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© dpa

Beachvolleyball: USA? Brasilien? Deutschland!

Julius Brink und Jonas Reckermann sind Weltmeister 2009. Nie zuvor hat es ein europäisches Team geschafft, bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen die beiden dominierenden Nationen Brasilien und USA im Sand hinter sich zu lassen. Der Titel macht sie zu Stars.

Stavanger - Als sein 27. Geburtstag eine halbe Stunde alt war, erhob Julius Brink noch einmal das Champagnerglas und ergriff kurz das Wort. „Ich bin froh, dass ich kein Leverkusener mehr bin“, sagte der Beachvolleyballer in einer Kneipe an der Hafenmole von Stavanger mit breitem Grinsen. Schließlich kommt er aus der Stadt, deren Fußballer sich den Ruf erworben haben, am Ende immer dort zu landen, wo der Begriff „Vize“ zu finden ist. Brink und sein Partner Jonas Reckermann hingegen dürfen sich Weltmeister 2009 nennen.

„Das ist unglaublich“, staunte Reckermann, „ich denke, wir werden erst in den nächsten Tagen wirklich begreifen, was hier passiert ist.“ Nie zuvor hat es ein europäisches Team geschafft, bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen die beiden dominierenden Nationen Brasilien und USA im Sand hinter sich zu lassen. Seit vielen Jahren spielen die Deutschen, Schweizer, Holländer oder Spanier in der Welt eine gute Rolle. Doch Gold holten sie nie. Brink und Reckermann haben die Dominanz aus Übersee mit ihren nervenstarken Vorstellungen gebrochen. Im Viertelfinale schlugen sie die Brasilianer Ricardo/Emanuel, Weltmeister 2003 und Olympiasieger 2004, im Halbfinale die US-Amerikaner Rogers/Dalhausser, Weltmeister 2007 und Olympiasieger 2008, im Finale die Weltranglistenersten Alison/Harley.

Danach sprach Werner von Moltke, der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV), von einem „Meilenstein“. Und das stimmt wohl: Der Erfolg könnte nicht nur Brink und Reckermann, sondern auch dem chronisch finanzschwachen DVV bei der Suche nach Sponsoren neue Türen öffnen. Zweimal hat es bislang Achtungserfolge für die Deutschen gegeben: 2000 in Sydney gelang Jörg Ahmann und Axel Hager mit Olympiabronze eine Sensation, ähnlich unerwartet kam 2005 in Berlin WM-Bronze für Julius Brink und seinen damaligen Partner Kjell Schneider. Der Triumph von Stavanger ist höher einzuordnen, fortan werden die Deutschen am Strand zum Establishment gehören.

Weil sich mit David Klemperer und Eric Koreng noch ein zweites deutsches Duo bis ins Halbfinale baggerte, dürfen sich die Deutschen de facto als weltweit führende Beachvolleyball-Nation bezeichnen. So weit würde Jörg Ahmann nie gehen. Der frühere Profi und heutige Bundestrainer fände eine solche Einstufung „leicht größenwahnsinnig“. Er findet es bereits „unglaublich, dass wir in einem Atemzug mit den Amis und den Brasilianern genannt werden“. Nun müsse man den nächsten Schritt tun. „Eine weitere Medaille bei der WM 2011 oder in London 2012 – dann können wir sagen, wir gehören endgültig dazu.“

Brink und Reckermann sind jung genug, um noch fünf bis sechs Jahre auf Weltniveau zu agieren. Erst seit einem knappen halben Jahr bilden der Blockspieler und der Abwehrstratege ein gemeinsames Doppel. Mit dem in sich ruhenden Reckermann und dem agilen Brink vereinigt dieses Team zwei Pole.

Die Konkurrenz haben sie nachhaltig beeindruckt. „Ich wusste, dass sie stark sind, aber das hätte ich nicht erwartet“, hat Todd Rogers nach dem Halbfinal-Aus gesagt. Vor allem eines hat ihn beeindruckt: „Julius und Jonas sind die beiden aufschlagstärksten Typen der Tour.“ Gut möglich, dass die Konkurrenz demnächst häufiger Grund zum Staunen hat. „Wenn es nach mir geht“, hat Brink verkündet, „können wir das ab jetzt öfter machen.“Felix Meininghaus

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