zum Hauptinhalt

Sport: Beinhart

Rafael Nadal hat trotz verletzter Knie gespielt – in Wimbledon rächt sich das jetzt

Rafael Nadal hockte auf seinem Stuhl und blickte verzweifelt zu seinem Onkel und Trainer Toni Nadal. Ein paar Handzeichen, und alles war klar. Nadals Knie schmerzte wieder. Und wie. Der Physiotherapeut wurde auf den Center Court von Wimbledon gerufen und bearbeitete das rechte Knie des Ersten der Tennis-Weltrangliste. Mit versteinerter Miene saß Nadal da. Philipp Petzschner hatte ihm in dieser dritten Runde alles abverlangt. Nadal lag sogar 1:2 nach Sätzen zurück. Und jetzt wieder das leidige Knie. Acht Wochen Zwangspause hatten ihn die geschundenen Gelenke im letzten Sommer gekostet, seinen Titel in Wimbledon konnte Nadal nicht verteidigen. Umso mehr wollte der Spanier nun bei seiner Rückkehr beweisen, dass er nach Roland Garros in Paris auch den Rasen des All England Clubs zurückerobern konnte. Dass ihm zumindest gegen Petzschner mit 6:4, 4:6, 6:7 (5:7), 6:2 und 6:3 noch ein Sieg gelang, war wohl nur seiner immensen Willenskraft wie der mangelnden Erfahrung seines Gegners geschuldet. „Ich bin in Sorge um mein Knie“, sagte Nadal, „ich weiß nicht, wie schlimm es ist.“

Immer wieder hatte Nadal in diesem Jahr betont, dass körperlich alles mit ihm in Ordnung sei. „Es geht mir gut“, sagte der 24-Jährige stets und war von der ständigen Fragerei sichtlich genervt. Doch sie war berechtigt, schließlich hatte sich Nadal nach dem verkorksten Saisonende beim Tour-Finale dazu entschlossen, sein Spiel wieder auf den alten Wohlfühlfaktor umzustellen. Das hieß: die um etwa sechs Kilogramm reduzierte Muskelmasse wieder zuzulegen und seinem extremen Spin-Spiel so die gefürchtete Aggressivität zurückzugeben.

Dass Nadal darauf drängte, war verständlich, denn sie brachte ihm allein 2008 neben dem Olympiagold den Triumph in Wimbledon und Paris sowie fünf weitere Titel. Experten sahen diese Rückkehr zur Erfolgsformel jedoch als eine tickende medizinische Zeitbombe. Es war absehbar, dass die Entzündung in den Knien wieder aufbrechen würde. Vor Wimbledon war es so weit. „Ich hatte die Probleme schon seit dem Halbfinale in Miami in meinem linken Knie“, gab Nadal nun zu. Das war im März, und er biss für das Turnier in Monaco noch die Zähne zusammen. Dort holte er zum sechsten Mal in Folge den Titel.

Das Turnier in Barcelona sagte Nadal ab und ließ sich behandeln. Fürs Auskurieren aber nahm er sich keine Zeit. Trotzdem gewann Nadal auch in Rom, Madrid und schließlich in Roland Garros. Jetzt riskiert er ein frühes Aus in Wimbledon. Dass Nadal nicht in Bestform ist, hatte sich schon in der zweiten Runde gezeigt, als er gegen den wenig bekannten Niederländer Robin Haase über fünf Sätze gehen musste. Das war Nadal noch bei keinem Grand Slam jemals vor dem Achtelfinale passiert. Und nun gar zweimal.

Heute wartet der Franzose Paul-Henri Mathieu auf ihn, gegen den er eine Bilanz von 9:0 Siegen hat. Doch das heißt momentan nichts. „Ich versuche mein Bestes, aber das wird schwer. Nach dem Turnier lasse ich mich wieder behandeln“, kündigte Nadal an und sagte auch seine Teilnahme am Davis-Cup-Viertelfinale gegen Frankreich ab. Nadal stützt seine Hoffnung ganz auf die US Open. Doch dort wird auf Hartplätzen gespielt. Und das ist für seine Knie wie ein Gift.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false