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Ordnung ist anders. Die Münchner Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes wirkte in Nürnberg bei weitem nicht so souverän wie zuletzt. Foto: dapd

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Sport: Bayern verrechnet sich

Beim Unentschieden in Nürnberg läuft für die Münchner einiges nicht so, wie es hätte laufen sollen.

Manuel Neuer schaute leicht irritiert und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Ob sein Fehler beim 1:1 durch den Nürnberger Markus Feulner mit der neuen Konkurrenz im Nationalteam durch René Adler zu tun habe, wurde er gefragt. Neuer erwähnte den nach zwei Jahren zurückgekehrten Konkurrenten aus Hamburg mit keinem Wort. Der Bayern-Torwart entschied sich zur Vorwärtsverteidigung und meinte: „Das war kein Torwart-Fehler.“ Als Neuer die Gründe aufzählte, die zum Gegentreffer geführt hatten, wirkte das wenig souverän. Einmal war es der schlechte Platz, der zum enttäuschenden Unentschieden geführt hatte, dann die Sichtbehinderung durch Bayerns Innenverteidiger Dante und die kuriose Flugkurve des Balles aus 30 Meter Entfernung, der knapp an Neuers linker Hand vorbei ins Tor rauschte.

Mit einer Portion Trotz reagierten die Münchner auf manch kritische Frage an diesem Tag. „Wenn Manuel Neuer ein Gegentor bekommt, ist das immer unhaltbar“, sagte Bayerns Trainer Jupp Heynckes. Ob das tatsächlich seine Meinung war, ließ sich vor Ort nicht ergründen. Man darf das bezweifeln. Es drängte sich der Eindruck auf, die Münchner wollten sich wenige Tage vor dem Spiel beim FC Valencia in der Champions League nicht mit lästigen Diskussionen aufhalten.

Etwas mehr Offenheit aber hätte gut getan an einem Tag, an dem aus Sicht der Münchner vieles schief gegangen war. Die Bayern-Anhänger hatten den offenen Brief von Sportdirektor Matthias Sammer und Kapitän Philipp Lahm ignoriert, auf Bengalos zu verzichten und im Nürnberger Stadion Pyrotechnik gezündet. Über Sinn und Zweck des Appells konnte ebenso diskutiert werden wie über den misslungenen Versuch, einige Stammspieler im Hinblick auf das Champions-League-Spiel zu schonen. Zurück blieb die Frage, ob die Bayern mit ihrer B-Elf nicht die falsche Strategie gewählt hatten.

Auf sechs Positionen hatte Heynckes seine Elf verändert, Rafinha, Daniel van Buyten und Anatoli Timoschtschuk spielten erstmals von Beginn an. Lange wollte Heynckes nach dem guten Start und dem frühen Tor von Mario Mandzukic nicht über das Reizthema Rotation sprechen: „Es ist sicher schwieriger, wenn Spieler spielen, die weniger Spielpraxis haben.“ Er sei aber durch Verletzungen zu vielen Änderungen gezwungen gewesen. Als Lahm in der 62. Minute eingewechselt wurde, war es das erste Mal seit viereinhalb Jahren, dass er von der Bank aus ins Spiel geschickt wurde. Neben ihm saßen Holger Badstuber und der Spanier Javier Martinez mehr als eine Stunde draußen, Ribéry war wegen einer Rippenprellung vorsichtshalber zu Hause geblieben. Mit der Einwechslung von Lahm und Martinez versuchte Heynckes, in Nürnberg ein Spiel zu retten, das den Münchnern völlig aus der Hand zu gleiten drohte. So stellte Heynckes fest: „Das ist kein Beinbruch.“ Weil Konkurrent Schalke patzte, vergrößerte sich der Vorsprung der Bayern in der Tabelle auf acht Punkte.

Ihre Rotation wollten die Münchner nicht als Grund gelten lassen. Stattdessen gab es Vorwürfe an die Adresse der Nürnberger, die ihren Respekt erst in der zweiten Hälfte ablegten. Die hätten das „Spiel kaputt gefoult“, sagte Neuer. Wie sich die Nürnberger gegen eine Niederlage gewehrt hatten, sei „nur auf die Gesundheit gegangen“, sagte Bastian Schweinsteiger im einzigen Interview, das er gab. „Die haben ständig versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen. Wir haben auch Fouls gemacht, aber was da kam, war oft auf den Körper gezielt.“ Die Statistik wies später 24 Fouls der Münchner aus und zwölf der Nürnberger. Nach Gelb-Rot für Timo Gebhart waren die Bayern ein Mann mehr. Gebhart hatte Schweinsteiger seinen Ellbogen ins Gesicht geschlagen und Glück, dafür nicht Rot gesehen zu haben.

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