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Sport: Bei Dressurpferden werden natürliche Bewegungen intensiviert

Der Dressurreitsport hat es wirklich nicht leicht. Kaum eine andere Sportart, bei der der Mensch zusammen mit einem Tier sportliche Höchstleistungen vollbringt, bringt ein derart enges Verhältnis von beiden mit sich, wie der Dressurwettbewerb.

Der Dressurreitsport hat es wirklich nicht leicht. Kaum eine andere Sportart, bei der der Mensch zusammen mit einem Tier sportliche Höchstleistungen vollbringt, bringt ein derart enges Verhältnis von beiden mit sich, wie der Dressurwettbewerb.

Trotzdem ist es nach wie vor an der Tagesordnung einiger Reitsportveranstaltungen, die Dressur im Verhältnis etwa zum Springreiten zu einem eher publikumsunfreundlichen Zeitpunkt stattfinden zu lassen. "Manche Veranstalter behandeln unseren Sport immer noch als Stiefkind, glücklicherweise betrifft das das Berliner CHI nicht. Hier werden Springen und Dressur als gleichberechtigt angesehen", sagt Dressur-Bundestrainer Klaus Balkenhol. Dann legt er mit seiner allgemeinen Kritik noch nach, ohne jemand direkt zu nennen. Manchmal empfände er die Dressurreiter gar als "Pausenclowns", wenn beispielsweise während des Umbaus der Sprunganlage die Siegerehrung einer Dressurprüfung vorgenommen wird. Das sei für die Sportler würdelos.

Dagegen ist natürlich kaum etwas zu sagen. Denn eigentlich, so ist einhellig aus Reitsportkreisen zu hören, stellt die Dressur die Grundlage jeder reitsportlichen Konkurrenz dar. Was für den laienhaften Beobachter wie das Abrichten der Tiere wider Willen aussehen mag, sei tatsächlich ein Fortführen und Intensivieren ihrer natürlichen Bewegungsabläufe. "Das Pferd ist von der Natur her ein Fluchttier, kein Angriffstier. So sind einzelne Elemente einer Dressurkür durchaus dieser Natur entsprechend. Schnelle Drehungen, Pirouetten oder Traversalen zum Beispiel, macht ein Pferd in freier Wildbahn etwas abgewandelt auch. Oder nimmt man das Hengstgehabe, das entspricht doch einer Passage, dem Tänzeln auf der Stelle", sagt Balkenhol.

Die Dressur sei stets die Basisarbeit mit einem Pferd. Tiere, die später für den Galoppsport oder als Springpferd genutzt werden, haben in jedem Fall eine intensive Dressur in jungen Pferdejahren erlebt. Selbst während einer Karriere als ausgewachsenes Springpferd, nehmen einige Tiere zusammen mit ihren Reitern noch Dressurunterricht, um Bewegungsabläufe zu trainieren und, wie es in Fachkreisen heißt, "gymnastiziert" zu werden.

Deutschland biete, so Balkenhol, den Dressurreitern auf Grund hervorragender Zuchtarbeit allerbeste Bedingungen. Die Zuchtziele gingen ohnehin immer mehr in Richtung sportlich herausragender Eigenschaften. Eine Auswahl der Tiere für eine bestimmte Reitsportdisziplin lässt sich in einigen Fällen bereits im Fohlenalter treffen, spätestens jedoch mit fünf Jahren entscheidet sich die weitere sportliche Laufbahn eines Pferdes.

Ausnahmen gibt es jedoch auch. So hat das derzeitige Pferd der deutschen Spitzendressur-Reiterin Nadine Capellmann, Graziano, bereits eine Karriere als Springpferd hinter sich. Vor 30 - 35 Jahren, berichtet Balkenhol, gab es auch noch Wettbewerbe, bei denen einem Pferd sowohl Spring- als auch Dressurprüfungen abverlangt wurden. Heute sei dies natürlich nicht mehr gängige Praxis, da genügend sehr gute Zuchtpferde zur Verfügung stünden.

"Unsere Absicht und der Sinn unserer Sportart besteht darin, das Geschöpf Pferd vorzustellen, mit all seinen Eigenarten, seiner Schönheit und Leistungsfähigkeit", sagt der Bundestrainer und man sieht ihm dabei den Stolz auf seinen Sport an. Er, der selber schon Weltmeister und Olympiasieger war, sieht sich heute von einer sehr erfolgreichen deutschen Dressurmannschaft umgeben. Allen voran ist dabei sicher Isabelle Werth zu nennen, die über sieben Jahre absolute Weltspitze darstellte und "eigentlich nicht zu bezwingen war", wie es Kaspar Funke, Verantwortlicher beim CHI, formuliert. "Mit ihrem Pferd Gigolo stellte sie stets ein Paar voller Ausstrahlung, Harmonie und sportlicher Höchstleistung dar." Genau diese drei Komponenten machen die Faszination der Dressur wohl aus.

Wolfram Göschel

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