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Der Ball ist

© AFP

Sport: Bemüht locker

Zwei Monate nach ihrem Rücktritt will Birgit Prinz nur noch wenig mit Fußball zu tun haben

Von Katrin Schulze

Fußball? Birgit Prinz überlegt einen Moment, als der Begriff fällt. Dann lässt sie sich zu einigen Wortfetzen hinreißen, mehr nicht. Der bislang erfolgreichsten deutschen Fußballspielerin ist das Thema merklich unangenehm. Hobbymäßig spielt sie in Frankfurt am Main noch in einem Männerteam mit, sonst hat sich die Sache für sie erledigt. Wenn ihr ehemaliger Klub, der 1. FFC Frankfurt, am heutigen Mittwoch in der Champions League gegen Stabæk Fotball aus Norwegen um den Einzug ins Achtelfinale kämpft, wird Prinz fernab in der Türkei davon nicht viel mitbekommen. Hier urlaubt sie auf Einladung des Robinson Clubs, der das Event und die Wahl „Champion des Jahres“ organisiert, mit anderen Athleten und versucht sich in neuen Sportarten – Schwimmen und Paddeln zum Beispiel. Nur auf dem Fußballfeld hat sie sich noch nicht blicken lassen.

Vielleicht braucht Birgit Prinz ein bisschen Abstand vom Ball. Nach diesem Sommer. Ab und zu komme der Frust schon noch hoch, sagt sie. „Grundsätzlich aber ist die Sache abgehakt.“ Gemeint sind die Ereignisse rund um die aus Sicht der Deutschen verkorkste Weltmeisterschaft im eigenen Land, bei der aus dem einstigen Star des deutschen Nationalteams eine Randfigur geworden war. Von der Ersatzbank aus hat die 33-Jährige das Aus ihrer Mannschaft erlebt, nachdem sie Bundestrainerin Silvia Neid aus der Startelf genommen hatte. Mit Neid hat sie sich inzwischen ausgesprochen. Auch einiger Fehler ist sie sich bewusst. „Es wäre sicher gut gewesen, früher über bestimmte Dinge zu reden“, sagt Prinz. „Wir beide hatten das Gefühl, dass nicht alles optimal verlaufen war.“ Sie gibt sich Mühe, locker zu wirken in ihrem Türkeiurlaub, wenn sie in Shorts und T-Shirt über all das erzählt – es gelingt ihr nur manchmal. Oft denkt sie lieber zweimal nach, bevor sie antwortet. Sie gibt sich lieber zu vorsichtig als zu forsch. Nach all dem, was zuletzt auf sie eingeprasselt ist.

Fast zwei Monate ist es nun her, dass die 33-Jährige Schluss gemacht hat mit dem, was sie am besten konnte. Alle Problemchen mit dem Deutschen Fußball-Bund sind dennoch nicht bewältigt. Ob es das bereits angekündigte Abschiedsspiel für sie im November wirklich geben wird, darüber ist sie sich nicht klar. „Wenn’s klappt, wäre es schön. Aber mein Seelenheil hängt nicht an diesem Spiel“, sagt Prinz. Überhaupt scheint derzeit so einiges ungewiss in ihrem Leben. Sie gönnt sich derzeit neben der aktiven Erholung eben auch die Zeit für die richtigen Entscheidungen. Von einer „Findungsphase“ spricht sie, und davon, dass sie nicht direkt nach der WM anfangen wollte zu arbeiten, sondern sich erst einmal orientiere müsse. Bloß kein Stress, jetzt, da der große Leistungsdruck endlich weg ist.

Ihr Psychologie-Studium hat sie abgeschlossen, ab dem kommenden Jahr wird sie voraussichtlich am Institut für Performance-Psychologie in Frankfurt Manager und Sportler bei ihrer Karriereplanung beraten. „Ich denke, dass ich da viele meiner Erfahrungen mit einbringen kann“, sagt sie. Was die eigene Erfahrung dieses Sommers mit ihr gemacht hat, vermag Prinz dagegen nicht zu beurteilen. Sie habe ja nicht studiert, um Selbsttherapie zu betreiben. Nein, ihr Innerstes wird die Fußballerin vorerst nicht offenbaren.

Man kann lange darauf warten, dass sie viel von sich preisgibt. Umso mehr genießt sie jetzt die Abwechslung abseits des Rummels um ihre Person, sie tauscht sich im Cluburlaub mit den Sportkollegen aus Leichtathletik oder Hockey aus und segelt auch mal aufs Mittelmeer hinaus. Schön sei es, die anderen Sportler mal kennenzulernen und Dinge auszuprobieren, die nichts mit Fußball zu tun haben, sagt sie. So schnell wird Birgit Prinz den Profifußball vermutlich nicht vermissen.

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