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Sport: Berlin-Marathon: Rollendes Single-Team

Kein Kopfsteinpflaster, in Berlin gibt es kein Kopfsteinpflaster! Zumindest nicht beim Marathon.

Kein Kopfsteinpflaster, in Berlin gibt es kein Kopfsteinpflaster! Zumindest nicht beim Marathon. Das ist das Plus gegenüber Rom und Paris. Dort holpern die Inline-Skater über Teile der Marathonstrecke, in Berlin gleiten sie am Sonntag, den Oberkörper fast waagrecht nach vorn gebeugt, über 42,195 Kilometer Asphalt pur. Und müssen nicht befürchten, mit ihren Rollen im Boden hängenzubleiben, zu stürzen oder kilometerweit durchgeschüttelt zu werden. "Berlin hat eine der schönsten Strecken weltweit. Die Straßen sind breit, ohne Tücken", sagt Anne Titze. Die 29-Jährige ist mehrfache Welt- und Europameisterin. 1999 gewann sie in Berlin, im Vorjahr wurde sie Siebte.

Zum Thema Online Spezial: 28. Berlin-Marathon Weil die Strecke so beliebt ist, "ist die Konkurrenz superheftig", sagt Titze. Zu den Favoritinnen zählen Vorjahressiegerin Angèle Vaudan aus Frankreich, die Argentinierin Andrea Gonzalez und die Spanierin Sheila Herrero. Viele Läuferinnen sind Vollprofis, Titze arbeitet bei einem Skater College. "Außerdem habe ich dieses Jahr geheiratet" - und ein Ehemann kostet eben auch Zeit. Wobei Titze ihren Mann sogar mit zum Training nimmt. Sie skatet in Nürnberg über leere Rad- und Fußwege in der Nähe der Autobahn, ihr Mann radelt hinterher. Er kann zwar skaten - aber gegen seine Frau, die 1999 für die 42 Kilometer rund eine Stunden und neuneinhalb Minuten brauchte, hat er keine Chance.

Als Anne Titze 1987 den Sprung ins Nationalteam schaffte, wurden sie und die anderen Speedskater bestaunt, "es war eine Randsportart, die hauptsächlich von Leistungssportlern ausgeübt wurde". 1997, als Inline-Skater erstmals beim Berlin-Marathon starteten, wagten sich gerade einmal 497 Sportler auf die Strecke. Vier Jahre später ist der Sport auch bei Hobbysportlern so populär, dass die Veranstalter die Teilnehmerzahl aus Sicherheitsgründen begrenzen mussten und die Anmeldungen auch vieler sehr guter Skater nicht mehr angenommen wurden.

Rund 6100 Frauen und Männer werden morgen durch Berlin rollen, im vergangenen Jahr waren es 6500. Weil es gleich zu Beginn zum Stau kam, in dem die Topskater entscheidende Sekunden verloren, erfolgt der Start diesmal in verschiedenen Leistungsgruppen. Die Leistungssportler fahren, ähnlich den Radsportlern, für Firmenmannschaften. Anne Titze gehört zum Team des amerikanischen Sportartikelherstellers K 2. Sie ist die einzige Deutsche, trainiert deshalb ohne Teamkollegen und fährt die Rennen allein. "Ich bin ein Single-Team", sagt Titze. Mit der Startnummer X 7 wird es morgen durch Berlin rasen.

Helen Ruwald

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