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Sport: Benfica Lissabon: Letzter Rest von Würde

Jupp Heynckes ist als Trainer des portugiesischen Rekordmeisters Benfica Lissabon überraschend zurückgetreten. Damit zog der 55 Jahre alte Coach am Mittwoch die Konsequenzen aus der Welle der Kritik, die ihm in letzter Zeit bei den Fans des Traditionsclubs entgegengeschlagen war.

Jupp Heynckes ist als Trainer des portugiesischen Rekordmeisters Benfica Lissabon überraschend zurückgetreten. Damit zog der 55 Jahre alte Coach am Mittwoch die Konsequenzen aus der Welle der Kritik, die ihm in letzter Zeit bei den Fans des Traditionsclubs entgegengeschlagen war. Mit seinem Rücktritt kam er der drohenden Entlassung zuvor. Benfica-Präsident Joao Vale e Azevedo bestätigte den Rücktritt mit den Worten: "Señor Heynckes leitet gerade sein letztes Training bei Benfica. Wir haben uns in beiderseitigem Einvernehmen getrennt."

Als Nachfolger verpflichtete der Club nach Angaben mehrerer Radio- und Fernsehsender den Assistenztrainer des spanischen Vizemeisters FC Barcelona, den Portugiesen Jose Mourinho. Heynckes hatte sein Amt bei Benfica im Sommer 1999 angetreten mit dem Ziel, den Mythos der großen alten Dame des portugiesischen Fußballs wiederzubeleben. Aber statt neuen Glanzes zeigte das Team matte Darbietungen.

In der vergangenen Saison verpasste der 27-malige Meister, der seit 1994 ohne Titel ist, die Qualifikation zur Champions League. In der neuen Spielzeit rangiert er nach vier Spieltagen nur auf dem siebten Tabellenplatz. Beim mageren 2:1-Sieg am Montag gegen den Abstiegskandidaten Estrela Amadora pfiff das Publikum den Trainer gnadenlos aus. Da dürfte Heynckes sich an die Worte seines schottischen Vorgängers Graeme Souness erinnert haben: "Das Publikum von Benfica ist das anspruchsvollste, das es gibt. Es verlangt, dass sein Team das Beste in Europa ist."

Heynckes sagte nach den jüngsten Protesten entnervt: "Ich halte das hier nicht länger aus. Wenn man mich nicht will, gehe ich schon morgen freiwillig." In Portugal hielt man dies für eine leere Drohung. Kaum jemand rechnete damit, dass der Trainer sie umgehend wahr machen würde. Der Ex-Gladbacher war bereits vor Saisonbeginn mit den Fans aneinander geraten, als er Benficas langjährigen Kapitän Joao Pinto ausmusterte und einen Proteststurm auslöste.

Wenig später schnappte der AC Florenz den Portugiesen auch noch Nuno Gomes weg. Seine schwärzeste Stunde bei Benfica dürfte Heynckes am 25. November 1999 erlebt haben, als seine Elf im Uefa-Pokal von Celta Vigo mit 0:7 abgefertigt wurde. Die Iberische Halbinsel scheint dem Trainer kein Glück zu bringen: Bei Real Madrid war er 1998 entlassen worden, obwohl er mit der Mannschaft die Champions League gewann.

Der Nachfolger von Heynckes stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.

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