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Berliner Fußball: Tennis Borussia: Die verloste Brust

Wie der Berliner Fußball-Viertligist Tennis Borussia zu seinem neuen Trikotsponsor kam.

Berlin - Um kurz nach elf sollte Alicia ihren ersten großen Auftritt haben. Das jüngste weibliche Vereinsmitglied des Fußball-Regionalligisten Tennis Borussia Berlin war neben Sänger Holger Lose („Die letzte Instanz“) dazu auserkoren, die Glücksfee zu spielen. Doch die bald zweijährige Enkelin des Vorstandsvorsitzenden Mario Weinkauf überlegte es sich spontan anders. Ohne Interesse für die gelben Kugeln zog es Alicia vor, auf dem Arm von Opa Mario zu verweilen, ehe sie von einem Mitarbeiter wieder in den Innenraum des Mommsenstadions gebracht wurde.

So blieb es Holger Lose überlassen, den neuen Trikotsponsor von Tennis Borussia für die kommende Saison per Losentscheid zu ermitteln.

Mit der Ankündigung, den Platz auf seiner Brust per Verlosung zu vergeben, hatte der Berliner Viertligist bundesweit für Aufsehen gesorgt. „Aufgrund der enormen Wettbewerbssituation in Berlin mussten wir uns etwas einfallen lassen“, erklärt Mario Weinkauf. „In Zeiten der Weltwirtschaftskrise ist es doch recht unwahrscheinlich, dass ein reicher Mäzen an die Tür klopft, um bei TeBe einzusteigen.“

Kein großer Gönner, dafür aber etliche Privatpersonen und viele kleinere Firmen aus dem Berliner Raum waren dem Angebot Tennis Borussias gefolgt und hatten sich ein Los zum Preis von fünfhundert Euro gekauft, welches zur Teilnahme an der Lotterie berechtigte. Insgesamt nahm der Verein durch die Aktion zirka 45 000 Euro ein, wie Mario Weinkauf bestätigte. Die Sieger können ihren Namenszug in der neuen Saison nun auf Werbetafeln im Mommsenstadion bewundern beziehungsweise sich auf dem neuen Trikot des Klubs verewigt sehen. Der Platz auf der Brust der Tennis Borussen war von Mario Weinkauf zuvor als Hauptgewinn ausgerufen worden – und ging an die Feuersozietät Berlin.

Beaufsichtigt wurde die Verlosung durch Notar Gert Rosenthal, selbst TeBe-Vereinsmitglied und Sohn der Fernsehlegende Hans Rosenthal. Anfangs hatte das Ordnungsamt einige Bedenken zu der Aktion geäußert, da der Verdacht des unlauteren Glücksspiels im Raum stehe. Um alle Fragen aus dem Weg zu räumen, war Mario Weinkauf extra beim Berliner Senat vorstellig geworden und hatte der Abteilung Inneres sein Vorhaben erklärt. Notar Gert Rosenthal hatte jedenfalls am Ende nichts zu beanstanden und bescheinigte der Prozedur einen reibungslosen Ablauf – mit den feierlichen Worten: „Alles wunderbar.“

Der Berliner Traditionsverein Tennis Borussia war gegen Ende der vergangenen Saison in eine prekäre finanzielle Lage geraten, nachdem man sich von seinem Hauptsponsor Treasure AG wegen Unseriosität getrennt hatte. In der Folgezeit machten sogar Gerüchte die Runde, der Verein müsse auf den Sprung in die vierte Liga verzichten. Davon ist heute keine Rede mehr. „Die Lizensierungsauflagen gegenüber dem DFB sind gesichert“, erklärte Mario Weinkauf und machte sich auf den Weg Richtung Innenraum, wo Enkelin Alicia schon auf ihren Opa wartete.

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