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Kapitän im Bodenkampf. Philipp Lahm (rechts) und der FC Bayern benötigen gegen Lille einen Sieg für die interne Ruhe.Foto: dpa

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Bayern in der Champions League: Mitten auf der Kreuzung

Nach mäßigem Start steht der FC Bayern in der Champions League unter Druck. Das Spiel gegen den französischen Vertreter OSC Lille könnte nun zeigen, wo es für den FC Bayern in dieser Spielzeit hingeht.

Thomas Müller ist ein heiterer Mensch, zumal nach Siegen. Er lacht dann viel, er scherzt, und manchmal wird er ein bisschen übermütig, wie nach dem Sieg am Samstagabend gegen den Hamburger SV. Thomas Müller tat vor den Mikrofonen erst so, als würde er Franck Ribéry kritisieren, was natürlich ein Jux war: Der Franzose hatte überragend gespielt. Und dann befand Müller mit einem Blick in die Zukunft, dass beim FC Bayern nun grundsätzlich Schluss sein müsse mit Trübsal und Unkenrufen. Die Diskussionen um eine Novemberdepression solle man doch nun bitte „ad acta legen“, beschied der Flügelstürmer. Dies war ihm tatsächlich ein ernstes Anliegen.

Der November ist noch ziemlich jung, was die Vermutung nahe legt, dass aus Müller in diesem Moment das überbordende Selbstbewusstsein eines bajuwarischen Seriensiegers sprach. Sein Team liegt in der Bundesliga schließlich sieben Punkte vor dem Zweitplatzierten Schalke 04. Es ist trotzdem nicht gesagt, dass die Bayern nicht doch wieder eine Novemberdepression ereilt, wie es im vorigen Jahr der Fall war: Da hatte die Mannschaft die Gegner auch zuerst reihenweise in ihre Einzelteile zerlegt und fiel dann in ein Leistungsloch, was der Anfang vom Saisonende ohne Titel war. Die Partie am heutigen Mittwoch gegen den OSC Lille (20.45/ZDF live) könnte nun zeigen, wo es für den FC Bayern in dieser Spielzeit hingeht. In der Champions League waren die Auftritte der Münchner in dieser Saison nämlich alles andere als souverän: Ein Punktverlust gegen die Franzosen wäre deshalb selbst für den Gute-Laune-Menschen Müller ein mächtiger Stimmungskiller.

Wegen der überraschenden Niederlage am zweiten Spieltag gegen Bate Borissow steht der FC Bayern nämlich nur auf dem dritten Rang der Tabelle. Lille ist zwar mit null Punkten Letzter der Gruppe F, aber ein gefährlicher Gegner: Die Mannschaft hat in der französischen Liga zuletzt zehn Punkte aus vier Spielen geholt und am Wochenende Evian souverän 2:0 geschlagen. Und im Hinspiel in Frankreich taten sich die Bayern auch ungewöhnlich schwer: Nur ein Strauchler im Strafraum von Philipp Lahm und ein daraus resultierender, schmeichelhafter Elfmeter führten zum 1:0-Sieg. Tatsächlich war der Auftritt so wenig überzeugend wie der beim 1:3 in Borissow und auch der bei der ersten Partie gegen Valencia. Da siegte München 2:1, hätte sich aber in der Schlussphase neben dem Anschlusstreffer auch nicht über den Ausgleich beschweren können.

Doch Zweifel gehören momentan nicht zum Repertoire des Rekordmeisters. Neben Müller will auch Verteidiger Jerome Boateng die Wackelauftritte nicht so richtig wahrhaben. Beim Hinspiel in Lille, sagte er am Montag, „waren wir durch die vielen englischen Wochen ein Stück weit müde“. Beim Rückspiel in München, vor heimischem Publikum, sei er nun guter Dinge. Jupp Heynckes machte es sich nicht ganz so leicht. „Ich erwarte von der Mannschaft noch viel mehr“, sagte der Trainer. „Mir ist das zu euphorisch, zu positiv. Wir haben überhaupt noch nichts erreicht.“ Auch Franck Ribéry gab zu bedenken, dass die Partie gegen Lille ganz schwer werde.

Es braucht keine Hellseher, um zu wissen, dass der Franzose recht hat: In München wäre bei einer Niederlage Feuer unter dem Dach. Denn dann bräuchte es in den letzten beiden Partien gegen Bate Borissow und den FC Valencia zwei Siege, um die Gruppenphase sicher zu überstehen. Die Diskussionen um eine Novemberdepression wären dann ganz schnell wieder auf der Agenda – und würden die Bayern auch bis in die Bundesliga hinein verfolgen.

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