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Berlin-Brandenburg-Derby: Hertha gewinnt 2:1 in Cottbus

Es war kein Spektakel, am Ende aber darf sich Hertha nach einem 2:1-Sieg bei Energie Cottbus über drei wichtige Punkte im Aufstiegskampf freuen. Matchwinner war dabei einmal mehr ein Brasilianer in Reihen der Berliner.

Ronny nahm den Ball aus der Luft an, er drehte sich einmal um seine Achse, dann wuchtete er den Ball volley von der Strafraumgrenze zum 2:1 für Hertha BSC ins Tor. Gut fünf Minuten waren zu diesem Zeitpunkt beim FC Energie Cottbus noch zu spielen, und in diesem Moment bestätigte der Brasilianer genau das, was sein Trainer Jos Luhukay vor dem Spiel in der Lausitz gesagt hatte. Man darf Ronny nie, nie, nie vom Feld nehmen, weil er immer noch zu einer überraschenden und vor allem entscheidenden Aktion in der Lage ist. So war es auch am Montagabend vor 13.070 Zuschauern im Stadion der Freundschaft. Der Brasilianer hatte bis zu seinem Geistesblitz kurz vor Schluss eine eher klägliche Leistung abgeliefert. Mit seinem Tor zum 2:1 (1:0)-Endstand aber sicherte er Hertha drei wichtige Punkte im Kampf um den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga. Als der Torschütze zwei Minuten vor dem Ende ausgewechselt wurde, feierten ihn die Berliner Fans mit „Ronny! Ronny!“-Rufen. 

"Ich bin natürlich stolz auf Ronny, aber auch auf die gesamte Mannschaft, wie sie die Aufgabe heute gelöst hat", sagte Luhukay, dessen Team nun seit 15 Spielen ohne Niederlage ist. Manager Michael Preetz meinte: "Für solche Momente haben wir Ronny. Das war heute ein Big Point."

Das Berlin-Brandenburg-Duell hatte alles, was man gemeinhin von einem Derby erwartet: viele Fouls und Unterbrechungen, immer wieder hitzige Debatten der Spieler untereinander oder mit dem Schiedsrichter, dazu gegenseitige Beschimpfungen der beiden Fan-Lager. Nur die spielerische Klasse war deutlich unterrepräsentiert. Hertha war vor der Pause die bessere, da reifere Mannschaft, obwohl Luhukay kurzfristig einen weiteren prominenten Ausfall zu verkraften hatte. Adrian Ramos fehlte grippekrank; für den Kolumbianer rückte Sandro Wagner in die Mannschaft. Auf Linksverteidiger Fabian Holland verzichtete Luhukay freiwillig. An seiner Stelle verteidigte Felix Bastians. Die Berliner setzten die Gastgeber früh unter Druck und unterbanden auf diese Weise einen strukturierten Spielaufbau. Einem abstrusen Fehlpass von Alexander Bittroff kurz vor dem eigenen Strafraum entsprang nach sieben Minuten Herthas erste gute Gelegenheit: Ben Sahar verfehlte mit seinem Schuss von der linken Seite nur knapp das Cottbuser Tor. 

Die Berliner verwöhnten das Publikum auch nicht unbedingt mit flirrendem Kombinationsfußball. Gerade Ronny wirkte seltsam träge, als schmeckten ihm die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überhaupt nicht. Ab und zu spielte er einen guten Pass aus dem Stand, dazu führte ein Freistoß unmittelbar nach Beginn der zweiten Halbzeit zu einer guten Chance: Energies Torhüter Thorsten Kirschbaum ließ den Ball prallen, von Sahars Körper sprang er knapp am Tor vorbei. Auch Sami Allagui auf der rechten Offensivseite nahm so gut wie gar nicht am Spiel teil und hatte zudem Glück, dass er kurz vor der Pause nach einem taktischen Foul nicht Gelb-Rot sah. 

Spielerisch war das Derby eher dürftiger Natur

Zu diesem Zeitpunkt mussten die Gäste aber auch nicht mehr mit aller Macht stürmen – weil sie bereits seit der 16. Minute mit 1:0 führten. Nach einem Fernschuss von Kapitän Peter Niemeyer konnte Kirschbaum den Ball nicht festhalten, Peer Kluge reagierte am schnellsten und erzielte per Kopfballabstauber das 1:0 für den Tabellenzweiten der Zweiten Liga. Bis zur Pause hatten die Berliner nur noch eine weitere Torgelegenheit, als Allagui eine abgefälschte Hereingabe von Sahar denkbar knapp verpasste. 

Energie Cottbus war lange so etwas wie Herthas Angstgegner. Die Lausitzer hatten von den vierzehn bisherigen Duellen sieben gewonnen, Hertha nur fünf. Diesmal aber hielt sich der Schrecken für die Berliner lange Zeit in Grenzen. Erst nach der Pause wurde Energie etwas griffiger. Die Cottbuser hielten den Ball nun länger in ihren Reihen und wirkten nicht mehr ganz so ehrfürchtig. Trotzdem benötigten die Gastgeber eine Standardsituation, um erstmals wieder richtige Gefahr für die Berliner heraufzubeschwören. Nach einem Freistoß von Marco Stiepermann aus dem Halbfeld konnte Dennis Sörensen unbedrängt zum Ausgleich einköpfen. 

Fortan lebte das Spiel noch mehr von der Spannung, vom Kampf und vom Einsatz. Das spielerische Element litt nun noch stärker, Cottbus wirkte etwas versessener auf den Sieg, Chancen entsprangen den Bemühungen aber weder auf der einen noch der anderen Seite – bis Ronny an einem kalten Dezemberabend die Herzen der Berliner noch einmal erwärmte.

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