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Uli Hoeneß feierte am Sonntag in München mit den Spielern. Tags zuvor freute sich der Bayern-Präsident eher leise.

© Reuters

Bayern München feiert Triplegewinn: Erst die Meisterschaft, dann Wembley - nun Berlin

Mit dem Sieg im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart krönt der FC Bayern München seine Saison - und feiert nach dem 3:2-Triumph durch. Nur Präsident Uli Hoeneß schweigt.

Ein folgenschwerer Fehler ist Jupp Heynckes dann doch noch unterlaufen, an diesem für ihn, für den FC Bayern, und ja, auch für den deutschen Fußball so historischen Tag von Berlin. Der 68-Jährige hatte für den Abend des Pokalfinals nur einen Anzug dabei. Man kann ja nicht behaupten, dass Heynckes nicht eine gewisse Übung hätte mit Triumphen und seinen Ritualen, oder hatte er seiner Mannschaft nicht auch das Triple, also den noch fehlenden Sieg im nationalen Pokal zugetraut? Womöglich hatte er gehofft, seine Mannschaft habe sich bezüglich der albernen Bierduscherei bereits ausgetobt. Nix da, Manuel Neuer war der Erste, der sich noch auf dem Rasen des Olympiastadions von hinten anschlich und ein riesiges Glas bayerischen Gerstensaftes über den Trainer ergoss.

Am Ende müssen es an die zwanzig Liter gewesen sein, die sich über Heynckes entladen hatten. Zum Glück gibt es Duschen. Nur blöd, wenn man dann nicht die passende Ersatzgarderobe zur Hand hat. Karl-Heinz Rummenigge erzählte zu vorgerückter Stunde diese Episode. Der Vorstandschef der FC Bayern AG berichtete, wie er Heynckes aus der Dusche kommen sah. Sein Bauch habe knallrot ausgesehen. Rummenigge habe gefragt, ob er zu heiß geduscht habe. Heynckes habe ihm geantwortet: „Nein, das scheiß Bier klebt so.“

Aber auch das konnte Jupp Heynckes den Abend nicht mehr verderben. Kurz nach Mitternacht führte er mit dem Pokal vor dem Bauch eine Polonaise an, die ihn und seine Spieler aus dem Mannschaftsbus hinein in die Hauptstadtrepräsentanz des Hauptsponsors brachte. Irgendwann griff Rummenigge zum Saalmikro und hob an zu einer kleinen Bankettrede, wie sie oft nach großen Spielen gehalten wird. Und davon gab es in dieser Saison reichlich. Erst die Meisterschaft, dann Wembley. Nun also Berlin. Rummenigge suchte nach Vergleichen und rang um Worte. „Hier stehen große Fußballer“, sagte Rummenigge und sein Blick wanderte rüber zu Franz Beckenbauer und Günter Netzer. „Die waren Weltmeister, Deutscher Meister, haben den Europapokal der Landesmeister gewonnen“, fuhr Rummenigge fort und stieß dann feierlich hervor: „Ich bin jetzt 39 Jahre da, aber das Triple hat noch keiner erreicht.“

Jupp Heynckes stand derweil mit Vereinspoloshirt auf der Bühne und glänzte vor sich hin. Rummenigge erzählte noch dies und das und sprach von einer „Carte blanche“ für den Triple-Trainer. „Was auch immer du vorhast: Wir werden für dich immer eine Tür offen halten – nicht nur wegen der Erfolge, sondern wegen deiner Menschlichkeit.“

Mit oben auf der Bühne standen neben Heynckes noch vier herrlich polierte Trophäen; den ominösen Supercup hatten die Bayern schon im August 2012 gleich zu Beginn der Saison als Vorjahres-Vize gegen Vorjahresmeister Dortmund gewonnen. Der historische Moment sollte für die Ewigkeit festgehalten werden. Dafür aber musste erst noch ein Herr auf die Bühne gebeten werden, der sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatte. Um 0:37 Uhr erklomm also der aufgeforderte Uli Hoeneß die schillernde Bühne. „Es waren schwere Wochen für unseren Freund, aber wenn eine Bastion überlebt, dann ist es der FC Bayern“, sagte Rummenigge. Die Bayern-Gemeinde johlte.

Uli Hoeneß sprach kein Wort, was ihm schwer gefallen sein dürfte. Er, der wie kein Zweiter auf dieses Ziel hingearbeitet hatte, der vielen gefallenen Spielern und Klubs die Hand reichte, der zugleich Seele und personifizierte Abteilung Attacke des Vereins war. Und nun stand er inmitten der glänzenden Ergebnisse und sagte kein Wort. Mit Bedacht, wie man sich denken konnte. Hoeneß wird sich alsbald in anderer Angelegenheit zu erklären haben.

Dabei wäre Uli Hoeneß beinahe seiner Mannschaft in dieser Berliner Nacht in den Rücken gefallen. Irgendwann nach einer gespielten Stunde, die Bayern führten 3:0 und waren dabei, den VfB Stuttgart aus dem Stadion zu schießen, da stimmte die Bayernkurve erstmals einen Singsang auf Hoeneß an. Vielleicht war es auch nur ein unglücklicher Zufall, aber hinein in die Gesänge schoss der VfB das 1:3, kurz darauf das 2:3. Die Bayernspieler flatterten, oder wie es hinterher der Stuttgarter Manager Fredi Bobic sagte: „Es war sehr interessant, die Bayern mal zittern zu sehen.“

Im Dunste der Pokalparty war davon nicht mehr viel zu sehen. Heynckes hob noch einmal die Leistung seiner Mannschaft hervor, denn es sei nicht so einfach gewesen, nach dem Saisonhöhepunkt von Wembley, wieder zur Normalform zu finden. Auch Arjen Robben erzählte von der Mühe, sich „noch einmal aufzuladen“. Deshalb sei er jetzt „einfach nur stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein“.

Gegen zwei Uhr nachts hatten sich auch die letzten Bayern durch den Hinterausgang aus dem Staub gemacht. Sie wollten es noch in den Clubs der Stadt krachen lassen, am Sonntag gingen die Feierlichkeiten in München weiter. Danach fahren die Spieler in den Urlaub, bevor am 26. Juni Pep Guardiola zum Trainingstart in die neue Saison bitten wird. Jupp Heynckes ließ noch einen Satz in Berlin stehen, wonach es schwer fallen dürfte, diesen Erfolg zu toppen, „aber dann wenigstens gleichzuziehen“. Viel Spaß.

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