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Sport: Berlin feiert schwedisch

Eisbären-Kapitän Persson mahnt nach dem Sieg in Düsseldorf zur Zurückhaltung: „Noch ist nichts gewonnen“

Düsseldorf. Der Abend war fortgeschritten im Düsseldorfer Stadion an der Brehmstraße. Es war schon halb elf, als ein Mann im Trikot der Berliner Eisbären auf einem Bein jubelnd über die halbe Eisfläche tanzte. Er war so überschwänglich wie auch verständlich, der Gefühlsausbruch des Ricard Persson. Der Schwede war verantwortlich für das Ende eines Dramas mit Überlänge, der Kapitän der Eisbären hatte in der Verlängerung das 4:3-Siegtor für die Berliner geschossen. Nach drei Stunden war die Düsseldorfer EG im eigenen Stadion geschlagen und hatte auch das zweite Spiel der nach dem Modus Best of seven gespielten Viertelfinalserie um die deutsche Eishockey-Meisterschaft verloren.

Dramatik, Kampf und lange Zeit die Ungewissheit, wer denn am Ende das Eis als Sieger verlässt. Fantastisch, wenn man dann das alles entscheidende Tor schießt, oder? Ricard Persson sah es anders. „Mein Tor war nicht wichtiger als andere.“ Das Spiel war erst seit einer halben Stunde Geschichte, als Persson diesen Crash-Kurs in Sachen schwedischer Abgeklärtheit gab, im Dauerregen vor der betagten Arena an der Brehmstraße. Ein tristes Bild, das so gar nicht zum Erfolg der Berliner passen wollte, dafür umso mehr die Gefühlslage der Verlierer illustrierte.

Niedergeschlagen waren sie bei der DEG, nach dieser bitteren Niederlage, die im Sport im Normalfall einer Mannschaft den psychischen Knacks beschert, den weiteren Verlauf der Serie vermuten lässt. Die Eisbären sind nach zwei hart erkämpften Siegen klar im Vorteil, auch wenn Persson darüber nicht sprechen wollte. „Psychologischer Nachteil für Düsseldorf? Weiß ich nicht, da müsste man die mal fragen.“ Das war nicht nötig, die Kommentare von Michael Komma sagten alles. Der Düsseldorfer Trainer referierte unter dem Applaus der Düsseldorfer Edelfans im VIP-Zelt darüber, wie toll sich sein Team verkauft habe, „der Unterschied zwischen uns und Berlin ist nicht so groß, wie alle dachten.“ Da rollte sich jemand schon den roten Teppich nach hinten aus.

In Düsseldorf scheint die Saison schon auszuklingen. 11 000 Zuschauer passen in das Eisstadion an der Brehmstraße, gerade 7500 wollten das erste Play-off-Heimspiel sehen, und das zum denkbar besten Termin am Freitagabend. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war es nahezu unmöglich, in Düsseldorf ein Play-off-Ticket zu erstehen, als das Sturmduo Peter John Lee/Chris Valentine die DEG von einem Meistertitel zum nächsten schoss. Lee haben sie an der Brehmstraße eine überdimensionale Fahne mit Namenszug im Stadion gewidmet. Doch der heutige Eisbären-Manager zeigte sich keineswegs nostalgisch berührt, eher ein bisschen schadenfroh: „Die Düsseldorfer haben es uns am Ende nicht sehr schwer gemacht. So was habe ich selten erlebt.“ Lee spielte darauf an, dass sich die Düsseldorfer im Übereifer den Weg zur Niederlage geebnet hatten. 20 Sekunden lang hatten sie in der Verlängerung einen Spieler zu viel auf dem Eis und kassierten dafür eine Strafzeit. Die anschließende Überzahlsituation nutzte Persson zum Siegtreffer.

Heute kommt die DEG zum dritten Viertelfinalspiel ins Sportforum (14.30 Uhr). „Bloß nicht zu euphorisch werden, noch ist in dieser Serie nichts gewonnen“, sagte Persson und schlich in den Mannschaftsbus. Alle Energie und Emotion hatte der Schwede bei seinem Jubelsolo auf dem Eis verbraucht.

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