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Sport: Bayerns Logik

Elber soll für den AS Monaco spielen – das wollen die Verantwortlichen in München und der Spieler selbst

Von Daniel Pontzen

und Helmut Schümann

München. Seine Vorgesetzten und er hatten in den vergangenen Tagen viele Argumente vorgetragen. Manchmal wirkten sie ein wenig wirr, also bündelte sie Ottmar Hitzfeld am Montag zu einer klaren Formel: „Es wäre für den gesamten Verein besser, wenn Giovane gehen würde“, sagte der Trainer von Bayern München im Bayerischen Fernsehen. Tags zuvor hatte Manager Uli Hoeneß mit Blick auf den Stürmer behauptet, „es sei eine Geisteskrankheit, den zu behalten“. Die Aussagen der Verantwortlichen teilten einen ungeduldig-gestrengen Unterton, und man musste den Eindruck gewinnen, Giovane Elber habe etwas Schlimmes getan. Dabei war der verbale Sturmlauf nichts anderes als die Vorbereitung auf das so gut wie Feststehende: Bayern will Giovane Elber verkaufen, am liebsten an den AS Monaco.

Es war kurz nach 15 Uhr, als die Herren aus Frankreich am Dienstag an der Säbener Straße auf dem Vereinsgelände ankamen und Manager Uli Hoeneß ein lange vereinbartes Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ in den frühen Abend schieben musste. Eine Stunde und 18 Minuten dauerten schließlich die Verhandlungen, an denen auch Vorstandschef Rummenigge teilnahm, dann schien eine Einigung mit Monaco erzielt zu sein. Hoeneß jedenfalls gab offen zu, dass mit zwei französischen Klubs Verhandlungen geführt wurden: „In Lyon könnte der Giovane zwar mehr Geld verdienen, aber Monaco hat das bessere Gesamtangebot gemacht. Dort wird er glücklicher.“ Über Zahlen schwieg er noch, aber vermutlich sollte die Ablösesumme bei rund vier Millionen Euro liegen. Ab sofort hätte Elber nach dem Willen der Verhandelnden nun in Frankreich stürmen können – doch ein französischer Sponsor des AS Monaco stellte sich nach Angaben von Hoeneß noch quer. Die Verantwortlichen des AS Monaco blieben in der Stadt, übernachteten, um am Mittwoch weiterzuverhandeln.

Am Sonntag, nachdem Giovane Elber das 2:0 für die Bayern gegen den HSV geschossen hatte, waren für Hitzfeld und Hoeneß erhebliche Verrenkungen notwendig gewesen, um den tiefen Unsinn einer Weiterbeschäftigung Elbers begreiflich zu machen. Manager und Trainer leisteten unermüdlich Überzeugungsarbeit. Es galt zu belegen, weshalb der Mann, der kurz zuvor 120 Sekunden gebraucht hatte, um das Spiel zu entscheiden, so schlecht ist für das Spiel der Bayern. Es ist wohl sehr ärgerlich aus Sicht der Klubführung, dass der für die neue Version des FC Bayern längst uninteressant gewordene Elber nun ausgerechnet das machte, was Der-teuerste-Einkauf-der-Vereinsgeschichte-Roy-Makaay in bislang 167 Minuten nicht geschafft hat: ein Tor. „Wir haben uns noch nicht mit dem Thema befasst“, sagte Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel in Hamburg, und auch wenn der Vorstandschef sonst als Patron unverletzlicher Integrität gilt, war dies wohl eine sehr gedehnte Variante der Wahrheit. Zu energisch kamen die Wortmeldungen von Hoeneß und Hitzfeld, um Rummenigge sein Gelöbnis abzunehmen. So ungeduldig haben sie im Planungsbüro in der Säbener Straße nicht einmal die Abgänge der einst ebenfalls nicht mehr erwünschten Stefan Effenberg und Carsten Jancker verfolgt. Es geht um nicht weniger als den im Vorjahr eingeleiteten Umbruch, der auch vor dem Angriff nicht Halt macht: „Roque Santa Cruz soll nicht blockiert werden“, sagt Rummenigge.

Elber hatte sich mit dem Gedanken bereits vertraut gemacht, München zu verlassen, nach sechs Jahren, in denen er sehr viel beigetragen hat zu den sieben nationalen Titeln und dem Gewinn der Champions League 2001. „Monaco ist eine sehr schöne Stadt“, kommentierte er also das Interesse des dortigen Fußballklubs AS. Auch der Französische Meister Olympique Lyon pokert noch immer mit. Zumindest so lange Monaco nicht einen Vertrag unterschrieben hat, besteht auch für diesen Verein noch eine Chance. Elber selbst aber wolle nach Monaco, das habe er dem Klubführung am Morgen noch bestätigt, sagte Hoeneß dem Tagesspiegel.

Der Manager fand zudem noch einige selbstkritische Worte. Er habe sich ausdrücklich bei allen Beteiligten entschuldigt, dass er das Wort „geisteskrank“ benutzt habe. Was er sagen wollte, war: „Wenn Elber doch selbst wechseln will, dann wären wir doch dumm, ihn nicht gehen zu lassen.“ Ende gut, alles gut?

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