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Sport: Bayern will kreativ malochen

Trainer Heynckes sucht den Weg aus der Krise.

Jupp Heynckes hatte sich schick gemacht. Im Klubanzug trat er am Freitag vor die Mikrofone, nicht im Trainingsdress wie sonst immer. Aber an diesem Tag war auch kein Training, Heynckes hatte den Spielern des FC Bayern frei gegeben, damit sie „den Kopf frei kriegen“. Es sei auch gut, „dass wir uns einen Tag mal nicht sehen“. Heynckes aber nutzte die Gelegenheit, um vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04 am Sonntag „ein paar Gedanken zu dieser prekären Situation loszuwerden“.

Und er kam dann selbst – zumindest indirekt – auf das Unaussprechliche zu sprechen: die noch ganz leise und nur hinter vorgehaltener Hand geführte Trainerdebatte. Grundsätzlich gilt immer noch, dass Heynckes beim FC Bayern unentlassbar ist. Zu eng sind die persönlichen Bande zwischen ihm und den Führungskräften. Uli Hoeneß bezeichnet es heute noch „als größten Fehler seiner Karriere“, diesen Mann vor Urzeiten, im Jahr 1991, hinausgeworfen zu haben. Hoeneß und Rummenigge würden sich lieber die Lippen mit Sekundenkleber versiegeln, als im Moment ein Wort des Zweifels am Trainer laut werden zu lassen.

Aber andererseits ist die Lage nun einmal, wie sie ist: schlecht. In der Champions League droht nach dem 0:1 in Basel das Aus. In der Liga sind aus acht Punkten Vorsprung auf Dortmund vier Punkte Rückstand geworden. Die Stimmung in der Mannschaft ist mies. Heynckes versucht es mit Offensivverteidigung: „Kritik an uns ist berechtigt, wir müssen uns etwas einfallen lassen, in erster Linie die Verantwortlichen, also vor allem ich.“ Heynckes gibt dabei aber nicht das Rumpelstilzchen, sondern setzt auf souveräne Gelassenheit. Ein menschlich angenehmer Weg, den sich aber seine Vorgänger nicht hätten leisten können, in diesem Verein mit diesen Chefs.

„Vielleicht waren wir nach der gelungenen Vorbereitung in der Winterpause zu sorglos“, sagt Heynckes. Das konnte man indirekt als Antwort auf die von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in Basel formulierte Frage verstehen, was seit Weihnachten passiert sei. In der Hinrunde gab es diese Phase mit zwölf Pflichtspielen ohne Gegentor; 3:0, 4:0, 5:0, gar 7:0 gewannen die Bayern in der Liga. Jetzt haben sie seit zweieinhalb Spielen gar nicht mehr getroffen. Man brauche „eine Mischung aus Kreativität und malochen, diese Mischung ist bei uns derzeit nicht gegeben“, findet Heynckes. Die Mannschaft müsse auch „auf dem Spielfeld viel mehr miteinander reden“. Zudem sah Heynckes sich, wie zuvor schon Rummenigge, veranlasst zu betonen, dass persönliche Interessen zurückgestellt gehören. Davon darf sich unter anderem Arjen Robben angesprochen fühlen. Der Niederländer jammerte in einem heimischen Fernsehsender, einige Münchner Zeitungen führten „einen kleinen Krieg gegen mich“.

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