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Berliner Füchse - HSV: Der Kater nach dem Rausch

Die Füchse sind ohne Chance und verlieren das Spitzenspiel in der Handball-Bundesliga gegen den HSV Hamburg deutlich mit 22:35.

Berlin - Vergessen hatten die HSV-Spieler den Dezember nicht. Das 27:31 im Pokal-Achtelfinale gegen die Füchse ärgerte sie auch noch Monate danach, der Sinn stand ihnen nach Wiedergutmachung. „Wir werden ein anderes Spiel zeigen, jetzt geht es für uns um die Meisterschaft“, kündigte Hamburgs Trainer Martin Schwalb an. Und sein Team, das in der Handball-Bundesliga seit 23 Spielen unbesiegt war, ließ seinen Worten auch Taten folgen. In der mit 9000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle gewann der HSV eindrucksvoll mit 35:22 (19:9) und festigte damit die Tabellenführung vor dem THW Kiel.

„Für uns war das eine Lehrstunde, wir haben den HSV nie unter Druck setzen können“, urteilte ein sichtbar mitgenommener Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson, während Schwalb die nur 22 Gegentore als „gute Marke“ bezeichnete. Fünf Tore davon hatte Sven-Sören Christophersen als bester Füchse-Werfer erzielt, gefolgt von Markus Richwien (4). Schon in der 14. Minute hatte sich Silvio Heinevetter von den Leiden der Anfangsphase selbst erlöst. Freiwillig überließ er Petr Stochl seinen angestammten Platz im Tor, nachdem ihm bis dahin die Bälle der HSV-Spieler nur so um die Ohren geflogen waren.

Das allein war kein gutes Zeichen für die Füchse. Schließlich hatte Heinevetter angekündigt, den Zweikampf gegen Johannes Bitter für sich entscheiden zu wollen. Davon war die Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft und bei den Berlinern diesmal meilenweit entfernt. An Heinevetters Glanzparaden konnten sich sonst die Feldspieler aufbauen. Der HSV ließ dies absolut nicht zu.

Auch Stochl bekam keinen Ball zu fassen. Gäste-Regisseur Michael Kraus hatte es bereits nach 23 Minuten (15:8) auf sieben seiner insgesamt acht Tore gebracht, teilweise auf ganz einfache Art und Weise erzielt. Im Gegensatz zu den Füchsen erwies sich die HSV-Abwehr als sehr beweglich und undurchdringlich. Die Hamburger spielten im Stile des zukünftigen Meisters, die Füchse konnten dem ihnen vorauseilenden guten Ruf des Tabellendritten in keiner Phase entsprechen. „Unsere Torhüter waren nicht existent, auch nicht die Abwehr und der Gegenstoß“, kritisierte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. „So kann man einen solchen Gegner nicht in Gefahr bringen.“ Diese Top-Mannschaft aus der Champions League zeigte der Berliner Mannschaft von Trainer Sigurdsson die noch vorhandenen Grenzen klar auf. „Der Rausch der ersten Halbserie ist bei uns verloren gegangen“, hatte Hanning schon vor dem Spiel gesagt.

Die teilweise hilflos aussehenden Angriffe der Füchse brachten erneut die Bestätigung dafür. Beim Zehn-Tore-Rückstand zur Halbzeit musste sogar ein Totaleinbruch befürchtet werden. Die Frage war, ob den Füchsen wenigtens noch die Schadensbegrenzung gelingen würde. Eine bessere Leistung in Halbzeit zwei, die ihnen Mut für das schwere Auswärtsspiel am Dienstag bei den Rhein-Neckar Löwen (19 Uhr) machen würde. Dafür stellte sich auch wieder Silvio Heinevetter den HSV-Angreifern. An eine Wende konnte angesichts des starken Gegners ohnehin niemand mehr glauben. Ihm gelang es auch, ein paar Bälle zu halten, aber Hamburg hatte für jede missglückte Aktion eben auch eine geglückte parat. Letztlich wurde das Ergebnis sogar noch schlimmer, die Füchse waren längst demoralisiert.

Besonders deutlich wurde das auch bei den Siebenmetern, von denen drei von fünf verworfen wurden. Aber diese Schwäche ist bei den Füchsen nicht neu. Egal ob Ivan Nincevic, Michal Kubisztal, Konrad Wilczynski oder Mark Bult wirft – das große Zittern beginnt ohnehin vor jedem Wurf von der Linie.

So konnten die Hamburger Fans schließlich glücklich „Auswärtssieg“ jubeln. Und ihre Lieblinge dürften die Schmach vom Dezember nun endgültig abgehakt haben.

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