zum Hauptinhalt

Sport: Befehl und Gehorsam

Noch versteht Gladbach Trainer Advocaat nicht

Die Coachingzone wurde zum Feldherrnhügel. Dick Advocaat, der „kleine General“ im dunklen Kaschmirmantel, befahl mit ausgestreckten Armen und wedelnden Händen seine Spieler entweder in die Verteidigungsposition oder in die Angriffsreihen. Peer Kluge wurde in der diffusen ersten Hälfte immer wieder an die Seitenlinie zitiert, um neue Befehle entgegenzunehmen. Aber irgendwie stiftete der neue Startrainer der Liga mehr Verwirrung, als dass er eine Linie ins Gefecht brachte. Die reichlich konfus spielende Borussia aus Mönchengladbach war jedenfalls gegenüber dem erfrischenden und siegreichen Auftritt eine Woche zuvor gegen die Bayern nicht wiederzuerkennen. Aber da saß ja auch noch Horst Köppel auf der Trainerbank.

Wenn es dennoch zu einem glücklichen 1:1 beim Neuling Mainz 05 reichte, dann, weil in diesem Verwirrspiel auch Niclas Weiland die Orientierung verlor. Mit einer Steilvorlage fast von der Mittellinie in den Lauf von Vaclav Sverkos bereitete der Mainzer die Gladbacher Führung in der 13. Minute vor. Es sollte für den Rest des Spiels die einzige Torchance der Truppe Advocaats bleiben. Immerhin ließen die Gladbacher nur noch den Ausgleich durch Nikolce Noveski (58.) zu. „In der Vergangenheit hätten wir so ein Spiel noch verloren“, sagte Kapitän Christian Ziege. „Der Trainer spricht im Training sehr gezielt die Dinge an.“ Doch die Spieler scheinen noch nicht so recht zu wissen, was sie erwartet – und was von ihnen erwartet wird. „Eines Tages wird sich auf dem Platz zeigen, was der Trainer angesprochen hat“, meinte Jeff Strasser. Die Aura von Autorität und Anspruch beeindruckt die Spieler offensichtlich.

Als wollte er ihnen die Angst vor zu hohen Anforderungen nehmen, schilderte Sportdirektor Christian Hochstätter den neuen Chef als realistischen Trainer, der sich durchaus der Qualität anzupassen weiß. „Advocaat lässt einfachen Fußball spielen. Die komplizierten Dinge lässt er weg.“ Fürs Erste war der ehemalige Bondscoach mit seinem Einstand in der Bundesliga zufrieden. Natürlich müsse „viel besser gespielt, der Ball länger gehalten“ werden. Aber sein Team habe immerhin „sehr hart gearbeitet“. Viel Arbeit wartet noch auf den Niederländer, soll er sein vorgegebenes Ziel erreichen: Die Rückkehr nach Europa. Zunächst gilt die Abkehr von der Abstiegsregion.

Hartmut Scherzer[Mainz]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false