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Matchball. Sara Goller (rechts) und Laura Ludwig haben sich nach neun Jahren sportlicher Partnerschaft getrennt. Foto: dapd

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Beachvolleyballerin Sara Goller beendet Karriere: Die Trennung der Unzertrennlichen

Mit Sara Goller und Laura Ludwig, Europameisterinnen von 2008 und 2010, verliert der deutsche Frauen-Beachvolleyball eines seiner prominentesten Duos.

Berlin - Es klopfte an ihrer Hotelzimmertür. Da war Sara Goller schon ziemlich sauer, aber zumindest noch schlaftrunken. Es war schließlich 2.30 Uhr. Ein paar Sekunden später war sie stinksauer und überaus wach. Toll, dass man ihr schon jetzt die Nachricht mitgeteilt hatte: Ihre Achtelfinal-Partie bei den Olympischen Spielen war vorverlegt worden, auf 9 Uhr. Die Beachvolleyballerin Goller hätte nun auch gleich wach bleiben können.

Ein paar Stunden später stand sie im Sand, so übernächtigt wie ihre Partnerin Laura Ludwig. Aber für einen 2:0-Sieg gegen ihre Landsfrauen Katrin Holtwick/Ilka Semmler reichte es trotzdem.

Es war ihr letzter großer Auftritt.

Im Viertelfinale beendeten die Brasilianerinnen Juliana Silva und Larissa Franca die Medaillenträume der zweimaligen Europameisterinnen von Hertha BSC. Und seit Montag sind Goller/Ludwig auch als Duo Geschichte. Die 28-jährige Goller beendet ihre Karriere und will sich um ihre berufliche Zukunft kümmern. Die zwei Jahre jüngere Ludwig wird mit Kira Walkenhorst weiter spielen.

Goller/Ludwig, diese Kombination hatte sich bei vielen Sportfans eingeprägt, ein Automatismus. Neun Jahre waren sie zusammen, da entstehen Gewohnheiten. Genau deshalb ist dieses sportliche Ende ein Verlust für den Deutschen Volleyball-Verband (DVV). „Sie waren schon so etwas wie das Gesicht des Frauen-Beachvolleyballs“, sagt Günter Hamel, der DVV-Sportdirektor. „Das weibliche Pendant zu Brink/Reckermann.“ Zu den Weltmeistern von 2009, zu den Olympiasiegern von London.

Aber das stimmt so nicht. Brink/Reckermann sind erst jetzt eine richtige Marke, sie spielen erst seit drei Jahren zusammen, Goller/Ludwig haben den Frauen-Beachvolleyball viel länger geprägt. Sie hatten für die deutsche „Vogue“ posiert, sie hatten eine Fotostrecke in der „Brigitte“, sie repräsentierten eine Randsportart so gut sie konnten. „Wir merken schon, dass wir im Zirkus drin sind“, sagte Sara Goller mal, „klar wird da ein Körperkult betrieben.“ Viele kannten ihre Gesichter, ihre Bilder, auf denen sie im Bikini stecken. Viel weniger Menschen kannten zusätzlich ihre Erfolge. EM-Titel 2008 und 2010, viermal Deutsche Meisterinnen. Aber sie waren immer irgendwie ein Begriff.

Doch in der Szene registrierte man sehr genau die schleichenden Probleme des Duos. Die sportlichen Auftritte verloren ihren Glanz, die Konkurrentinnen Holtwick/Semmler spielten in dieser Saison stärker als Goller/Ludwig. Das fiel nur deshalb nicht auf, weil Holtwick/Semmler in London, auf der ganz großen Bühne, mal wieder gegen Goller/Ludwig verloren hatten. Niederlagen der Beiden gegen das Hertha-Duo gehörten in der Beach-Szene schon zur Folklore. Nahezu alle Duelle hatten Goller/Ludwig gewonnen. „Für Holtwick/Semmler waren die Beiden ja ein Albtraum“, sagt Hamel.

Aber bei der deutschen Meisterschaft in Timmendorfer Strand im August konnte Hamel sehen, „dass die beiden sich eine Trennung überlegen“. Die Titelverteidigerinnen landeten nur auf Rang sieben. „Goller/Ludwig waren am Endpunkt ihrer Entwicklung“, sagt Hamel. Der Verband habe die Trennung „kommen sehen“. Kurz nach den Titelkämpfen überholten Holtwick/Semmler ihre Gegnerinnen Goller/Ludwig sowohl in der deutschen als auch in der Weltrangliste. Damit war die Wachablösung offiziell protokolliert. Zum Glück für Hamel spielen Brink/Reckermann weiter. „Wenn die auch aufhören würden, wäre das ein großer Verlust geworden.“

Gut, Holtwick und Semmler sind auch mal bei Stefan Raab aufgetreten, aber nachhaltige Wirkung hatte das nicht. „Es ist die Frage, ob sie in die Fußstapfen von Goller/Ludwig treten können“, sagt Hamel. Andererseits, jetzt sind die Angstgegnerinnen weg, „das kann ja auch befreiend wirken“, sagt Hamel. Stimmt schon. Aber wer weiß denn schon, ob das nicht bloße Theorie bleiben wird? Hamel ist gerade etwas misstrauisch. „Noch haben Holtwick/Semmler nicht erklärt, dass sie weitermachen.“

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