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Bayern München: Arjen Robben: Randfigur im Mittelpunkt

Arjen Robben schießt den FC Bayern zum 3:2-Sieg gegen Werder Bremen. Der holländische Flügelspieler darf bei den Bayern nicht nur viel, er kann auch viel.

Das Ritual stammt noch aus seiner Zeit beim VV Vedum und FC Groningen: Wann immer ein Fußballspiel angepfiffen wird, versteckt sich Arjen Robben ganz weit draußen. Das ist auch beim Nord-Süd-Klassiker zwischen dem SV Werder Bremen und Bayern München so. Beim Anpfiff hat Robben wieder seine abseitige Ausgangsstellung bezogen; sich dort postiert, wo die Mittellinie die Seitenlinie berührt. Und weil der Holländer zu seinen giftgrünen Schuhen als Einziger eine ulkige graue Stoffhose unter der knallroten Hose trug, konnte man meinen, ein eilfertiger Ersatzspieler bettele hier schon um seinen Einsatz.

In Wahrheit zeigte Robben nur, dass er im schematisierten Fußball der Moderne ein Individualist geblieben ist. Einer, der vieles darf. Insofern ist es eine weitere Meisterleistung des Fußballlehrers Louis van Gaal, seinen Landsmann so effektiv eingebunden zu haben, dass beide Seiten viel davon haben – van Gaal hat sein 4-4-2-System behalten, Robben seine Freiheit. „Wir haben alle unseren Job gut gemacht“, sagte der Flügelspieler nach dem 3:2 seiner Bayern in Bremen.

Im Gegensatz zu Miroslav Klose, der schnell seinen Rollkoffer zum Bus zog, hatte Robben überhaupt keine Eile. Es war ja auch sein Tag und sein Spiel gewesen. Und sein Tor, das dieses Spitzenspiel entschied. Unfassbar, wie sich der Ball nach seinem Freistoß aus der Verlängerung des rechten Strafraumecks hinter dem machtlosen Tim Wiese in den Winkel senkte. „Ich wollte eine schnelle Flanke schießen, sie sollte irgendwie zwischen den Pfosten runterkommen“, verriet Robben, „dann geht der Ball super rein.“ Und das alles an seinem 26. Geburtstag, den er auf eher beschauliche Art zu feiern gedachte. „Ich gehe heim zu meiner Familie. Die drei Punkte und das Tor sind das schönste Geschenk.“

Wobei Robben so aufrichtig war, ein Versäumnis an diesem Nachmittag nicht zu verschweigen: die ungenügende Chancenverwertung. „Bei allem Respekt für Werder wären selbst zehn Treffer für uns realistisch gewesen“, sagte der Holländer. „Ich hätte Stefan Kießling in der Torschützenliste überholen können.“ Zum Glück für Werder beließ es der Weltklassefußballer bei einem Tor.

Eigentlich ist Holger Badstuber von van Gaal beauftragt, alle ruhenden Bälle von rechts mit seinem linken Fuß scharf in die Gefahrenzone zu schlagen. „Normalerweise macht das Holger. Aber der muss immer von hinten nach vorne. Und einmal waren wir anfällig für Konter“, erklärte van Gaal. Er befahl deshalb in der Halbzeit einen Rollentausch.

Die Entscheidung führte letztlich dazu, dass der Trainer der Bayern plötzlich in seiner Coaching-Zone auf dem Boden lag. Und Robben triumphierend auf ihm. Was war passiert? Im Jubelrausch sprintete Robben auf seinen Landsmann an der Linie zu, der beim Fluchtversuch mit seinen Lackschuhen ausrutschte und sich beim Sturz einen blutigen Finger holte. „Es ist nichts passiert“, sagte van Gaal. „Ist doch schön, dass die Spieler zu mir kommen.“

Der letzte, der das in ähnlicher Form gewagt hatte, war am fünften Spieltag Franck Ribéry, der seinem Trainer beim 5:1-Sieg in Dortmund direkt in die Arme gehüpft war. In Bremen endete die durch diverse Blessuren bedingte 112-tägige Absenz des unberechenbaren Franzosen. Die 23 Minuten, die Ribéry mitspielte, sahen auf Anhieb viel versprechend aus. „Es ist immer gut, wenn gute Spieler zurück sind“, erklärte van Gaal, „ich bin ein sehr glücklicher Trainer.“ Und in der Liga der Einzige, der Robben und Ribéry im Kader hat, aber im Grunde nur einen davon braucht, um den einstigen Rivalen Werder Bremen klar auf Distanz zu halten.

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