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Ein Bild aus glücklichen Tagen. Dietmar Beiersdorfer (r.) stellt Peter Knäbel als neuen Sportdirektor beim HSV vor. Am Montag hat er ihn wieder verabschiedet.

© dpa

Beim Hamburger SV steht mal wieder der große Umbruch an: HSV: Ein Dietmar Beiersdorfer für alle Ämter

Ein Fall für Workaholics: Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer übernimmt beim Hamburger SV auch noch den Job des entlassenen Sportdirektors Peter Knäbel.

Dietmar „Didi“ Beiersdorfer, der künftig noch stärkere Mann beim Hamburger SV, hob zu einer Eloge an, die von Sekunde zu Sekunde euphorischer klang. Ein toller Charakter, sehr guter Spieler und unheimlich wichtig für den HSV. Einer, der es „ganz, ganz toll“ gemacht und einen großen Teil dazu beigetragen habe, dass der Klub weiterhin seit ihrer Gründung ununterbrochen der Fußball-Bundesliga angehört. Kurz: Der HSV müsste sich eigentlich unendlich glücklich schätzen, einen solchen Mann in seinen Reihen zu haben. Beiersdorfer aber sprach von Torhüter Jaroslav Drobny, der gerade offenbar von seinem Trainer Bruno Labbadia erfahren hatte, dass man in Hamburg nicht mehr mit ihm plane.

Der Vorstandschef des HSV wurde gestern auf diese Personalie angesprochen, als er eigentlich die Entlassung von Sportdirektor Peter Knäbel erklären wollte. „Das habe ich jetzt noch nicht gehört“, sagte er zur Causa Drobny – und bestätigte damit nur das, was die „Hamburger Morgenpost“ über Knäbels überraschendes Aus nach gerade mal anderthalb Jahren beim HSV geschrieben hatte: „Im Verein geht es weiter drunter und drüber.“

Wieder muss ein leitender Angestellter vorzeitig gehen

Beiersdorfer aber wehrte sich vehement gegen den Eindruck, dass zwei Jahre nach seinem Amtsantritt und der Ausgliederung der Profiabteilung Ernüchterung rund um den HSV eingetreten sei: „Wir haben unglaublich viel geschaffen. Das lass’ ich mir nicht nehmen.“ Nachdem die Mannschaft sich zweimal nur über die Relegation retten konnte, hat sie den Klassenverbleib diesmal immerhin schon vor dem letzten Spieltag sicher. Aber wieder einmal muss nun mit Knäbel ein leitender Angestellter vorzeitig gehen. Wieder einmal ist ein vermeintlich vernünftiger Plan nicht aufgegangen.

Knäbel hatte durchaus vorzeigbare Referenzen, als er im Oktober 2014 in Hamburg anfing. Beim Schweizer Fußballverband hatte er als Technischer Direktor bewiesen, dass er aus wenig viel machen kann. Diese Fähigkeit prädestinierte ihn geradezu für den mit knapp 90 Millionen Euro verschuldeten HSV, bei dem längst der Mangel die Vereinspolitik bestimmt. Die vergangenen fünf Geschäftsjahre hat der Klub allesamt mit einem Minus abgeschlossen; das wird auch in dieser Saison nicht anders sein. Durch besonders kreative Mängelverwaltung ist Knäbel allerdings nicht aufgefallen. Was von seiner Amtszeit bleibt, ist ein glücklich verhinderter Abstieg, ein misslungenes Intermezzo als Trainer, ein abhanden gekommener Rucksack und eine erratische Transferpolitik. Von Knäbels Verpflichtungen hat sich allein der 36 Jahre alte Emir Spahic als uneingeschränkte Verstärkung erwiesen. Eine zukunftsweisende Transferpolitik sieht anders aus.

Beiersdorfer begründete Knäbels Aus mit unterschiedlichen Auffassungen zur Personal- und Kaderplanung. „Wir waren gezwungen, diese Entscheidung zu treffen“, sagte Hamburgs Vorstandschef, der künftig auch das Amt des Sportdirektors ausüben wird. Es soll nach seinen Worten keine Übergangs-, sondern eine dauerhafte Lösung sein. Kontakte zu Horst Heldt, der nach dieser Saison bei Schalke aufhört, dementierte Beiersdorfer. „Es wird natürlich sehr aufwendig“, sagte er über sein zusätzliches Amt, „aber ich habe mich noch nie vor Arbeit gedrückt.“

Der HSV hat Interesse an Bobby Wood vom 1. FC Union

Die Aufgabe beim HSV ist mehr denn je etwas für Workaholics. Beiersdorfer steht vor der anspruchsvollen Aufgabe, einerseits den Spieleretat von 45 Millionen Euro weiter zu reduzieren und zugleich den Kader zu verstärken. De facto heißt das: Kein Spieler ist unverkäuflich – weil die Umgestaltung Geld kosten wird. Dem HSV steht also auch in der Mannschaft wieder einmal ein massiver Umbruch bevor. Als Zugänge sind bisher Torhüter Christian Mathenia von Darmstadt 98 und Stürmer Bobby Wood vom Berliner Zweitligisten 1. FC Union im Gespräch. Beiersdorfer bestätigte, dass die Namen nicht aus der Luft gegriffen sind, allerdings gebe es weder mit den Spielern noch mit deren Klubs irgendwelche Vereinbarungen. „Natürlich sind unsere Mittel eingeschränkt“, sagte Beiersdorfer. „Aber ich bin überzeugt, dass wir eine gute und vernünftige Mannschaft auf den Platz bringen werden.“

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