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Behindertensportverband: Meister im Netzwerken

Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, ist auf einer Mission: Er will den angeschlagenen Verband modernisieren.

In seinem kleinen Lederrucksack trägt Friedhelm Julius Beucher viel Überzeugung mit sich herum. Davon gibt er gerne etwas weiter, Broschüren etwa, die vom Sinngehalt des Behindertensports erzählen. "Was wir alles schaffen", sagt Beucher - und meint nicht nur die Erfolge des Behindertensports, sondern auch die Arbeit des Deutschen Behindertensportverbands, dessen neuer Präsident er ist.

Der DBS hatte auch vor Beucher schon eine Mission, aber er verfolgte sie mit teilweise falschen Mitteln. Er setzte etwa auf Telefonkarten, als sie schon längst ein sterbendes Geschäft waren. Nur mit öffentlicher Unterstützung entging der DBS dem Ruin. Nun macht Beucher PR, auch in eigener Sache. Er schiebt einen Zeitungsartikel über den Tisch, es geht darin um seinen Abschied als Direktor einer integrativen Grundschule in Burscheid. Am Ende dieses Schuljahres wird der 62-Jährige pensioniert und kann sich ganz auf seine Aufgabe im Behindertensport konzentrieren. Wenn es deutsche Meisterschaften im Netzwerken gäbe, würde Beucher viele Runden überstehen. Seine Kontakte reichen von der Basis bis nach oben, er war schließlich zwölf Jahre Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, ehe er wieder zurück als Schulleiter nach Nordrhein-Westfalen ging. Auch als Ausschussvorsitzender war der SPD-Politiker dem Behindertensport schon verbunden. "Ich war der einzige Ausschussvorsitzende, der immer zu den Paralympics gefahren ist."

Zu vielen behinderten Athleten hat er einen guten Kontakt aufgebaut, angefangen hat es mit Rainer Schmidt in den Achtzigern. "Ich lernte einen jungen Menschen kennen, der ohne Arme Tischtennis spielte, da hat man nicht nur Respekt, da geht auch eine Faszination von aus."

Einen wie den mehrfachen Paralympics-Medaillengewinner kann sich Beucher auch später mal an der Spitze des DBS vorstellen. Aber erst mal ist Beucher an der Reihe. Den angeschlagenen Verband will er professionalisieren und modernisieren. Da traf es sich nicht besonders gut, dass neben ihn ins Präsidium keine einzige Frau gewählt wurde. "Also habe ich Marianne Buggenhagen als kooptiertes Präsidiumsmitglied gewonnen", sagt Beucher.

Den DBS als Kompetenzzentrum für Behinderten- und Rehasport in einer alternden Gesellschaft weiter zu etablieren, mehr Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen, nichts weniger strebt Beucher an. Er will behinderten Leistungssportlern auch eine duale Karriere ermöglichen. "Wenn wir international mithalten wollen, können wir uns den berufstätigen Spitzensportler nicht leisten", sagt er, "die Paralympioniken haben Zugang zu den Leistungen der Olympiastützpunkte, aber das wird nicht an allen Stützpunkten gelebt." Hört sich nach viel Gesprächsbedarf an für den Netzwerker.

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