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Die Kraft Runners beim Training.

© Max Menning

Berliner Läufer beim "Speed Project": 550 Kilometer durch die Mojave-Wüste

Wenn ein Marathon nicht genug ist: Eine Gruppe junger Berliner sucht neue Herausforderungen und nimmt an einem Extremlauf in den USA teil – bei 40 Grad, von LA nach Las Vegas.

Forrest Gump ist ein Film-Klassiker. Eines Tages verspürt der von Tom Hanks gespielte Forrest Lust aufs Laufen. Er fängt alleine an, doch immer mehr Menschen schließen sich an und gemeinsam durchqueren sie die USA. Das ist in etwa die Geschichte der "Kraft Runners" aus Berlin, die sich jetzt gemeinsam dem "Speed Project" stellen.

Am Freitag startet der jährliche Lauf um 5 Uhr morgens (Ortszeit) in Los Angeles, Kalifornien. Zwischen LA und dem Zielort Las Vegas im Bundesstaat Nevada liegen 550 Kilometer karge Landschaft. In der Mojave-Wüste herrschen Temperaturen von etwa 40 Grad, die sportliche Betätigung eigentlich undenkbar machen. Mit dem Flugzeug lässt sich die Strecke in 90 Minuten überwinden, mit dem Auto dauert es vier bis fünf Stunden, die Kraft Runners peilen eine Zeit von 41 Stunden an, zu Fuß. 20 Teams, mit jeweils acht Läufern, laufen durch die Wüste um die Wette und die Kraft Runners mittendrin.

Die Idee kam der Gruppe nach einem Berlin Marathon, der für die anfangs sechs Berliner einfach nicht genug war. Nach Vollendung der 42,195 Kilometer beschlossen sie, eine größere Herausforderung zu suchen und fanden sie. Berlin nach Hamburg: 300 Kilometer, endlich mal eine würdige Aufgabe. Und um die Sache noch etwas interessanter zu machen, das Ganze in 24 Stunden. Die sechs Dauerläufer brauchten gerade mal 21, es war die Geburtsstunde der Kraft Runners.

Jeder Läufer muss 70 Kilometer absolvieren

Der Name leitet sich vom Café Kraft in Prenzlauer Berg ab, dem Treffpunkt der Läufe. Dort finden sich mittlerweile jeden Dienstag bis zu 50 Läufer aus ganz Berlin zusammen. Laufen als Teamsport und nicht als Einzelevent, gemeinsam Spaß am Laufen haben und dadurch neue Freundschaften schließen. “Good Vibe, Good People” ist daher der Slogan der Kraft Runners. “Kraft steht für Stärke - nicht nur beim Laufen, sondern auch im Leben”, sagt Mitgründer Marco Prüfer.

Motivation, Energie und jede Menge Passion brauchen die Kraft Runners nun beim Speed Project. Die 550 Kilometer verlangen den Läufern alle ab. Sie werden in Zehn-Kilometer-Segmente aufgeteilt, die dann abwechselnd von den Läufer zurückgelegt werden. Bei acht Läufern im Team ergibt das 70 Kilometer pro Person, fast 30 Kilometer mehr als bei einem Marathon. Planmäßig wird jeder Kilometer in 4:30 Minuten absolviert und somit erhoffen sich die Kraft Runners eine Gesamtzeit von 41 Stunden und 15 Minuten. Zwischenstopps sind nicht vorgesehen. Die sieben Läufer, die gerade nicht an der Reihe sind, fahren die Strecke mit einem Wohnmobil, beladen mit 250 Liter Wasser, mit, während einer mit der Strecke sowie der brütenden Hitze kämpft.

Doch Temperaturen sind nicht das einzige Problem, die Strecke hat es in sich. Über Stock und Stein und Stacheldraht geht es für die Runners. Mitten in der Wüste steht auf einem Streckenabschnitt ein Stacheldrahtzaun. Umdrehen ist keine Option, vorbei geht auch nicht. Also wird gemäß dem Motto “Augen zu und durch” einfach eine Yogamatte über das Hindernis gelegt. Problem gelöst.

Zur Belohnung gibt es eine Poolparty

“Natürlich haben wir auch schon in Berlin trainiert, aber hier kommt alles zusammen.” sagt Lukas Kellner. Daher ist das Team auch schon eine Woche früher in die USA gereist, um sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen, sich die Strecke anzuschauen und letzte Besorgungen zu machen. “In unseren Hotelzimmer stapeln sich Schuhkartons. Jeder Läufer wird auf der Strecke ungefähr drei Paare tragen”, erzählt Kellner.

Das Ziel der Kraft Runners ist es, bestes europäisches Team zu werden. “Die Teams aus Amerika haben uns die Erfahrung voraus, das ist ein entscheidender Faktor”, sagt Kellner. Dafür haben die Kraft Runners, die als jüngstes Team an den Start gehen, die Lockerheit auf ihrer Seite. “Zwei von uns sind noch nie einen ganzen Marathon gelaufen, aber wir sind sicher, dass wir das schaffen, sonst würden wir ja nicht antreten” sagt Kellner. Die Läufer haben volles Vertrauen ineinander, das ist bei einer solchen Herausforderung aber auch unverzichtbar.

Auch wenn die Runners viel trainieren und mehrere Stunden am Tag für ihr Hobby investieren, können sie zwischendurch auch mal abschalten. Der Song “Eat, Sleep, Rave, Repeat” von Fatboy Slim wurde umgedichtet in “Run, Party, Repeat”. Den Berlinern ist wichtig, dass sie keine Laufmaschinen sind, sondern ganz normale Menschen, die zwar Woche für Woche Dutzende Kilometer hinter sich lassen, aber nach ihren Läufen auch mal gemeinsam ein Bier trinken. Sie haben sich durch den Sport gefunden, haben unterschiedlichste Hintergründe und sind - zumindest für die Zeit des Wettbewerbs - wie eine große Familie. Und wenn sie nach 41 Stunden und 15 Minuten in Las Vegas ankommen, wird gemeinsam gefeiert, mit einer bereits geplanten Poolparty. Ganz nach dem Motto: “Run, Party, Repeat”.

Philipp Höppner

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