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Sport: Berlin rennt

Robert Ide über die WM der Leichtathleten in sechs Jahren Es waren tolle Bilder, bewegende Botschaften von einem bewegenden Sportereignis. Der Laufstar Jon Drummond, der nach zwei Fehlstarts in seinem Rennen nicht mehr mitlaufen durfte und der sich aus Protest auf die Tartanbahn legte und da liegen blieb, minutenlang, umjubelt von Zehntausenden Zuschauern.

Robert Ide über die WM der Leichtathleten in sechs Jahren

Es waren tolle Bilder, bewegende Botschaften von einem bewegenden Sportereignis. Der Laufstar Jon Drummond, der nach zwei Fehlstarts in seinem Rennen nicht mehr mitlaufen durfte und der sich aus Protest auf die Tartanbahn legte und da liegen blieb, minutenlang, umjubelt von Zehntausenden Zuschauern. Der kenianische Hindernisläufer Stephen Cherono, der Gold für seine neue Heimat Katar gewann – unter seinem neuen Namen Saif Saeed Shaheen. Und der schnellste Mann der Welt, Kim Collins, der in 10,07 Sekunden die kleinen Karibikinseln St. Kitts und Nevis berühmt machte. Es waren großartige LeichtathletikWeltmeisterschaften: mit Emotionen, Skandalen und sportlichen Leistungen von bleibendem Wert. Das war Reklame für die Leichtathletik. Und Reklame für Paris.

In sechs Jahren wird es wieder viele bewegende Bilder geben: von trotzigen Läufern, schnellen Frauen und Männern, von jubelnden Zuschauern. Und von Berlin. Denn in sechs Jahren werden die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Berliner Olympiastadion stattfinden. Wenn die Stadt die Bewerbung nicht wieder verbockt.

Beim ersten Anlauf hat sich Berlin blamiert. Mit großem Rückhalt aus Politik und Wirtschaft angetreten und mit fertigen Stadionplänen in der Hand, bewarb sich die Stadt um die WM 2005. Doch kleinkarierte Berliner torpedierten in der Nacht vor der Entscheidung die Bewerbung – in einem Fax beschwerten sie sich über die fehlende Unterstützung für das örtliche Stadionfest Istaf und beschimpften Politiker und Funktionäre. Die Spiele bekam dann Helsinki.

Beim zweiten Versuch soll es nun besser werden. Und die Voraussetzungen sind gut. National stehen Politik, Wirtschaft und Sport hinter der Bewerbung. Es passt auch gut ins Bild, dass Leipzig die Olympischen Spiele 2012 austragen will und dass das Finale der Fußball-WM 2006 in jenem Olympiastadion ausgetragen wird, in dem drei Jahre später die schnellsten Männer und Frauen der Welt laufen sollen. Auch international sind die Chancen gut, denn der Leichtathletik-Weltverband kann seine Balance wahren; die Wettbewerbe 2007 finden in Asien statt, da darf zwei Jahre später ruhig wieder Europa dran sein. Bislang bemüht sich neben Berlin niemand um die WM 2009. Das zeigt, wie ernst die Bewerbung in der internationalen Sportpolitik genommen wird.

Nun liegt es an der Stadt selbst. Berlin darf sich durch kleinkariertes Verhalten nicht wieder selbst behindern. Schon Jon Drummond musste lernen: Zwei Fehlstarts in einem Rennen führen zur Disqualifikation.

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