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Beachvolleyball: Der Strand liegt am Hafen

Wie die Beachvolleyball-WM im norwegischen Stavanger ankommt.

Stavanger - Es gibt in der überschaubaren Welt der Beachvolleyballer fünf magische Orte, an denen das Treiben im Sand mit mehr Hingabe und Pathos zelebriert wird als anderswo: Manhattan Beach in Kalifornien, wo der Sport der Legende nach einst erfunden worden ist, Rio, wo die Brasilianer die Wiege der Sportart vermuten, Klagenfurt am schönen Wörthersee, Gstaad, wo sie alljährlich mitten in den Alpen einen Sandplatz aufschütten – und Stavanger. Dort findet gerade die WM der Beachvolleyballer statt.

Die Idee, in der Stadt, die durch das Nordseeöl zu Wohlstand gekommen ist, Beachvolleyball zu spielen, wurde 1997 geboren. Der ehemalige Weltklassespieler Björn Maaseide hatte die Eingebung: „Lasst uns die Menschen nicht an den Strand holen, lasst uns den Strand zu den Menschen bringen“, lautete sein Credo. Seitdem wird auf dem Center Court direkt am Pier gebaggert, und es ist ein wahrhaft beeindruckendes Bild, wenn direkt neben den Stahlrohrtribünen ein Ozeanriese wie das Kreuzschiff Queen Victoria ankert. Auch in der Stadt gibt es bleibende Eindrücke. Es ist zwar Norwegen und nicht Schweden, doch wer auf dem Weg zum Hafen durch die Straßen mit den typischen, bunt angestrichenen Holzhäusern läuft, würde sich kaum wundern, wenn plötzlich Pippi Langstrumpf auf dem Rücken des Kleinen Onkel und mit dem Äffchen Herr Nilsson auf der Schulter um die Ecke geritten käme.

Unten am Hafen tobt das Leben, tausende Menschen am Kai dokumentieren, dass die Norweger Björn Maaseides Idee längst verinnerlicht haben. Selbst die Variable Wetter funktioniert in diesen Tagen wie auf Bestellung: 26 bis 28 Grad und eine leichte Brise vom Fjord – besser geht es nicht. Und wenn dann auch noch der ungewohnte Modus das Tagwerk erleichtert, wird der Job zum Privileg. Lediglich ein Spiel in zwei Tagen, das ist der pure Luxus für Profis, die es bei normalen Turnieren gewohnt sind, zwei bis drei Mal am Tag den Sand umzugraben. Jonas Reckermann hat schon mal vorsorglich den norwegischen Kollegen Tarjei Skarlund angespitzt, an einem der freien Tage mit seinem Boot aufs Meer hinauszufahren und die Angel ins Wasser zu halten. Derweil genießt Okka Rau, „wie die Leute hier in Stavanger Beachvolleyball leben.“ Das Treiben im Stadion, so vermutet sie, sei ein Teil ihres kurzen Sommers: „Die machen hier die Nacht zum Tag“, sagt sie, um dann irritiert nach oben in den blauen Himmeln zu schauen: „Ach nee, Nächte gibt es hier ja um diese Zeit gar nicht.“

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