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Weiter wichtig: Miroslav Klose macht das Tor gegen Belgien.

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Update

Belgien - Deutschland 0:1: Mühevoll, aber wichtig

Zum Auftakt der EM-Qualifikation erarbeitet sich die deutsche Fußball-Nationalelf ein 1:0 in Brüssel gegen ansehnlich spielende Belgier. "Der Sieg war wichtig", sagt Bundestrainer Löw.

Die Belgier sind ein sehr praktisch veranlagtes Völkchen. Als es um die Terminierung der Qualifikationsspiele für die Fußball-Europameisterschaft 2012 ging, haben sie darauf bestanden, sowohl die erste als auch die letzte Begegnung gegen Deutschland bestreiten zu dürfen. Ihr Kalkül sah so aus: Beim ersten Spiel wenige Wochen nach der Weltmeisterschaft sind die Deutschen vielleicht noch nicht ganz wieder auf der Höhe ihrer Schaffenskraft – beim letzten hingegen möglicherweise schon für die EM qualifiziert und daher nicht mehr mit voller Motivation bei der Sache. Teil eins des belgischen Plans ist gestern Abend im Brüsseler Heyselstadion schon mal nicht in Erfüllung gegangen. Obwohl die Gastgeber durchaus ansehnlich auftraten und den WM-Dritten teilweise auch in Bedrängnis brachten, gewannen die Deutschen durch ein Tor von Miroslav Klose 1:0 (0:0). Für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw war es der perfekte Start in die neue Qualifikationsrunde, aber auch ein hartes Stück Arbeit.

„Der Sieg war wichtig, die Mannschaft hat guten Spirit bewiesen", sagte Löw. "Man hat phasenweise schon gespürt, dass die Spieler erst vier Wochen wieder im Training sind. Wir haben ein bisschen gebraucht, um in Schwung zu kommen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel gut im Griff gehabt. Jetzt freuen wir uns, dass wir mal wieder zu Hause spielen können.“

In der deutschen Anfangself standen neun WM-Stammspieler, nur die beiden Verteidiger Arne Friedrich und Jerome Boateng fehlten verletzt. Als zweiten Innenverteidiger hatte sich Löw etwas überraschend nicht für Holger Badstuber entschieden. Der Münchner lieferte sich ein scharfes Duell mit dem neuen belgischen Wunderkind Romelu Lukaku. 17 Jahre ist der Stürmer des RSC Anderlecht alt. Als er im Mai seinen Geburtstag gefeiert hat, war er gerade Torschützenkönig der belgischen Liga geworden.

Die Belgier, die sich seit 2002 für kein großes Turnier mehr qualifiziert haben, verfügen inzwischen wieder über einige vielversprechende Talente, vor allem in der Offensive sind sie überdurchschnittlich gut bestückt – das bekamen gestern Abend auch die Deutschen zu spüren. Die Gastgeber spielten gefällig nach vorne, so dass es insgesamt ein recht munterer Abend wurde. Den besseren Start erwischten die Belgier. Marouane Fellaini verfehlte mit einer Direktabnahme knapp das Tor, Lukaku scheiterte mit einem Fernschuss an Torwart Manuel Neuer, nachdem Bastian Schweinsteiger durch eine Unkonzentriertheit den Ball verloren hatte.

Es war nicht die einzige Schwäche im deutschen Mittelfeld, das sich gestern nur mühsam der WM-Form anzunähern vermochte. Mesut Özil und Lukas Podolski fanden vor der Pause kaum ins Spiel, Thomas Müller, der später deutlich stärker wurde, unterliefen zu Beginn zu viele leichte Fehler, und Sami Khedira wirkte ein wenig schwerfällig, auch wenn der frühere Stuttgarter nach etwas mehr als einer Viertelstunde als erster Deutscher einen Schuss auf das belgische Tor abgab.

Es war der Beginn einer regelrechten Serie, bei der Khedira noch einmal seinen Offensivdrang ausleben konnte, den er bei Real Madrid auf Befehl seines Trainers Jose Mourinho künftig zu zügeln hat. Nach seinem Fernschuss vergab Khedira innerhalb von nur drei Minuten zwei weitere gute Gelegenheiten: Nach der ersten guten Kombination der Deutschen säbelte Khedira den Ball mit seinem schwächeren rechten Fuß über das belgische Tor. Beim nächsten Mal kam der Pass von rechts, wieder hatte Khedira freie Bahn, doch diesmal trat er den Ball genau in die Arme von Belgiens Torhüter Logan Bailly. Michael Ballack, so könnten Spötter nun behaupten, hätte aus diesen drei Gelegenheiten mindestens ein Tor gemacht.

Das Kombinationsspiel der Deutschen kam vor der Pause nicht richtig in Gang, aber das hatte der Bundestrainer auch nicht erwartet. Joachim Löw hatte schon vor der Begegnung darauf hingewiesen, dass seine Spieler noch längst nicht wieder im Rhythmus seien. „Man muss einen Gegner einfach bearbeiten, 60, 70 Minuten lang – und dann zuschlagen“, hatte Kapitän Philipp Lahm für den Fall empfohlen, dass sich ein schneller Torerfolg nicht einstellen würde. Ganz so lange dauerte es gegen die Belgier nicht: Fünf Minuten nach der Pause eroberte Schweinsteiger gegen seinen Münchner Teamkollegen Daniel van Buyten kurz vor dem belgischen Strafraum den Ball, sein Zuspiel leitete Thomas Müller umgehend an Miroslav Klose weiter, und der überwand Bailly zum 1:0. Für Klose war es das 53. Tor im Nationaltrikot. „Das war unsere Stärke bei der WM: Umschalten und dann rein", sagte Vorbereiter Müller. "Miro macht ein ganz wichtiges Tor, es war ein ganz wichtiger Sieg.“

Die Belgier reagierten auf den Rückstand mit wuchtigen Angriffen, Deutschlands Abwehr um den ruhigen und sicheren Manuel Neuer aber wankte nicht. Die beste Chance hatten in dieser Phase sogar die Deutschen, doch Müller scheiterte an Bailly, Klose verfehlte kurz vor Schluss knapp das Tor.

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