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Bayern München: Franck Ribéry: Eigenwilliger Stinkstiefel

Sollte der FC Bayern seinen Superstar Franck Ribéry halten, wird damit Trainer Louis van Gaal verärgert – der setzt auf Teamarbeit und hält wenig von dem Künstler.

Die neuen Schuhe waren schuld – angeblich. Sie sollen eines der beiden Beine, die laut Bayern-Manager Uli Hoeneß je 50 Millionen Euro wert sind, arbeitsunfähig gemacht haben. Der FC Bayern vermeldete eine Blase an der Ferse als Grund für den vorzeitigen Feierabend Franck Ribérys am Donnerstag. Als eine Dreiviertelstunde des Vormittagstrainings rum war, wechselte der Franzose ein paar Worte mit seinem neuen Trainer Louis van Gaal und schritt dann ohne offensichtlich erkennbare Leiden in Richtung Kabine.

Bei der zweiten Einheit am Nachmittag fehlte der Franzose dann ganz, was den Verdacht erhärtete, dass er gestern seinen letzten Auftritt an der Säbener Straße gehabt hat. Wenn es nach Ribéry geht, dann sicherlich. Denn am selben Tag waren in der Sportzeitung „L’Équipe“ drei Sätze aus seinem Munde erschienen, die eindeutig waren: „Es ist entschieden, ich will gehen. Es wird Real oder nichts. Ich würde gern schnell ein Gespräch mit den Bayern-Verantwortlichen führen.“

Reals Verantwortliche werden diese Sätze mit Genugtuung vernommen haben. Ribérys Aussage dürfte nämlich auch die Machtverhältnisse im Poker um die Höhe der Ablösesumme verschieben. Bisher hatte Hoeneß („Für 30, 40 oder 50 Millionen Euro nehme ich nicht einmal den Telefonhörer ab“) Summen aufgerufen, die fern jeder Realität sind für einen Spieler, der zwar zwei Jahre die Bundesliga-Konkurrenz phasenweise an der Nase herumgeführt hat, aber noch keinerlei internationale Meriten hat.

Ribéry hat mit 26 Jahren erst eine Champions-League-Saison hinter sich. Wirklich große Partien gegen große Gegner sind auch aus der Nationalmannschaft nicht in Erinnerung geblieben, ganz zu schweigen von großen Titeln. Real hat für den nur ein Jahr älteren Kaka, Champions-League-Gewinner und Weltfußballer 2007, 65 Millionen Euro bezahlt. Ribérys Marktwert liegt sicher darunter.

Nun wird Hoeneß sich bewegen müssen. Sonst riskiert er das ganze Gelingen des so harmonisch angelaufenen Projekts mit Louis van Gaal. Der Trainer legt offensichtlich nur mäßigen Wert auf den kapriziösen Künstler. Sein Bekenntnis zu Ribéry fiel kühl aus: „Ich will als Trainer immer mit den besten Spielern arbeiten.“ Noch im selben Atemzug aber kam er auf das „ganzheitliche Prinzip“ zu sprechen, das er verwirklichen will. Vorbild müsse der FC Barcelona sein. „Die haben gute Fußballer, aber sie haben gearbeitet wie ein Team.“

Teamfähigkeit ist in der Charakterstruktur Ribérys nur sehr nachrangig ausgeprägt. Defensivarbeit widert ihn an. In der vergangenen Saison verbreitete er zudem manchmal den Eindruck, er empfinde den einen oder anderen Mitspieler (Christian Lell etwa oder auch Bastian Schweinsteiger) als Zumutung. Der Tiefpunkt an Mannschaftsdienlichkeit war erreicht, als Ribéry sich Ende April – die Endphase der Bundesligasaison lief – im Heimspiel gegen Schalke nach Rangelei und Frustfoul eine Rote Karte einhandelte. Wie destruktiv ein trotziger, weil unzufriedener Ribéry wirken kann, haben auch schon seine vorigen Arbeitgeber Galatasaray Istanbul und Olympique Marseille erfahren müssen. Wenn die Bayern Ribérys Wechsel verhindern, drohen ihnen ganz neue Dimensionen der Stinkstiefeligkeit.

Ribéry musste sich schon beim Trainingsauftakt ein paar klare Worte von van Gaal gefallen lassen, er wirkte kurzzeitig verdutzt – und sprach wenig später mit dem Reporter von „L’Équipe“.

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