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Am Wochenende platze Louis van Gaal der Kragen.

© AFP

Bayern München: Van Gaal muss Unerklärliches erklären

Trainer Louis van Gaal trifft die Schlampigkeit der Bayern und lässt nach dem Spiel gegen Mönchengladbach die Kabine erzittern.

Mönchengladbach - Ganz alleine, in seine Gedanken versunken, blieb Louis van Gaal nach dem Abpfiff minutenlang auf der Bank sitzen. Dann ging der Trainer des FC Bayern München in die Kabine – und brüllte los. Seine Fundamentalkritik war bis in den Gang zu hören. Mittelfeldspieler Thomas Müller hatte seinen Trainer noch nie so geladen erlebt, „wir haben ja auch noch nie auf diese Art und Weise Punkte verschenkt“ wie beim 3:3 in Mönchengladbach. Van Gaal selbst sprach später von einem bösen Ausfall, „aber ich habe gehört, dass die Spieler mich auch ein bisschen verstehen können“.

Auf die Einlassungen von Uli Hoeneß zu seiner Arbeitsweise eine knappe Woche zuvor hatte er ähnlich reagiert. Zuerst schwieg van Gaal auffällig lange. Er sortierte seine Gedanken, dann schlug er zurück, nicht laut wie am Samstag, sondern ganz leise, aber nicht weniger deutlich. Der einzige Unterschied ist, dass Hoeneß anders als seine Spieler van Gaals Enttäuschung bis heute nicht verstanden hat und wohl auch nicht verstehen will. Doch wenn die Attacke des Präsidenten gegen den Trainer als Motivation der Mannschaft gedacht war und nicht nur Hoeneß’ verletzter Eitelkeit entsprungen ist, dann ist sie eindeutig ins Leere gegangen.

Die Bayern hecheln ihren Zielen weiter hinterher. Und da ist es doppelt und dreifach ärgerlich, dass die Münchner beim Tabellenletzten zwei Punkte einbüßten, die in ihren Planungen bereits fest verbucht waren. „Das Unentschieden fühlt sich wie eine Niederlage an“, sagte Christian Nerlinger. Drei Siege hatte Bayerns Sportdirektor aus den Spielen gegen Freiburg, in Mönchengladbach und gegen Nürnberg dekretiert. Diese Vorgabe ist schon jetzt nicht mehr zu erreichen. „In unserer Situation ist das Ergebnis dramatisch“, sagte Müller.

Noch dramatischer als das Ergebnis war sein Zustandekommen. Die Bayern hatten die Gladbacher in der ersten Halbzeit wie ein dressiertes Schoßhündchen durch deren Arena geführt. Auch Louis Van Gaal war in der Halbzeitpause noch ganz angetan von seiner Mannschaft: „Ich habe ihr ein Kompliment gemacht: So gut habe ich Bayern München in dieser Saison noch nicht gesehen.“ Doch Gladbach fand nach der Pause zurück ins Spiel. Dass die Begegnung eine so wahnwitzige Wende erlebte, zählt wohl zu den Mysterien des Fußballs. Selbst van Gaal bemühte am Ende übersinnliche Kräfte, um das Unerklärliche zu erklären: „Vielleicht hat unser lieber Gott gedacht: Die Spieler müssen noch was lernen.“ Aber das war nur so dahergeredet. Louis van Gaal glaubt nicht an den lieben Gott. Stefan Hermanns

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