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Titel sammeln verbindet. Für Kapitän André Rankel (l.) war es bereits die siebte Meisterschaft mit den Eisbären, Torwart Rob Zepp war zum fünften Mal erfolgreich.

© dpa

Berlins zuverlässigster Titel: Warum die Eisbären immer wieder feiern können

Meisterschaften der Eisbären im Eishockey sind schon fast so selbstverständlich wie die der Bayern im Fußball. Dabei ist der aktuelle Erfolg nur über Umwege zustande gekommen und wurde entsprechend gefeiert - einige Profis von Hertha feierten mit.

Fast hätten sie die Meistertrophäe in Charlottenburg vergessen. In den frühen Morgenstunden des Montags schnappte sich Eisbären-Profi Matt Foy aber noch den Silberpokal, als er ein Lokal am Olivaer Platz verließ und ins Taxi stieg. Der neue deutsche Eishockeymeister hatte im tiefen Berliner Westen gefeiert. Der Klub, dessen Fans oft mit der Herkunft und der Tradition aus dem Berliner Osten kokettieren. Aber in der Meistermannschaft 2013 steckt eben nichts mehr drin vom SC Dynamo, dem einstigen DDR-Serienmeister. Die Eisbären haben sich von ihrem alten Image auch sportlich emanzipiert. Sie sind der erfolgreichste Klub aus dem Berliner Profisport. Sieben Titel in neun Jahren lautet ihre Bilanz – das hat in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) noch keiner geschafft.

Der Charme eines Serienmeisters ist allerdings ein ganz eigener. Natürlich wurde auch bei den Eisbären Titel Nummer sieben nach dem Ende einer unspektakulären Finalserie gegen die Kölner Haie nicht derart groß bejubelt wie Titel Nummer eins im Jahr 2005. Das ist nur logisch. Bayern München feiert Fußballtitel auch nicht so euphorisch wie Werder Bremen. Und bei Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel stellt sich in der öffentlichen Wahrnehmung auch ein Sättigungsgrad ein: Seine Siege sind so selbstverständlich wie die der Bayern und, eine Stufe darunter, wie Erfolge der Eisbären.

Da wird dann auch mal übersehen, wenn ein Titel auf Umwegen zustande gekommen ist. 1:2 lagen die Eisbären nach einer 4:8-Heimniederlage gegen die Hamburg Freezers imViertelfinale schon zurück und kamen danach mit Glück doch ins Halbfinale. Verteidiger Jens Baxmann sagte am Sonntag, seine siebte Meisterschaft mit den Eisbären sei für ihn die Wertvollste. „Wir haben in der Saison wirklich lange nicht gut gespielt, erstaunlich, wie wir da noch die Kurve gekriegt haben.“ Nach dem 4:8 gegen Hamburg haben die Eisbären nur noch ein Spiel in den Play-offs verloren. Eine spektakuläre Wende. Hätte nicht Berlin in dieser Manier den Titel gewonnen, wäre andernorts das Staunen groß gewesen. Aber so war die Konkurrenz in der DEL am Sonntag eher genervt als erfreut. Es gab brave Glückwünsche und Kölns Trainer Uwe Krupp sagte gar: „Wir waren spielerisch die besser Mannschaft in der Finalserie.“

Es hat den Haien nichts genützt, wirft aber die Frage auf, warum niemand in drei Jahren in der Lage war, eine Play-off-Serie gegen die Eisbären zu gewinnen. Eine Antwort wäre, dass die Liga zu schwach für die Eisbären ist. Aber etliche Klubs geben ebenso viel für ihre Kader aus wie die Berliner. Auch das Argument mit den vielen guten deutschen Spielern zählt nicht, gemessen an dem, was in Köln an starken einheimischen Profis auf dem Eis steht. Es ist wohl eher die kontinuierliche Arbeit, die die Eisbären oben stehen lässt, und das Wissen, sagt Manager Peter-John Lee, „dass wir nicht nachlassen dürfen, wenn wir oben bleiben wollen“. Denn Mittelmaß lasse sich in Berlin nicht verkaufen, schon gar nicht an 14 000 Zuschauer, die Spiel für Spiel bei den Eisbären in die Halle strömen. Und einen publicityträchtigen Auftritt auf dem Balkon am Roten Rathaus – diesmal wahrscheinlich am Donnerstag – gäbe es dann auch nicht.

Ein Autokorso und der Auftritt beim Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit werden die letzten Höhepunkte der Feierlichkeiten sein, die für die Spieler am Sonntag begonnen haben. Mit Sportprominenz wie Boxtrainer Ulli Wegner und Tote-Hosen-Sänger Campino und mit ähnlicher Routine, wie die Erfolge auf dem Eis zustande kamen – aber noch so überzeugend, dass auch Spieler des am Sonntag zweiten erfolgreichen Berliner Klubs am Olivaer Platz vorbeischauten. Die Hertha-Profis Pierre-Michel Lasogga, Änis Ben-Hatira und Peer Kluge feierten zu später Stunde mit den Eisbären, auch weil die Aufstiegsparty des neuen Fußball-Bundesligisten da schon längst vorbei war. Deutscher Meister sind am Sonntag eben die Eisbären geworden.

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