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Sport: Berliner Launen

Alba spielt gegen Leverkusen und denkt an Bamberg

Berlin. Basketball-Trainer Emir Mutapcic steht im VIP-Raum der Max-Schmeling-Halle und stiert auf einen Fernseher, auf dessen Bildschirm nichts passiert. Dort flimmern auf Videotextseite 606 Ergebnissen der Play-offs, die längst bekannt sind. Ein Endstand fehlt jedoch. Irgendwann leuchtet neben der Zeile Bamberg gegen Oldenburg ein 3:0 auf und färbt sich weiß ein. Das bedeutet: Play-off-Serie beendet. Sofort wendet sich Emir Mutapcic und strebt seinem Sitzplatz zu. „Das ist natürlich ein Vorteil für Bamberg“, sagt der Trainer von Alba Berlin, „aber darüber möchte ich gar nicht sprechen“.

Es gibt noch etwas zu tun für Alba Berlin, ehe sich der Basketball-Klub mit dem Halbfinalisten Bamberg beschäftigen darf. Die Berliner müssen nach dem Erfolg vom Freitagabend (85:75) ein weiteres Spiel gegen Bayer Leverkusen gewinnen, um in das Halbfinale einzuziehen. 2:1 führen sie nun in der Play-off-Serie, die nach dem Modus Best of five ausgespielt wird. Geht es nach den Berlinern, dann soll das Duell bereits heute in Leverkusen (16 Uhr, live auf TV Berlin) beendet werden. „Wir dürfen ihnen am Sonntag keine Luft zum Atmen geben“, sagt Albas amerikanischer Spieler John Best. Falls jedoch die Auswärtsschwäche der Berliner anhalten sollte, wird die Entscheidung erst am kommenden Dienstag im fünften Spiel in Berlin (19.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) fallen.

Das Spiel vom Freitag weist jedoch ein paar Anhaltspunkte dafür auf, dass es nicht so weit kommen könnte. Zum einen hat Alba Berlin die richtige Einstellung gefunden. „Alba war heute einfach aggressiver“, sagte Leverkusens Sven Schultze traurig. In den ersten beiden Spielen hatte sein Team das größere Engagement gezeigt, diesmal aber war es umgekehrt. Der überragende Jovo Stanojevic (25 Punkte, 10 Rebounds) stopfte den Ball im dritten Viertel spektakulär per Dunking in den Korb und schubste danach seinen Gegenspieler Ajmal Basit absichtlich mit dem Oberkörper. „Das ist einfach passiert, das waren die Emotionen“, sagt der sonst so brave Centerspieler. Die Schiedsrichter ahndeten das Vergehen mit einem absichtlichen Foul. Szymon Szewczyk hämmerte den Basketball wenig später bei einer Flugeinlage ebenfalls per Dunking durch die Reuse. „Das war meine Revanche für ein brutales Foul von Sven Schultze“, sagt der polnische Centerspieler. Es war jedenfalls kein Zufall, dass Alba in dieser Phase der Emotionen das Spiel für sich entschied.

Zum anderen ging am Freitag alles so auf, wie es sich Emir Mutapcic wünschte. Gnadenlos nutzen seine Spieler die Überlegenheit auf der Centerposition aus und gaben den Ball immer wieder zu Jovo Stanojevic unter den Korb. Dessen Gegenspieler Ajmal Basit (1 Punkt, 1 Rebound, 5 Fouls) und Lars Grübler waren mit der Bewachung überfordert. „Wir hatten Stanojevic wenig entgegen zu setzen“, sagte Leverkusens Trainer Heimo Förster.

Albas Flügelspieler Stefano Garris fiel sogar gleich zweimal auf. Erst mit 16 Punkten und aggressiver Verteidigung auf dem Spielfeld, später mit einem weißen Hemd, auf dem sich alle Logos der NBA-Klubs tummelten. DeJuan Collins hingegen begnügte sich mit einem umsichtigen Auftritt auf dem Parkett. In der Verteidigung entnervte er Leverkusens Führungsspieler Denis Wucherer, der prompt nur 27 Prozent seiner Würfe traf und auf eine bescheidene Quote von 10 Punkten kam. Von ihren gefürchteten überfallartigen Angriffen konnten die Leverkusener nur wenige anbringen. „Den Alba-Spielern ist es gelungen, uns ihr Spiel aufzudrücken“, sagte Wucherer. Da konnten es die Berliner sogar verkraften, dass sie in Vladimir Petrovic (1 Punkt) einen Totalausfall in den eigenen Reihen hatten.

Doch das heutige Spiel bezieht seine Spannung aus den Launen der Berliner Spieler in dieser Saison. Gute und schlechte Leistungen wechselten sich nahtlos ab, auswärts gingen bislang sieben Bundesligaspiele und ein Play-off-Spiel verloren. Falls Alba weiterkommt, stünde bereits am Freitag das erste Halbfinalspiel auf dem Programm (19.15 Uhr, Max-Schmeling-Halle). Bamberg hat sich dafür in beeindruckender Weise qualifiziert. „Das war Tap-Tap“, sagt Sczewczyk und macht zwei kurze Handbewegungen – wie bei einer Watschen. Es werde ein ganz harter Kampf gegen Bamberg, prophezeit der Centerspieler, doch da fällt ihm ein, dass es noch ein Hindernis gibt. „Wenn wir am Sonntag gewinnen.“

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