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Bayern München: Therapie für die Zukunft

Nach dem 2:2 gegen Hoffenheim gibt sich der FC Bayern betont gelassen und arbeitet schon mal an dem Image für die kommende Saison.

In der bayerischen Fußballfamilie bemühte man sich um Ruhe und Gelassenheit. Auch beim morgendlichen Regenerationstraining an der Säbener Straße nach dem 2:2 gegen die TSG Hoffenheim war kaum zu spüren, welch tiefergreifende Bedeutung dem kommenden Wochenende zukommt. Es wird nicht nur der bestens motivierte VfB Stuttgart sein, den der FC Bayern am letzten Spieltag schlagen muss. Es sind auch die eigenen Nerven, die es in den Griff zu bekommen gilt. Schließlich geht es um einen zweistelligen Millionenbetrag und obendrein um die Zukunft des Ballzauberers Franck Ribéry, der ohne die Qualifikation zur Champions League kaum zu halten sein wird.

Zur Auswahl stehen alle Platzierungen zwischen Rang eins bis vier, wobei ein Unentschieden dazu „führt, dass wir die Qualifikation zur Champions League spielen können“, wie Uli Hoeneß vorrechnete. Münchens Manager siedelte die Chancen auf die Meisterschaft bei zwei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Wolfsburg bei „drei bis fünf Prozent“ an. Nur Platz vier wäre fatal, sagte Hoeneß. Platz vier hieße nämlich Uefa-Cup – also die neu geschaffene Europa League. Und damit müssten die Bayern  diese Saison endgültig als gescheitert abhaken. „Es wäre schlimm, nächste Saison im Uefa-Cup zu spielen, das will hier wirklich keiner“, sagte Verteidiger Philipp Lahm. Ein bisschen Sorge war da durchaus zu hören. Und so blieb Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gar nichts anderes übrig, als über die Vorzüge des neuen Trainers Louis van Gaal zu referieren, der sehr viel Erfahrung in Europa gesammelt habe und höchstens „vier bis fünf Mannschaften in Europa vor uns“ sah. Dass sich der FC Bayern als Branchenführer sehe, daran ändere „bei allem Respekt auch eine Meisterschaft des VfL Wolfsburg nichts“. Was zunächst wie die berühmte Bayern-Arroganz wirkte, war eher ein therapeutischer Blick in die Zukunft – ein Mittel, um unerschütterliche Überzeugung zu demonstrieren.

Dass Wolfsburg straucheln wird, glaubt im Klub ernsthaft niemand mehr. Nicht mal der sonst nur so vor positiven Äußerungen strotzende Uli Hoeneß. „Man kann sagen, Wolfsburg hat mit dem beeindruckenden Sieg in Hannover eine Vorentscheidung herbeigeführt“, sagte der Bayern-Manager. Zu offensichtlich sind die Lücken und Defizite im Kader der Bayern. Dass es gegen Hoffenheim auch 6:6 hätte ausgehen können, offenbarte die Schwächen einer überalterten und überforderten Münchner Abwehr. Außerdem müssen die Bayern sich den Vorwurf der mangelnden Chancenverwertung gefallen lassen – allen voran Stürmer Luca Toni.

Torhüter Michael Rensing muss sich intern und öffentlich noch ganz andere Vorwürfe gefallen lassen. Bei ihm geht es nicht bloß um ein Spiel, bei ihm geht es um das Ganze. „Michael hat nicht so viele Fürsprecher im Verein, die sagen, dass er eine neue Chance kriegen soll. Wenn nicht, dann müssten wir reagieren“, sagte nämlich Hoeneß am Samstagabend im ZDF-„Sportstudio“. Und dann wurde er noch deutlicher: „Wenn wir einen neuen Torwart holen, werden wir ihn gehen lassen.“ Offenbar ist sich die Führungscrew aber nicht so ganz im Klaren, wie jetzt genau der Stellenwert des Torhüters ist. „Ob er für den FC Bayern kaputt ist, ist unheimlich schwer zu entscheiden“, sagte Hoeneß. Er persönlich sei „hin- und hergerissen“.

Und was sagt der neue Trainer? Louis van Gaal sagt zum Thema Torhüter erstmal gar nichts.

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