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Bayern nach dem Champions-League-Aus: Bayern sucht Halt

Nach dem Champions-League-Aus setzt München auf gute Laune statt auf Aufarbeitung der Fehler.

Irgendwie durchkommen. Irgendwie Platz drei erreichen. Den lächerlichen Platz drei. Das ist nicht viel, was dem FC Bayern München als Ziel verblieben ist, aber es ist Pflicht, es ist Zwang, es ist Befehl. Und doch nur Hoffnung. Aber wie dahin kommen, wenn die Stimmung zerstört ist nach der desaströsen 2:3-Niederlage gegen Inter Mailand am Dienstagabend und dem damit entschiedenen Ausscheiden aus der Champions League? Mit Stimmungsaufhellern?

Am Morgen nach durchlittener Nacht durften die Spieler, die dabei waren, fernab des restlichen Kaders zum Beachvolleyball antreten. Beachvolleyball steht gemeinhin für Spaß, Sonnenschein und gute Laune. „Den kann man kriegen“, ruft Thomas Müller, als Kollege Mario Gomez einen vermeintlich leichten Ball passieren lässt. Der zuckt mit den Schultern, die so wenigstens einmal in die Höhe kommen. Spaß? Gute Laune? Selbst bei den lustigsten Volleyballversuchen der artfremden Fußballer will kein Lächeln sich breitmachen. Aber woran sich auch aufrichten?

Sie könnten Halt suchen am sehr guten Spiel, dass die Bayern über 65 Minuten gezeigt haben. Da haben sie Inter, immerhin der Titelverteidiger, vorgeführt, schwindelig gespielt, derart, dass ein Hühnerhaufen im Vergleich mit der Mailänder Abwehr eine Formation mit militärischer Ordnung ist. Das frühe Gegentor durch Eto’o, ohnehin eigentlich irregulär, weil aus dem Abseits heraus erzielt, das haben sie hingenommen wie einen klitzekleinen Lackschaden beim Ausparken, nicht mal als Unfall. Haben einfach da weitergemacht, wo sie beim 6:0 über den Hamburger SV aufgehört hatten, und Inter sozusagen schon ins Aus brilliert. Was sollte auch passieren, nach dem Sieg im Hinspiel, nach zahlreichen Chancen und je einem Tor von Gomez und Müller zur Halbzeitführung? Bekanntlich sollte alles passieren, was nicht hätte passieren dürfen.

Der Präsident ist auch anwesend auf dem Vereinsgelände am Morgen danach. Wann hat man ihn zuletzt so niedergeschlagen gesehen, so glasig der Blick, so kraftlos der inzwischen recht massige Körper? Richtig, das war in den Katakomben von Camp Nou in Barcelona, 1999, und kurz zuvor hatte der FC Bayern das Champions League-Finale in letzter Sekunde gegen Manchester United verloren. Ist es heute nicht ein bisschen wie damals? „Ich kann, ich will jetzt gar nichts sagen“, sagt Uli Hoeneß. Und tut es dann auch nicht.

Wohl auch, weil sie nun einmal den Weg gewählt haben, Trainer Louis van Gaal zu verabschieden, aber noch bis zum Saisonende mit ihm weiterzuarbeiten. Eine Analyse der Niederlage würde den Trainer anklagen, mit einem geschädigten Trainer wird die verbleibende Hoffnung noch kleiner. Aber niemand braucht Hoeneß, um zu sehen, wer und was für die Enttäuschungen der Saison verantwortlich zeichnet. Arjen Robben hatte gleich nach dem Spiel die Richtung vorgegeben, als er die Schwächen der Defensive anprangerte. Und diese Schwächen, die diesmal die armen und überforderten Breno und Daniel van Buyten demonstrieren mussten, die hat Trainer van Gaal, wenn nicht so gewollt, dann aber so hingenommen. „Ja, Mark van Bommel hätte uns wahrscheinlich in diesem Spiel geholfen“, sagt keiner offen, aber mancher leise. Und diesen van Bommel hatte van Gaal davongeschickt, weil der keinen Platz hat in seinem alleinigen Offensivkonzept. Kann durchaus sein, dass van Bommel seinen Karrierehöhepunkt hinter sich hat, er aber trotzdem den Mailändern in der zweiten Halbzeit die Stirn geboten hätte. Bastian Schweinsteiger sprach gar offen die „taktischen“ Mängel an. „Man muss zusammen offensiv und auch defensiv denken, sonst wird man nicht Champions-League-Sieger.“

Und nun? Nun muss gute Laune her, die Siege einfahren kann. Und mit Siegen müssen Punkte gesammelt werden, die das Debakel verhindern sollen. Doch wie soll das gehen, wenn Philipp Lahm bereits sagt: „Es ist schwierig, die Mannschaft jetzt zu motivieren. Bei uns geht es eigentlich immer bis zum Saisonende um Titel, jetzt geht es ,nur’ noch um die Champions-League-Qualifikation.“

Und ein Debakel wird es werden, wenn der FC Bayern die höchste europäische Liga verpasst und nur in der Europa League antritt. Für den Fall hat Robben bereits erste Zweifel angemeldet, ob ihm dies Spaß machen werde. Es müssen also Siege her, der erste am Samstag in Freiburg, egal wie, gut gelaunt oder ohne Motivation. Sie müssen sich selber aus dem Schlamassel ziehen. Denn, dass van Gaal doch noch eine kleine Änderung seiner Sturheit vornimmt, damit rechnet nicht einmal der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Auf die Frage, ob er sich denn vorstellen könne, dass van Gaal irgendwelche Schlüsse aus der Niederlage ziehen werde, sagte er: „Das glaube ich nicht.“

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