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Sport: Berliner Zweckpessimisten

Trotz des Auftaktsieges sehen sich die Volleyballer vom SC Charlottenburg in der Champions League nur als Außenseiter

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Längst machte Kaweh Niroomand, ein Gläschen Rotwein in der Hand, im Vip-Raum der Sömmeringhalle die Honneurs. Was Marco Liefke zur gleichen Zeit irgendwo anders in der Halle erzählte, bekam der Manager des SC Charlottenburg gar nicht mit. „Die Bundesliga, die viel gescholtene, also so blind kann die dann ja wohl doch nicht sein“, sagte Diagonalangreifer Liefke. Ein deutlicher Seitenhieb auf Niroomand. Der hatte im Vorfeld des vom SCC gewonnenen Champions-League-Auftakts keine Gelegenheit ausgelassen, das Niveau der Bundesliga kleinzureden. Dass der Deutsche Meister in der nationalen Spitzenliga kaum auf Widerstand treffe, sei ein erheblicher Nachteil für internationale Prüfungen, hatte Niroomand zum Beispiel bemängelt. Nicht nur den 3:2-Sieg des SCC am Mittwochabend über Polens Meister Pamapol AZS Czestochowa führte Liefke nun als Gegenbeweis für Niroomands These an: „Auch Bayer Wuppertal hat schließlich in Frankreich gewonnen und Friedrichshafen nur ganz knapp in Russland verloren.“

Immerhin aber stellte auch der Manager nach dem Sieg gnädig fest: „Ich bin froh, dass unser Abstand zu den europäischen Spitzenmannschaften offenbar nicht so groß ist.“ Die Berliner profitierten nicht unwesentlich davon, dass bei den Polen auf starke Phasen fast nahtlos ganz schwache folgten.

Wo der SCC nach acht Siegen in acht Bundesligaspielen und dem Auftakterfolg in der Champions League in dieser Saison wirklich steht, bleibt offen. Niroomand äußert sich dazu nur äußerst vorsichtig. „Der wichtigste Punkt ist für mich, dass die Mannschaft Homogenität gezeigt hat.“ Eine Sorge ist dem SCC jedenfalls genommen. „Man denkt vor so einem Auftaktspiel schon mal: Hoffentlich blamieren wir uns nicht“, sagt Liefke. Blamiert hat sich der SCC nicht, aber daraus den Schluss zu ziehen, dass die Mannschaft in der Champions League auch mit den anderen Gruppengegnern Sisley Treviso und Olympiakos Piräus mithalten kann, wäre allzu vermessen. Für die Aufgabe am kommenden Mittwoch bei Favorit Treviso will sich Liefke aber schon mal selber die Angst nehmen. „Wir sind ja hier nicht bei Gladiatorenkämpfen, bei denen der Verlierer blutend aus der Arena geschleift wird.“ Und Hoffnung gibt es ja immer. Liefke: „Also, wie unser Lockenkopf“ – gemeint ist Mittelblocker Aleksander Spirovski – „den Matchball gegen die Polen verwandelt hat, das war schon ein krasses Ding. An solche Bälle kommt auch der Italienische Meister nicht ran.“

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