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Berlin, wie es sielt und kämpft. Im vergangenen Jahr scheiterte Lichtenberg 47 (rote Trikots) im Halbfinale gegen Tasmania.

© Imago/Wells

Update

Berliner Fußball-Pokal: Es geht um Geld und einen großen Gegner

Ein Fünftligist, zwei Sechstligisten und ein Siebtligist machen sich Hoffnungen auf die Teilnahme am DFB-Pokal.

Dieses Mal hat Lukas Hesse vorgesorgt. Er, der IT-Fachmann, der nach Dienstschluss beim SC Staaken Fußball spielt, würde am Dienstag etwas später ins Büro kommen. Nur für den Fall, dass es am Montag spontan noch was zu feiern gibt. Das war in den vergangenen Wochen öfter der Fall, da hatte Hesse nicht vorgesorgt. Morgens saß er dann müde an seinem Arbeitsplatz, zuletzt Anfang März, als er mit seinen Fußball-Freunden bis ein Uhr in der Nacht feierte. Wer wollte es ihm verübeln? Im Viertelfinale des Berliner Vereins-Pokals hatte er als Torwart seinen großen Auftritt gehabt und im Elfmeterschießen zwei Versuche gehalten. Außenseiter Staaken besiegte den Favoriten BFC Dynamo 4:1. Es war eine weitere Überraschung in einem an Überraschungen reichen Wettbewerb 2015/16.

Mit seinem SC Staaken spielt Hesse nun am Ostermontag (14 Uhr) beim BFC Preussen um den Einzug ins Pokalfinale. Schon am Sonnabend setzte sich Lichtenberg 47 2:1 gegen TuS Makkabi durch und steht damit im Finale.

Lichtenberg? Staaken? Preussen? Makkabi? Das sind ein Fünftligist, zwei Sechstligisten und ein Siebtligist. Alle liegen leistungsmäßig nah beieinander. „Jede der vier Mannschaften hat gleichgroße Chancen, am Ende den Pokal zu gewinnen“, sagt Hesse. Die Favoriten, Berlins ranghöchste Amateurmannschaften, sind längst ausgeschieden. Titelverteidiger BFC Dynamo schaffte es immerhin noch ins Viertelfinale, Tennis Borussia, der Berliner AK oder Viktoria 89 verabschiedeten sich schon vorher.

Ein Landespokalsieger erhält vom DFB 140.000 Euro für die Teilnahme am DFB-Pokal

„Vielleicht haben es einige der Großen zu leicht genommen“, sagt Gerd Liesegang, der Vizepräsident des Berliner Fußball-Verbandes. „Die dürften sich nun ärgern.“ Und das nicht nur wegen der verpassten Prämien. Jeder Landespokalsieger erhält vom Deutschen Fußball-Bund 140.000 Euro für die Teilnahme am DFB-Pokal, wo dann ein Gegner aus der Bundesliga oder Zweiten Liga garantiert ist.

In diesem Jahr übertragt die ARD erstmals alle Landespokal-Endspiele im Rahmen einer großen Konferenz. Die Finals der 21 Landesverbände finden am 28. Mai statt. „Das ist eine schöne Sache für alle Amateurklubs, die sonst nur wenig Aufmerksamkeit bekommen“, sagt Liesegang. Unglücklich, dass gerade in diesem Jahr keine ganz großen Namen mehr im Wettbewerb vertreten sind, ist er nicht. „Das macht doch den Reiz des Pokals aus.“

Ein Problem sieht Liesegang nur in Bezug auf den Finalort. Der BFV trägt das Pokalendspiel seit Jahren im Jahn-Sportpark aus. In das Stadion am Prenzlauer Berg passen rund 20.000 Zuschauer. Weder Lichtenberg, noch Makkabi, Preussen oder Staaken sind jedoch dafür bekannt, viele Zuschauer anzulocken. „Wir rechnen lediglich mit zwei- bis dreitausend Besuchern“, sagt Liesegang. Viel zu wenig, um das große Stadion zu füllen. Eine deprimierende Kulisse wäre die Folge, die Berlins Fußball im überregionalen Fernsehen als wenig attraktiv dastehen lassen würde. Laut Liesegang prüft der Spielausschuss des BFV zurzeit eine Verlegung ins Amateurstadion im Olympiapark. Dort passen nur 5000 Fans hinein, die Auslastung wäre deutlich höher. „Uns ist natürlich daran gelegen, Berlin bestmöglich zu präsentieren“, sagt Liesegang.

Lukas Hesse will noch gar nicht ans Endspiel denken. Er beschäftigt sich erst einmal mit dem Halbfinale. Bei den Preussen an der Malteserstraße hat Staaken in dieser Saison schon verloren, ein schwerer Gegner, auch wenn Hesse sagt: „Im Verhältnis wird es vermutlich nie wieder so leicht, den Pokal zu gewinnen, wie dieses Jahr.“ Das Gleiche dürften die Spieler der Preussen, von Lichtenberg und von Makkabi auch denken.    

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