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Kein Durchkommen. Der Berliner Paul Carroll bleibt am Block hängen.

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Berlin Volleys in der Champions League: Nüchtern statt berauscht

Die Volleys bekommen in der Champions League vom Spitzenteam Zenit Kasan eindrucksvoll ihre Grenzen aufgezeigt. Doch trotz der klaren 0:3-Hinspielniederlage geben die Berliner die Hoffnung auf ein Weiterkommen nicht auf.

Man musste mit dem Schlimmsten rechnen, als Wladimir Alekno auf das Spielfeld der Max-Schmeling–Halle lief. Der Trainers von Zenit Kasan hat nach dem Ende seiner Volleyballkarriere in puncto Gewicht die Zweizentner-Grenze deutlich überschritten und drohte nun mit seinem massigen Körper die eigenen Spieler schwungvoll über den Haufen zu rennen. Schließlich begnügte sich der russische Trainer-Bär nach dem 3:0 in der Champions League bei den Berlin Volleys damit, seine Pranken in die Luft zu werfen und alle seine Spieler zu umarmen.

Wladimir Alekno hat in seinem Trainerleben wahrlich größere Siege erreicht, darunter als russischer Nationaltrainer eine Bronze- und eine Goldmedaille bei Olympischen Spielen. Sein ehrlicher Jubel beweist deshalb, wie ernst der ehemalige Champions-League-Sieger aus Kasan die Berliner genommen hat. „Man konnte sehen, dass Kasan die Lehren aus dem letzten Jahr gezogen hat“, sagte Berlins Manager Kaweh Niroomand, „die Russen haben vom ersten bis zum letzten Ball konzentriert gespielt.“

Damals hatten die Berliner ebenfalls in der Play-off-Runde der letzten zwölf Mannschaften nur 2:3 verloren. Nun glaubten sie an einen ähnlichen Spielverlauf. „Man hofft auf eine Überraschung, auf einen Rausch“, sagte Niroomand. Und auf eine wachsende Nervosität beim Gegner. „So wie das letztes Jahr der Fall war.“ Doch diesmal war alles anders. „Sie wollten uns zeigen: Freut euch nicht zu früh, der Abstand ist immer noch da“, sagte Niroomand.

Bei den Berliner Spielern machte sich vor 6349 Zuschauern angesichts der unerwarteten Chancenlosigkeit Ernüchterung breit. Nach elf Siegen in Folge bekam der Deutsche Meister von den Russen seine Grenzen aufgezeigt. „Die Berliner waren ein bisschen verkrampft und haben einige Fehler gemacht“, sagte Matthew Anderson, „und ihr Aufschlag war nicht mehr so gut wie im letzten Jahr.“ Der 2,08 Meter große US-Amerikaner war mit 15 Punkten überragender Angreifer in den Reihen der Russen. „Sie haben einfach eine ganz andere Durchschlagskraft“, sagte Niroomand, „da stehen eben nur Olympiasieger auf dem Feld.“

Auch Volleys-Trainer Mark Lebedew musste die technische und athletische Überlegenheit des Gegners anerkennen. „Wir haben unter unseren Möglichkeiten gespielt und Kasan hat seine Chancen gnadenlos ausgenutzt.“ Vor allem im ersten Satz wurde es für die Berliner Diagonalangreifer einige Male am Netz dunkel, als sich der russische Block aufbaute. Und auch im Angriff konnten die Russen ihre Athletik unter Beweis stellen. „Sie haben ein anderes Handlungsniveau als einige von uns“, sagt der Berliner Robert Kromm, „die schlagen zum Teil einfach über unseren Block drüber.“

Für das Rückspiel am Dienstag in Kasan gibt es nicht viel, was den Berlinern noch Hoffnung geben kann. Sie müssen mit 3:0 oder 3:1 gewinnen, um in einem Golden Set die Chance zu bekommen, doch noch in die Runde der letzten sechs der Champions League einzuziehen. „Wenn uns etwas Mut macht, dann ist es die Tatsache, dass wir viel besser spielen können, als wir es heute getan haben“, sagte Mittelblocker Srecko Lisinac. Auch Trainer Mark Lebedew gibt noch nicht auf. „Wenn wir unsere beste Leistung abrufen, können wir vielleicht einen Satz gewinnen und dann vielleicht einen zweiten“ sagt der Berliner Coach, „aber erst mal müssen wir einen kleinen Tick besser spielen.“

In Kasan warten auf die Berliner nur rund 3000 Zuschauer, wie Außenangreifer Matthew Anderson sagte. Das dürfte nicht das Problem werden. Aber es wartet derselbe Gegner.

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