kloses Berater Michael Becker auch Manager von Bayerns Mittelfeldstar Michael Ballack.

Hoeneß sah zufrieden aus. Ein Mensch, der seine Balance nach einer schweren Zeit wieder gefunden hat. Er hat die Ohrfeigen nicht vergessen, die die Konkurrenz aus Europa in der Champions League seiner Mannschaft verpasst hat. Jetzt wollen sie es wenigstens den Gegnern auf nationalem Parkett zeigen. „Wir haben auch mit 20 Punkten Vorsprung Spaß“, sagte Hoeneß.

Seine derzeitigen Schäfchen sind die Ruhe selbst. „Wir haben beschlossen, kein Spiel mehr zu verlieren“, sagte Santa Cruz. „Das ist der FC Bayern“, sagte Oliver Kahn. „Wir können uns nur noch auf zwei Wettbewerbe, den Pokal und die Meisterschaft, konzentrieren. Wir wollen unbedingt Meister werden“, sagte Ballack. Uli Hoeneß freut sich über solche Aussagen, die Unerschütterlichkeit und Entschlossenheit vermitteln. Es war ein heilsamer Schock, der ihnen da in der Champions League passiert ist. „Nur mit Arroganz und Überheblichkeit können wir noch ins Straucheln kommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.

Das werden sie verhindern. Sie müssen es sogar. Denn Trainer Ottmar Hitzfeld sieht müde aus, und keiner weiß so ganz genau, ob er nicht doch nach dieser Saison aufhört. Weshalb der Manager den FC Bayern derzeit mit eiserner Hand steuert. „Oberstes Gebot wird die Disziplin sein, darauf werden wir achten“, sagte Hoeneß. „Die Meisterschaft können wir uns nur noch selbst nehmen. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie sich nach dem Aus in der Champions League nicht gehen lässt.“ Und nächste Saison werden sie wieder mitspielen im Konzert der Großen und sich für die spöttelnden Kommentare revanchieren. „Wir haben heute zwar nicht in Weiß gespielt, aber trotzdem wie ein Ballett“, sagte Hoeneß. Es war ein Warnschuss der längst wieder belebten Gestrauchelten aus dem Süden.

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