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Allein in Offenbach. Während die Spieler der Kickers den 1:0-Führungstreffer bejubeln, ahnt Unions Roberto Puncec (links) schon das Pokalaus. Zuvor waren bereits Hertha BSC in der ersten und der Berliner AK in der zweiten Runde gescheitert. Foto: dpa

© dpa

Sport: Berlin ohne Berliner

Union verliert in Offenbach 0:2 und verpasst als letzter Hauptstadtverein die Chance auf das Pokalfinale.

Die Szenen erinnerten an den August 2011, als die Spieler des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union nach der 0:4-Niederlage bei Dynamo Dresden von den eigenen Fans verbal angegangen worden waren. Gestern war es wieder so weit. Nach dem blamablen 0:2 (0:0)-Pokalaus beim Drittligisten Offenbacher Kickers kochte die Volksseele einiger Berliner Fans über, als sich die Mannschaft trotz der Niederlage für die Unterstützung der rund 1500 mitgereisten Anhänger bedanken wollte. Einige Union-Fans sprangen sogar in den Innenraum, um den Spielern ihren Unmut besser mitteilen zu können. „Sie wollten Erklärungen dafür haben, warum wir verloren haben“, sagte Union-Verteidiger Christian Stuff. „Das ist ganz normal.“

Am Ergebnis ändert das freilich nichts mehr. Der Traum vom DFB-Pokal-Finale im Olympiastadion ist nun für alle Berliner Mannschaften geplatzt. Mit Union schied nach dem Ligakonkurrenten Hertha BSC und dem Regionalligisten Berliner AK 07 auch das letzte Hauptstadtverein aus. Die Tore für den vermeintlichen Außenseiter Offenbach, der in nunmehr 13 Pflichtspielen in Folge ungeschlagen ist, erzielten Mathias Fetsch in der 74. Minute und Stefan Vogler sechs Minuten vor dem Ende.

Besonders bedient war Trainer Uwe Neuhaus, der im Vergleich zum Offenbacher Trainer Arie van Lent sehr lange brauchte, um zur Pressekonferenz zu erscheinen. „Offenbach hat absolut verdient gewonnen. Es hätte keinen anderen Sieger geben dürfen“, sagte der 52-jährige Fußball-Lehrer. „Für mich war es die größte Enttäuschung, seit ich Trainer beim 1. FC Union bin. Wir werden nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Nach der Rückkehr mit dem Flieger am heutigen Donnerstagmorgen dürfen sich die Spieler wohl auf einiges gefasst machen.

Für eine Überraschung hatte Neuhaus mit seiner Aufstellung gesorgt. Mit Verteidiger Patrick Kohlmann sowie den Angreifern Adam Nemec und Simon Terodde verloren gegenüber der 0:1-Niederlage gegen Paderborn gleich drei Akteure ihren Stammplatz. Gegen die Offenbacher wollte Neuhaus vor allem mit Mittelfeldmann Tijani Belaid und Angreifer Silvio mehr spielerischen Zuschnitt für die Offensive erreichen. Hinten rutschte Roberto Puncec neu in die Innenverteidigung, für Kohlmann begann Fabian Schönheim hinten links.

Bereits in Hälfte eins sahen die 12 247 Zuschauer keinen Klassenunterschied. Nicolas Feldhahn und Julius Reinhardt vergaben Chancen für Offenbach, Torsten Mattuschka und Christopher Quiring für Union. Nach der Pause sprang Trainer Neuhaus immer wieder wütend auf. Es half alles nichts, eine Chance durch Silvio in der 65. Minute war zu wenig. Union schied verdient aus. „Uns fehlte die Entschlossenheit. Nach dem 0:1 ging gar nichts mehr“, gab Fabian Schönheim zu. Die Aufgabe am Sonntag – ausgerechnet bei Dynamo Dresden – wird nun ungleich schwerer.

Für einige Fans des 1. FC Union steht zuvor aber noch ein anderer Termin im Kalender: Der Verein hat zum Fan-Gipfel geladen, bei dem über das umstrittene Konzeptpapier „Sicheres Stadionerlebnis“ der Deutschen Fußball-Liga diskutiert und eine vereinsübergreifende Fanposition erarbeitet werden soll.

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