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Sport: Berlin Thunder: Abschied vor dem großen Auftritt

Es ist nur ein kurzer emotionaler Moment gewesen, als die Mannschaft von Berlin Thunder auf dem Flughafen Tegel gestern die Maschine Richtung Frankfurt bestieg. Einige Fans hatten sich eingefunden, um ihren Footballern nach drei Monate Saison in der NFL Europe ein letztes Lebewohl zu sagen.

Es ist nur ein kurzer emotionaler Moment gewesen, als die Mannschaft von Berlin Thunder auf dem Flughafen Tegel gestern die Maschine Richtung Frankfurt bestieg. Einige Fans hatten sich eingefunden, um ihren Footballern nach drei Monate Saison in der NFL Europe ein letztes Lebewohl zu sagen. Dicker bepackt als sonst, hatten die Spieler zuvor aus ihrem Quartier in Teltow ausgescheckt. Sie sind nicht nur auf einem kurzen Trip zum letzten Saisonspiel heute in Amsterdam gegen die Admirals (18 Uhr, live auf Premiere World), die Spieler kehren nach drei Monaten Gastarbeit in Europa in die USA zurück. Die meisten von ihnen werden Berlin wohl nicht mehr wiedersehen - allenfalls noch einmal für wenige Stunden nach einem Sieg im World Bowl. Selbst im Erfolgsfall gegen die Admirals und dem damit verbundenen Einzug in das Endspiel der europäischen Footballliga am kommenden Samstag in Amsterdam fliegt das Team um Headcoach Peter Vaas nicht nach Berlin zurück, sondern bleibt die Woche über in einem Amsterdamer Hotel. Gelingt der Einzug nicht, geht es schon am Montag von Amsterdam aus direkt in die USA.

Doch die Trauer der Fans hielt sich beim Abschied in Grenzen. Zu sehr fiebern sie dem heutigen Spiel in der Amsterdam-Arena entgegen. Dem Spiel, das über die erste Berliner World-Bowl-Teilnahme entscheidet. Die Ausgangssituation ist denkbar einfach. Nach der 21:34 (0:14, 0:6, 0:14, 21:0)-Niederlage gestern von Düsseldorf Rhein Fire im Glasgower Hampden Park gegen die Scottish Claymores benötigt Thunder einen Sieg, um sicher im Finale zu stehen.

Aber selbst bei einer Niederlage ist eine Endspielteilnahme wahrscheinlich - allerdings bedarf es dazu einiger Rechnerei. Denn dann wären Düsseldorf, Amsterdam und Thunder punktgleich. Auch der direkte Vergleich wäre hinfällig, da jedes Team je einmal gegen jedes Team gewonnen hätte. Es würde die Saisonleistung der Offensive und Defensive zu Rate gezogen. Hier belegte Thunder vor dem Spieltag mit 2899 erzielten Yards in der Offensiv-Rangfolge Platz zwei und in der Defensive mit 3277 kassierten Yards Rang sechs. Macht zusammen acht Wertungspunkte, genausoviel wie Düsseldorf und zwei weniger als Amsterdam. Verändern sich die Werte nicht mehr, dann müsste die Gesamtpunktzahl entscheiden. Hier hätte Thunder mit plus 25 einen großen Vorteil gegenüber Rhein Fire, die nach der Niederlage nun minus fünf Punkte haben. Amsterdam hat vor dem Spiel minus 18.

Das klingt zu kompliziert für eine Sportart, die noch um Zuschauer wirbt. Aber selbst seine Spieler, behauptet Vaas, hätten seine Ausführungen in der Kabine nicht auf Anhieb verstanden. Immerhin kennt Vaas alle Bedingungen, unter denen er sein Team in den World Bowl steuern kann. Genau die hat Vaas beim Ansagen seiner Spielzüge im Visier. Er kennt die beiden anderen Ergebnisse und die geleisteten Yards der anderen Teams, kann so während des Spiels laufend den aktuellen Stand der Rangfolge berechnen und somit das Spiel nach seinem Belieben beeinflussen. Kann die gegnerischen Werte in seine Taktik miteinkalkulieren. "Ich mag den Gedanken, das Schicksal selbst zu beeinflussen", sagt Vaas. Dass Amsterdam in dieser Saison noch kein Heimspiel verloren hat, stört ihn dabei wenig. "Auch vor dem schweren Spiel in Düsseldorf haben uns alle gewarnt", sagt Vaas selbstbewusst, "und wir haben trotzdem gewonnen."

Egal wie das Spiel heute ausgeht, Vaas ist mit der Saisonleistung seiner Mannen schon jetzt zufrieden. "Wer am letzten Spieltag noch um den World Bowl spielt, hatte eine sehr positive Saison", sagt Vaas. Das gilt generell für alle sechs Teams der Liga, für Thunder gilt es im speziellen. Die Berliner können nach drei Jahren in der Liga auf ihre erfolgreichste Saison zurückblicken - nach zwei letzten Plätzen in den beiden Vorjahren ist das allerdings nicht schwer.

Ingo Wolff

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