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FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

© dpa

Bayern München: Protest vorerst eingestellt

Das 4:0 des FC Bayern gegen Frankfurt lässt die Pfiffe gegen Trainer Jürgen Klinsmann verstummen.

Als der Stadionsprecher mit den Spielernamen durch war, kam, was kommen musste. Brav hatten die Zuschauer zuvor den Nachnamen jedes Spielers skandiert. Ihnen gehört die Sympathie der Bayernfans. Nun aber schallte es aus den Boxen: „Das alles unter der Regie von …“ Pfiffe. „… Kotrainer Martin Vasquez.“ Mehr Pfiffe, lautere Pfiffe. Nun war der unangenehme Moment eingetreten. „Und Cheftrainer Jürgeeeen…“ Der Nachname des Mannes war nicht zu hören. Denn das Gepfeife hatte seinen Höhepunkt erreicht. Die Wut der Fans auf Jürgen Klinsmann ist groß. Im Falle eines sieglosen Spiels gegen Eintracht Frankfurt wären sie ihn wohl losgewesen. Doch die Spieler des FC Bayern München besiegten die apathischen Gäste 4:0 (3:0). Die siedend heiße Trainerdebatte dürfte sich erst einmal um ein paar Grad abkühlen. Und Jürgen Klinsmann genoss es, endlich wieder einen Erfolg kommentieren zu können: „Wir wollen jetzt so schnell wie möglich die drei Punkte Rückstand aufholen, um Deutscher Meister zu werden. Und das werden wir schaffen.“

Er setzte auch gegen Frankfurt seine unkonventionelle Personalpolitik fort. Der Trainer hatte in Barcelona ja versichert, gegen Frankfurt werde auf jeden Fall wieder Stammtorwart Michael Rensing spielen, den er für die Champions-League-Partie überraschend degradiert hatte. Am Samstag galten diese Worte nicht mehr. Klinsmann schickte erneut Hans-Jörg Butt auf das Feld. Nach dem Spiel machte er zwei Gründe dafür geltend. Zum einen habe er Butt belohnen wollen, weil der sich in Barcelona als einziger „richtig gegen die Niederlage gestemmt“ habe und trotzdem „mit vier Toren vom Platz schleichen musste. Da lasse ich es nicht zu, dass das so stehen bleibt.“ Der zweite Grund kann auch Konsequenzen für die weitere Zukunft haben. „Im Moment geht es ums reine nackte Ergebnis, und da muss ich Michaels Entwicklung hinten anstellen und den spielen lassen, der ihm in Sachen Erfahrung, in Sachen Ausstrahlung einen Schritt voraus ist.“ Schließlich habe Butt ein „unglaublich hohes Ansehen bei den Verteidigern“. Wer im nächsten Spiel aufläuft, darauf wollte Klinsmann sich nicht festlegen. Aus Hannover kam am Samstag das Gerücht, der FC Bayern sei sich insgeheim schon mit dem dortigen Schlussmann Robert Enke einig. Dazu sagte Klinsmann: „Es gibt im Moment nichts, was wir in dem Sinne tun.“

Die Partie war noch keine Minute alt, da schallte die nächste Missfallensbekundung aus der Südkurve, wo die Bayernfans stehen. Erst krächzte es nur aus ein paar Kehlen: „Klinsmann raus“. Doch binnen Sekunden fanden sich immer mehr Gesinnungsgenossen, so dass schnell eine mächtige Geräuschkulisse beisammen war. Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass diese Parole zu hören war. Aber so laut war sie noch nie.

Doch kurz darauf erfüllte Jubel die Arena. Nach einem gewitzten Zuspiel von Luca Toni jagte Franck Ribéry den Ball aus gut 20 Metern hoch ins lange Eck zum 1:0. Gut zehn Minuten später riefen tausende Fans: „Micha-el Ren-sing“. Auch das ein klares Signal der Antipathie gegenüber dem Trainer. Auf dem Platz nutzten derweil die Bayern den vielen Raum, den ihnen die Gäste ließen. Als wollten die Spieler die Unfreundlichkeiten von den Rängen nicht überhand nehmen lassen, erzielten sie bald das 2:0. Ribéry lupfte einen Freistoß über die Mauer. Dahinter hatte sich Luca Toni postiert und schoss den Ball volley ins Tor. Letzte Zweifel am Ausgang des Spiels waren nach gut einer halben Stunde beseitigt, als Lucio nach einer Ecke per Kopf das 3:0 erzielte.

Die zweite Halbzeit begann spielerisch ähnlich wie die erste: Knapp drei Minuten nach dem Anpfiff schossen die Bayern ein Tor. José Ernesto Sosa setzte Toni ein, dessen Schuss blieb aber halb an Torwart Oka Nikolov hängen. Schweinsteiger staubte ab zum 4:0. Danach plätscherte die Partie ihrem Ende entgegen. Auch die meisten der renitenten Fans hatten ihren Protest gegen Klinsmann eingestellt – vorerst. Am Dienstag schon ist der FC Barcelona in München zu Gast. „Dieses 4:0 heute kann einiges reparieren, aber nicht alles. Wir müssen den Fans am Dienstag ein Spiel mit Leidenschaft und Kampf zeigen und vielleicht sogar gewinnen, wohl wissend, dass wir nicht vier Tore aufholen können“, sagte Klinsmann. „Wir wollen uns mit Anstand aus der Champions League zu verabschieden.“

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