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München schlägt sich selbst. Bayern-Verteidiger Holger Badstuber (2. v. r.) grätscht den Ball ins eigene Tor, Torwart Manuel Neuer ist nach 1147 Minuten wieder überwunden. Foto: dapd

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Sport: Bayern lässt sich blenden

Beim 1:1 in Neapel kassiert München das erste Tor nach zwölf Spielen und verschießt einen Elfmeter

Es waren nicht nur die zuletzt gezeigten Leistungen, die Bayern München blendeten und beim 1:1 (1:1) beim SSC Neapel das erste Gegentor seit zwölf Pflichtspielen einbrachten. Als Mario Gomez kurz nach der Halbzeit einen Handelfmeter schießen durfte, war sein berechenbarer und lascher Schuss vielleicht nicht nur mangelnder Konzentration oder Überheblichkeit zuzusprechen. Die Napoli-Fans hatten ihn vor der Ausführung mit grünen Laserpointern zu blenden versucht. Auch sonst „hat Napoli uns das Leben schwer gemacht“, sagte Torhüter Manuel Neuer und meinte nicht die Fans. „Das Gegentor war nicht wichtig, wir haben nicht gewonnen, das ist nicht schön.“

Auch ohne Ablenkungsmanöver hielt die Ansetzung, was sie versprach. Den besseren Beginn hatte der Tabellenführer der Bundesliga. Bereits in der zweiten Minute schloss Toni Kroos einen von Anatoli Timoschtschuk über Jerome Boateng makellos vorgetragenen Angriff mit einem Flachschuss zum 1:0 ab. Die 60 000 auf den Rängen, die bis dahin mit Sprechchören, Pfeifkonzerten und Böllerschüssen das Stadion in einen Hochofen der Emotionen verwandelt hatten, wurden von einer Schockstarre erfasst. Plötzlich waren nur die Bayernfans zu hören, die nun selbst ein paar Feuerwerkskörper zündeten.

Ihre Idole auf dem Rasen nahmen das Spiel in die Hand, als seien sie die Platzherren. 63 Prozent Ballbesitz in der ersten halben Stunde sprachen eine deutliche Sprache. Schnell zirkulierte der Ball. Die Bayern waren nicht nur spielbestimmend, sie starteten immer wieder gefährliche Offensivaktionen. Vor allem Gomez und Kroos fanden wiederholt Lücken in der nicht sicher wirkenden Dreierkette der Neapolitaner.

Doch die wollten sich nicht geschlagen geben. Noch bevor ihr Publikum die Stimme wiederfand, warfen sie sich auf den Ball führenden Bayernspieler. Vor allem der Slowake Hamsik erwies sich als eine omnipräsente Gummiwand. Allmählich konnte Napoli Gleichwertigkeit erlangen. Das Spiel wogte zwischen beiden Strafräumen. Die Gastgeber versuchten, über energische Dribblings gefährlich zu werden, Bayern bevorzugte kühlen geometrischen Fußball. Echte Chancen gab es jedoch wenig, weil es beiden an der nötigen Präzision fehlte. Daniel van Buyten klärte in der 16. Minute vor dem durchstartenden Edison Cavani. Morgan de Sanctis entschärfte in der 33 . Minute ein harten Schuss von Boateng. Sechs Minuten später überrannte Christian Maggio außen Philipp Lahm. Seine Flanke lenkte Holger Badstuber ins eigene Tor, Manuel Neuer war nach 1147 torlosen Minuten geschlagen.

Danach erhöhte Napoli das Tempo. Kombinationen liefen nun auch über links, wo Juan Camilo Zuniga Boateng verlud. Nach der Pause kam Bayern mit mehr Power aufs Spielfeld, nach Gomez’ verschossenem Elfmeter rettete De Sanctis auch zwei Minuten später nach einem Kopfball von Schweinsteiger.

Das Stadion San Paolo war jetzt endlich die viel beschworene Fußballhölle. Die Ränge bebten im Rhythmus einiger unermüdlich geschlagener Trommeln. Doch Bayern drängte. Müller schoss in der 54. Minute im Fünfmeterraum einen Ball knapp neben das Tor. Sechs Minuten später dribbelte sich Gomez am linken Pfosten fest. Napoli wankte, aber fiel nicht. Ezequiel Lavezzi verpasste bei einem Konter in der 62. Minute sogar die Führung. Maggio hielt Lahm permanent in Atem. Erstmals in dieser Saison waren die Bayern richtig gefordert. Doch auch Napolis Konter versandeten. Beide Mannschaften wirkten mit dem gerechten Unentschieden letztlich zufrieden.

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