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© Mike Wolff

Berliner Klubs im Test: Big in Berlin

Die Eisbären haben eine Metamorphose geschafft: vom Kiezklub zur Nummer zwei in der Stadt.

Die Berliner Profiklubs stehen im neuen Jahr vor schwierigen Aufgaben, auch sie sind mit der Finanz- und Wirtschaftskrise konfrontiert. Der Tagesspiegel untersucht aus diesem Anlass in einer Serie, wie die Berliner Klubs für das Jahr 2009 auf gestellt sind. Diesmal: der Deutsche Eishockeymeister Eisbären Berlin.


Was hat sich verändert?

Die Welt der Eisbären ist größer geworden. Die Eisbären haben eine erstaunliche Metamorphose von einem kiezigen Ostklub zu einem Gesamtberliner Verein hinter sich. Laut einer Marktstudie einer Sportrechteagentur sind sie der bekannteste Klub Deutschlands außerhalb des Fußballs. Mit dem Umzug in die neue Großarena ist der Plan des Hallenerbauers und Klubeigners Anschutz aufgegangen: Rund 330 000 Menschen haben in dieser Saison in Berlin schon die Eisbären gesehen. Zu insgesamt 24 Heimspielen kamen im Schnitt fast 14 000 Zuschauer . Nach Fußball-Bundesligist Hertha BSC sind die Eisbären in Berlin die Nummer zwei beim Publikum. In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sind sie allerdings nur in der Normalität angekommen: Es war an der Zeit, dass Eishockey nicht nur in Köln, Mannheim oder Hamburg, sondern auch in Berlin vor einer fünfstelligen Kulisse stattfindet.

Was muss personell passieren? Die Eisbären stehen nach der Saison vor einem Umbruch. Viele der Leistungsträger sind Mittdreißiger, viele der deutschen Spieler sind noch sehr jung. Es fehlt die Generation zwischen 25 und 35 Jahren, da müssen die Berliner nach der Saison tätig werden. Ansonsten können sie sich auf ihre gute Nachwuchsarbeit verlassen, in den vergangenen Jahren schaffte immer mindestens ein junger deutscher Spieler den Sprung ins DEL-Team. „Wir werden von unserem Nachwuchskonzept auch nicht abweichen“, sagt Manager Peter John Lee. „Lieber holen wir drei junge deutsche Spieler mehr als einen teuren Ausländer.“ Was eine andere Personalie betrifft, äußert sich Lee nicht. Trainer Don Jackson hat noch keinen Vertrag für die nächste Saison. Ob der US-Amerikaner bleibt, ist wohl auch mit dem sportlichen Erfolg in dieser Saison verknüpft. Und da zeigen sich die Berliner zurzeit wacklig: Am Dienstag gab es ein blamables 2:4 gegen den Tabellenletzten Duisburg. Fehlt den Eisbären gegen Ende der Hauptrunde weiter die Konstanz, werden sie ihren zweiten Tabellenplatz vor den Play-offs kaum verteidigen können.

Wie stellt sich der Verein wirtschaftlich auf? Über Geld wird bei den Eisbären nicht gern gesprochen. Eigner Anschutz hat Interesse daran, dass sein größter Mieter in der Halle floriert. Wichtig sind dabei vor allem die Umsätze und nicht so sehr der sportliche Erfolg. Früher, als der Klub noch in der kleinen Halle spielte, hat Anschutz mit den Eisbären Verluste gemacht, nun kann er mit ihnen verdienen. Aussagen zum Klubbudget gibt es nicht. Fest steht: Die Eisbären brauchen sich um ihre Zukunft nicht zu sorgen, auch wenn es vom Chef Geld im Überfluss – wie etwa bei den Adlern Mannheim – nicht gibt.

Was sind die Höhepunkte in diesem Jahr?
Die Play-offs. Und für die sind die Eisbären schon so gut wie qualifiziert. Die Endrunde um die deutsche Meisterschaft beginnt Mitte März, das Finale ist Ende April. Zudem wollen sich die Berliner erneut für die Champions League qualifi zieren: Der Titel oder Platz eins nach der Hauptrunde sind Voraussetzung dafür.

Wo will der Klub am Jahresende stehen? Mit drei Meistertiteln in vier Jahren haben die Eisbären gehobenes Anspruchsdenken beim eigenen Anhang provoziert. Weniger als die Verteidigung der Meisterschaft wäre zu wenig, ein frühes Scheitern in den Play-offs für viele Fans eine Katastrophe. Trainer Don Jackson ärgerte sich zuletzt über den Druck, der auf seinem Team lastet. „Meisterschaften zu gewinnen, das ist kein Selbstläufer“, sagt er. „Bei uns wird inzwischen schon kritisiert, wenn wir nur knapp gewinnen. Das kann auf Dauer nicht gesund sein.“

Bisher in der Serie erschienen: Füchse Berlin (12.1.), Alba Berlin (14.1.) und der SC Charlottenburg (18.1).

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