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Kay Matysik, 33, spielt seit 2009 mit seinem Partner Jonathan Erdmann. Bei der WM 2013 gewann das Duo aus Berlin und Potsdam Bronze.

© Grand Slam Berlin

Beachvolleyballer Kay Matysik im Interview: "Ich lebe aus einem 23-Kilo-Koffer"

Heute startet in der Waldbühne der Berliner Beachvolleyball-Grand-Slam. Der WM-Dritte Kay Matysik über den Alltag als Profi, seine Heimatstadt Berlin und Kommandos im Sand.

Herr Matysik, was ist Berlin für Sie?

Berlin ist meine Heimatstadt, sie ist die Stadt schlechthin für mich. Ich komme immer wieder gern nach Hause. Berlin hat so viel Grün, ist nicht so voll. Hier finde ich immer noch meine Ruhe.

Die meiste Zeit des Jahres sind Sie aber als Beachvolleyballprofi unterwegs. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Privates?

Das ist wirklich ganz, ganz schwierig. In diesem Jahr waren wir von Januar bis März im Trainingslager. Von April bis Mitte Oktober läuft die Saison. Wenn wir dann in Europa spielen, kommen wir meist Sonntagabend nach Hause und fliegen Montag gleich wieder weiter. Da bleibt eigentlich nur Zeit, um die Wäsche zu waschen. Ich lebe neun bis zehn Monate aus einem 23-Kilo-Koffer.

Und wo macht jemand Urlaub, der im Jahr praktisch sowieso schon überall hinkommt?

Die eigenen vier Wände sind der größte Luxus, den ich mir vorstellen kann. Vor allem: einen Kühlschrank um mich herum zu haben, was sonst im Hotel nicht so einfach ist. Aber da unser Urlaub meist in die kältere Jahreszeit fällt, versuchen wir dann doch noch, irgendwohin zu fliegen.

Aber Urlaub machen Sie doch nicht etwa auch noch zusammen mit Ihrem Partner Jonathan Erdmann?

Letztes Jahr war es schon so (lacht). Nach Olympia sind wir tatsächlich noch zusammen nach Andalusien gefahren, danach hat dann aber jeder auch noch eine Woche für sich gehabt.

Muss man miteinander befreundet sein, um ein gutes Beachvolleyballduo zu bilden?

Es ist nicht zwangsläufig notwendig. Wie im normalen Arbeitsleben muss es einfach nur klare Absprachen geben. Aber es ist natürlich von Vorteil, wenn man sich im Spiel blind versteht. Nur dann ist ein Team wirklich erfolgreich.

Beim Beachvolleyball stellt man sich immer Sommer, Sonne, Strand und Party vor. Was ist davon Realität?

Von den genannten Sachen ist tatsächlich eine immer garantiert – und das ist der Sand. Die Sonne ist mal mehr, mal weniger da, wobei ich immer dankbar bin, wenn es nicht regnet. Wir haben aber auch schon bei Hagel oder Schnee gespielt. Und man muss bedenken: Da, wo andere Urlaub machen, arbeiten wir.

Aber wäre Beachvolleyball ohne das ganze Drumherum aus Musik und Show überhaupt denkbar?

Darüber will ich mir gar keine Gedanken machen, weil ich glaube, dass unsere Sportart darüber eben auch wahrgenommen wird. Und das macht es ja auch für uns angenehm.

Gibt es auch negative Dinge, zum Beispiel ständig Sand am Körper zu haben?

Das ist schon nervig, weil man nirgendwo mehr sandfrei ist. Weder am Körper noch in den Klamotten, noch im Auto, noch in der Wohnung. Überall ist Sand. Wir haben damit auch schon die eine oder andere Waschmaschine kaputtgemacht, deswegen hatte ich mir früher sogar mal eine zweite zugelegt.

Hat sich durch den Olympiasieg von Julius Brink und Jonas Reckermann in der Wahrnehmung Ihrer Sportart in Deutschland etwas verändert?

Die nationale Tour in Deutschland ist viel medialer geworden. Wir haben jetzt einen Vermarktungspartner, der dafür sorgt, dass wieder professionelle Strukturen Einzug halten – was vorher definitiv nicht so war. Aber nicht nur die Spieler profitieren direkt davon, sondern auch der Sport selbst. Sponsoren wissen jetzt etwas mit Beachvolleyball anzufangen.

Fühlen Sie sich inzwischen – auch durch die jüngsten Erfolge – als legitime Nachfolger von Brink/Reckermann?

Ich will das überhaupt nicht vergleichen. Das war der vergangene Olympiazyklus, da haben Brink/Reckermann wirklich alles gewonnen. WM, EM, DM und Olympia. Das ist eine herausragende Leistung gewesen. Ich sehe uns aber nicht in deren Fußstapfen, wir machen unser eigenes Ding. Ich glaube aber schon, dass wir aktuell das stärkste deutsche Team sind.

Reicht das, damit Sie von ihrem Sport leben können?

Das ist bei uns so eine Mischfinanzierung. Wir haben immer einen Einjahresvertrag als Sportsoldat bei der Bundeswehr. So bekommen wir ein monatliches Gehalt und können damit erst mal die fixen Kosten zu Hause absichern. Alles andere geht über Partner. Aber natürlich müssen wir viel investieren. Wir haben einen Vollzeittrainer und einen Athletiktrainer. Dazu die ganzen Trainingslager...

Aber Sie verdienen doch auch Preisgelder?

Natürlich versucht man, mit einem Plus aus seiner Karriere herauszukommen. Und wenn man jetzt bei den großen Turnieren ganz weit kommt, bleibt natürlich auch der ein oder andere Euro hängen.

Während der Matches sieht man Sie oft reden. Weil Sie der Anführer im Team sind?

Innerlich bin ich eigentlich sehr entspannt. Aber es gibt Phasen, da muss man einfach noch mal anziehen. Bei uns hat das auch damit zu tun, dass wir ohne Trainer gestartet sind. Da hat Jonathan Erdmann als der Jüngere von uns mehr lernen wollen, vielleicht auch müssen. Aber während eines Matches geht es um klare Ansagen. Und die kommen eben eher von mir.

Wie kommt Ihr Partner damit klar?

Ich glaube, für ihn ist das irgendwie Normalität. Wenn das nach fünf gemeinsamen Jahren nicht so wäre, dann würden wir wohl kaum noch zusammen spielen.

Kommen wir noch einmal auf Berlin zurück. Worauf freuen Sie sich bei Ihrem Heimspiel am meisten?

Ich bin ein ganz großer Fan der Waldbühne. Ich würde mir wünschen, dass es voller wird als im letzten Jahr, am besten ganz voll. Ansonsten freue ich mich einfach auch darauf, bei einem Turnier zu Hause schlafen zu können.

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